Frage: 1. Klasse

Sehr geehrte Frau windisch, Meine Tochter geht aktuell in die 1. Klasse. Seit dem 3. Tag geht das nur mit Tränen. Sie beruhigt sich mittlerweile recht schnell im Verlauf der 1. Stunde. Mittlerweile haben wir teilweise einen weg gefunden das es nicht ganz eskaliert. Insgesamt ist sie aber in sich gekehrt und zurückhaltender geworden. Meinen sie eine Ergotherapie könnte unterstützend mit helfen um Selbstbewusster zu werden etc.

von claudi0705 am 10.11.2020, 08:18



Antwort auf: 1. Klasse

Hallo, das ist sicher eine schwere Situation für ihr Kind und Sie, zumal das ja jetzt nicht erst seit einer Woche so ist. Es kommt auf den Auslöser darauf an/ was der Grund ist, dass es ihrem Kind so schwer fällt. Was hat da das Gespräch mit dem Kind ergeben - liegt es an der neuen Umgebung, gibt es ein Problem zum Beziehungsaufbau mit der Lehrperson, findet ihr Kind keinen Anschluss zu den anderen Kindern, wird es ausgegrenzt, Trennungsproblematik/Trennungsangst des Kindes (vielleicht schon aus der Kita bekannt?) von den Eltern, ist es die Umstellung vom Kitaalltag auf die neuen Anforderungen der Schule, denen sie sich vielleicht noch nicht gewachsen fühlt, etc. Vielleicht hilft es ihrem Kind, wenn privat Treffen mit ein bis zwei anderen Kindern arrangiert werden, dass ihr Kind sozialen Bezug hat und sie mit mehr Sicherheit in den Unterrichtsbeginn gehen kann, vielleicht mit dem anderen Kind zusammen hinein? Oder ob ein zeitigeres Ankommen vor den anderen Kindern hilfreich wäre. Versuchen Sie im Gespräch mit ihrer Tochter herauszubekommen, was der Grund für die morgendlichen Tränen ist und was ihr Sicherheit für das Betreten des Klassenraumes geben würde (erstmal das Kind selbst überlegen lassen, wenn gar nichts kommt Vorschläge machen, z.B. ein Kuscheltier mitnehmen, einen "magischen Kraftstein", den sie in der Hand halten darf, ausgedachte Geschichten über Tierkinder erzählen, denen es ähnlich geht und was diesen hilft mit der Situation umzugehen - das wäre dann das Vermitteln von Werten, Stärken,Umgang mit Problemsituationen durch die Hintertür ;), dafür sind Kinder meist offener, als wenn sie einen Vortrag von den Eltern gehalten bekommen, Tip: den Namen des Tierkindes mit dem gleichen Anfangsbuchstaben wie bei ihrem Kind wählen und vielleicht auch ein paar Characktereigenschaften und/oder Interessen, die die Identifikation mit dem Tier erleichtern). Es wäre auch eine Option im Expertenforum bei Dr.Nohr um weitere Tips anzufragen. Natürlich kann man in der Ergotherapie das Selbstbewusstsein fördern, v.a.wenn auch noch in anderen Alltagsbereichen die Problematik auftritt und ein Leidensdruck des Kindes besteht und die Probleme v.a.im Sozialbereich ihren Ursprung haben. Tritt die Problematik allerdings ausschließlich in dieser Situation auf, weiß ich nicht, ob Kinderarzt/ärztin da bereit sind eine Verordnung dafür auszustellen. Sollte sich ihre Tochter ausschließlich beim Betreten des Raumes unter den Augen der anderen unwohl fühlen, kann man auch schauen, ob Regulation durch Propriozeption hilfreich wäre (z.B.einen Antistressball fest zu drücken, bis sie am Platz sitzt oder sobald sie sich unwohl fühlt - das kann auch beim Stressabbau helfen). Wichtig ist, dem Kind zu vermitteln, dass es sich nicht "falsch" fühlt oder verhält, in dem Sie erklären, dass es selbst Ihnen als Erwachsenen in manchen Situationen so ergeht (neuer Arbeitsplatz, neue Kollegen, neuer Chef/Chefin, etc.) und das dies ein Gefühl ist, welches mit zunehmender Zeit immer weniger werden wird, weil alles vertrauter wird. Die Angst wird immer etwas kleiner werden, wenn man sich ihr täglich stellt ;). Sollte aber eine Trennungsangst von den Eltern, vielleicht auch aufgrund frühkindlicher Erfahrungen die Ursache sein oder psychosomatische Beschwerden hinzukommen, kann psychologische Unterstützung helfen. Alles Gute Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 10.11.2020



Antwort auf: 1. Klasse

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Wenn ich sie frage woran es liegt kommt als Antwort das sie es nicht weiß od manchmal auch weil sie bei mir bleiben möchte. Wir haben früh nun mittlerweile einige Rituale. Sie bekommt einen Schal von mir vor der Schule, wir tragen beide das gleiche Armband welches ich ihr früh auch vor der Schule gebe. Sie geht gemeinsam mit 2 Freunden rein (die sich bereits aus dem Kindergarten kennen) und sie darf ein kl. Kuscheltier mitnehmen. Ich denke sie passt insgesamt gut auf in der Schule, kann mir am Nachmittag vieles wiedergeben und berichtet nicht das sie irgendwie ausgegrenzt oder gemobbt wird. Persönlich denke ich ist es die neue Umstellung von dem bekannten Kindergarten in eine neue Umgebung.

von claudi0705 am 10.11.2020, 20:36



Antwort auf: 1. Klasse

Das klingt doch soweit gut,wie Sie das händeln - dann brauch es vermutlich noch einige Umstellungszeit, so richtig angekommen sind die meisten nach einem 3/4 Jahr. Versuchen Sie jeden Morgen mit Zuversicht in diese Situation zu gehen und schenken Sie ihrem Kind Aufmerksamkeit/Lob, wenn sie die Trennung mal etwas ruhiger geschafft hat.

von Kristin Windisch am 12.11.2020