Frage: Ads Probleme beim Homeschooling

Hallo Frau Windisch, ich suche mal wieder Rat. Seit Dezember 2020 steht fest, dass unser Sohn ADS hat. In der Schule bzw jetzt Homeschooling sind die Symptome am heftigsten. Unsre Nerven liegen mittlerweile blank. Das Problem bei uns ist, dass er keinen Anfang findet. Und nach z.b. einer Aufgabe direkt wieder ne Pause einfordert. Außerdem verliert er sich so arg in seinem Quatschmachen. Ich würde ihn am liebsten " wachrütteln" Vom quatschmachen geht es vor allem abends manchmal direkt über in einen Wutanfall, weil wir dann auch irhendwann anfangen mit ihm zu schimpfen. Haben sie einen Rat, wie ich ihn dazu bewege anzufangen und wie ich ihn aus seinem "quatschmachen" raushole. Nicht falsch verstehen. Jedes Kind macht quatsch. Nur bei uns hält es sehr lange an. Und es dringt fast nix zu ihm durch. Nächste woche fangen wir dann auch endlich mit ergo an. Ich versuche einen gerehelten tagesablauf zu haben. Mit 5 monate altem baby manchmal nicht so einfach. Lieben dank schonmal

von Mika82 am 21.01.2021, 09:51



Antwort auf: Ads Probleme beim Homeschooling

Hallo, falls das für Sie in Frage kommt und ihr Kind vom Lernen in der Schule mehr profitieren würde, gäbe es noch die Möglichkeit einen Notbetreuungsplatz in der Schule mit Begründung psychosoziale Entwicklung des Kindes zu beantragen, da er ja auch diese Diagnose als Hintergrund hat. Bei ADS ist ein strukturierter Tagesablauf (z.B.früh: anziehen, Frühstück, Zähne putzen, Schulsachen beginnen) wichtig, der so stets eingehalten wird. Der Beginn der Schulaufgabenzeit kann z.B.mit einem Signalton verdeutlicht werden, sobald ihr Kind dafür fertig ist (z.B. von einer Klangschale, einem Windspiel, notfalls geht auch eine Fahrradklingel, Weckerton, o.ä.). Dann genau eine bestimmte Zeit vereinbaren, für die gelernt wird (nicht zu grosse Zeitfenster nehmen), überprüfbar mit Uhrzeit oder Küchenwecker, etc. In der Pausenzeit auf Bewegung und frische Zimmerluft achten. Lassen Sie sich von ihm die Aufgabe laut vorlesen und er soll diese mit seinen eigenen Worten wiedergeben, damit er sie auch verstanden hat. Zur propriozeptiven Regulation während oder zwischen den Aufgaben bieten Sie einen Knautschball für die Hände an, den er drücken kann (falls es bei den Aufgaben eher ablenkt, dann am Ende der Pausenzeit geben), alternativ geht auch die Hände kraftvoll gegeneinanderpressen. Für das selbstständige Beginnen von Aufgaben kann mit einem Punktesystem/ Tokken System verstärkend gearbeitet werden, d.h.jedes mal, wenn er dann gleich nach dem Signalton allein mit den Aufgaben beginnt, bekommt er z.B.einen Stempel oder Spielchip, die er sammeln und ab einer gewissen Anzahl gegen etwas eintauschen kann (Belohnung). Klären Sie vorab genau, für was es den Stempel/Chip gibt und wann nicht. Loben und Anerkennung für die Momente, in denen er gut an einer Aufgabe dranbleibt bzw.eine gute Motivation zeigt (nicht Ergebnisabhängig). Versuchen Sie darauf zu achten, dass es mehr Lob/ positive Aufmerksamkeit gibt, als Kritik / Ermahnen (ich weiß, nicht immer einfach umzusetzen). Geben Sie ihrem Kind die Möglichkeit, Schulwissen durch Erzählen und Zeigen im Familienalltag miteinzubringen, das ist nicht nur gleich Wiederholung und Vertiefung, sondern auch Anerkennung. Ich würde empfehlen die Therapiefrequenz für die Ergotherapie auf 2x wöchentlich beim Arzt ändern zu lassen (wenn für Sie umsetzbar und terminlich in Praxis möglich), da zunächst einmal die Diagnostik und Beobachtung einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bevor es zur therapeutischen Förderung kommt und die Therapieinhalte höherfrequentiert effektiver sind (dann kann man dafür zwischendurch eher mal pausieren), damit er schneller unterstützt werden kann. Sie können eine "Stop-Karte" basteln (mit Stopverkehrsschild drauf), wenn er beginnt Quatsch zu machen und diese zeigen, wenn er sich zu sehr von der Aufgabe ablenkt. Besprechen Sie mit ihm zuvor, dass das Zeigen dieser Karte bedeutet, dass er sich wieder seiner Aufgabe zuwenden soll. Bitte nur für die Schulaufgaben und nicht in Pausen, abends, etc.24 Stunden anwenden. Fragen Sie ihn in ruhiger Zeit (z.B.abends beim ins Bett gehen), was ihm hilft und gut tut, um bei einer Aufgabe bleiben zu können. Manche Kinder profitieren z.B.davon, die Aufgaben in Bauchlage auf dem Teppich zu machen (so hat der Körper mehr Auflagefläche und Spürinfo), andere von dynamischen Sitzmöglichkeiten. Versuchen Sie in Momenten, wo er beginnt "Quatsch zu machen" nicht nur eine verbale Ermahnung zu geben, sondern den Hinweis mit einem körperlichen Kontakt (z.B.Hand auf die Schulter drücken als Spürinfo) und bei Augenkontakt zu geben, damit ihr Wort besser bei ihm ankommt. Generell ist es besser positiv zu formulieren: also statt "keinen Quatsch machen" = "bleib bei der Aufgabe", statt "nicht so laut" = "sei leiser", etc. Es kann sicher nicht alles auf einmal umgesetzt werden, zumal Sie ja auch noch ein Baby zu versorgen haben, also versuchen Sie kleine Schritte umzusetzen, und wenn es 1-2x/Tag gelingt, etwas davon umzusetzen, ist das schonmal ein Anfang. Beachten Sie in den Abendstunden ihrem Kind stets etwas positives zu sagen, was sein Selbstbewusstsein stärkt, z.B. heute fand ich schön, als Du .../ ich habe mich gefreut, dass Du ... Viel lässt sich da aus der Ferne leider nicht unterstützen. Starke Nerven und gutes Durchhalten, alles Gute Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 22.01.2021