Hallo Frau Windisch,
nun sind schon wieder drei Monate vergangen seit ich Ihnen unsere Situation zuletzt geschildert und Ihren Rat eingeholt habe. Leider hat sich bisher nicht wirklich etwas geändert und unsere Tochter (21 Monate jetzt) isst noch immer Gemüse und Obst nur fein püriert und lediglich Getreideprodukte in fester Form (wobei sie auch die Bananen-Muffins nicht gegessen hat die ich ihr mal angeboten hatte. Sie probiert meist nicht einmal)
Wie lange sollen wir noch abwarten bzw. ab wann wäre es denn ratsam doch Hilfe zu suchen?
Ist das etwas das sich von heute auf morgen plötzlich von alleine lösen kann?
Was kann ich noch tun außer gemeinsam am Tisch zu essen und ihr feste Nahrung anzubieten? Sie scheint sich einfach nicht zu interessieren und wenn es doch mal gelingt und etwas im Mund landet schiebt sie es angewidert raus und wenn es noch so kleine Stücke sind (z. B. stören sie schon die kleinen Karotten aus dem Gemüsegläschen ab 8 Monaten von HIPP)
Bin ich zu ungeduldig mit der Kleinen?
Danke und Gruß Mariposa18
von
Mariposa18
am 18.04.2020, 00:29
Antwort auf:
Ab wann Hilfe von außen nötig
Hallo,
ich verstehe ihre Sorgen aber würde,soweit es sich aus der Ferne einschätzen lässt, noch die weitere Entwicklung abwarten,solange bei den U-Untersuchungen keine gravierenden Probleme bei Gewicht und Entwicklung festzustellen sind. Jedes Kind ist und ISSt sehr individuell. So gibt es andersrum z.B.Kinder,die ausschließlich feste Nahrung essen und püriertes verweigern. Der Übergang vom Stillen zu Breinahrung und auch von Breinahrung zu fester Nahrung sind sensible Phasen,die für ein Kind viele neue Eindrücke darstellen und ohne Druck von außen erfolgen sollten. Versuchen Sie ihren Fokus auf ihr gut entwickeltes Kind zu legen,dass gern mit Ihnen gemeinsam isst und legen Sie nicht zuviel Aufmerksamkeit auf das,was ihr Kind gerade isst / nicht isst oder wie es auf andere Nahrungsangebote reagiert. Ich weiß aus eigener Erfahrung dass das schwer ist und man sich schnell Sorgen macht, aber es ist noch kein Kind freiwillig vor einem gedeckten Tisch verhungert! Ich finde auch das Nahrungsangebot aus Vollkornbrot,Knusperbrot,Keksen und püriertem Obst und Gemüse (als auch Smoothie möglich) gut aufgestellt. Ab 2 Jahren beginnt das Trotzalter und kann dann bei Kindern,die bereits bestehende Ess-befindlichkeiten hatten auch nochmal eine sensible Phase darstellen. Hier geht es auch um die Autonomieentwicklung,Selbstbestimmung des Kindes und da sollte dann erst recht kein Druck im Umgang mit Essen erfolgen. Bleiben Sie dabei,zusätzlich feste Nahrungsstücke bereitzulegen,sie selbst mit dem Kommentar "lecker",die schmecken mir sehr gut als Vorbild zu essen und den Rest der Zeit überlassen. Meine zwei Zwerge (davon auch ein "kaufauler") waren beide auch sehr eigen in ihrer Wahl,wann welches Nahrungsmittel neu aufgenommen wurde und das hat sich im Altersbereich 3-4 Jahre gut gebessert (tatsächlich u.a.auch im Kitabereich, essen mit anderen Kindern). Probieren Sie vielleicht,ob neue Nahrungsmittel unterwegs,beim Zusammensein mit anderen Kindern (...wobei das aktuell derzeit gerade schwieriger ist...) oder als Picknick auf einer Decke am Boden oder auf dem Balkon/der Wiese draussen,etc.eher angenommen werden.
Ein Hintergrund kann/muss aber nicht- die Muskelspannung des Mundes (Tonus) sein, da wären dann aber noch weitere Dinge auffällig gewesen (schwaches Saugen beim Stillen, häufiges Sabbern,kein geschlossener Mund,Zunge nicht am Gaumen, verwaschene Sprache,auffällige Sprachentwicklung). Um den Tonus im Mundbereich anzuregen und dadurch das Kauen zu erleichtern,kann man mit Kälte arbeiten,also z.B.vor der Apfelspalte einen zerkleinerten Safteiswürfel auf dem Löffel zum lutschen anbieten.Das steigert die Muskelspannung im Mund und erleichtert das Kauen.
Solange ihr Kind sich aber gut entwickelt, an Gewicht zunimmt und das Familienessen entspannt stattfindet, sehe ich da noch keinen akuten Handlungsbedarf.
Ein Tip für die Erntezeit: selbst pflücken z.B.vom Balkon oder Fensterbrett eignen sich Erdbeeren,Himbeeren,Heidelbeerpflanzen ( und im Herbst auch Äpfel,Birnen,Pflaumen) vom Erntehof oder wildgewachsen auf alten Plantagen und selbstgepflückt wird so manches eher in den Mund geschoben als servierfertig auf dem Teller aus dem "Nichts" kommend und als Gemüse z.B.Zuckererbsen selbst ernten und rauspulen.
Alles Gute und viel Geduld
von
Kristin Windisch
am 18.04.2020