Frage: Bindungstyp Loslösung

Guten Tag Frau Henkes, Ich war mir immer sehr sicher, dass meine 2 Jährige Tochter sicher gebunden ist. Mein Mann und ich sind immer bestrebt gewesen direkt auf Ihre Bedürfnissen einzugehen. Sie schläft seit Beginn im Eltetnbett, hat sich selbst mit 18 Monaten abgestillt, wurde von uns immerzu getragen, nie zu anderen Personen abgegeben. Sie fremdelte mit 3 Monaten, Papa wurde mit 18 Monaten ca. Genauso wichtig wie ich, teilweise mehr Papabezug wie Mama. Seit sie 12 Monate alt ist geht sie in die Krippe. Eingewöhnung ging 8 Wochen lang, erste Trennung für ein paar Min. Nach 2 Wochen. Alles ganz entspannt. Dennoch war das Abgeben immer mit weinen verbunden. Je älter sie wurde umso schlimmer wurde es. Da sie auch weint wenn andere Kinder weinen, ist sie mit 22 Monaten in eine Zwischengruppe mit 2-4 jährigen gewechselt. 2 Wochen lang war es besser, danach ging es wieder rapide Bergab. Sie weint dort stundenlang, ich muss sie oft abholen da sie nicht ablenkbar ist. Auch wenn ich sie abhole will sie sofort nach Hause und lässt sich auch mit mir nicht dazu überreden noch fertig zu essen oä. Sie ist richtig panisch. Na h ihrer Eingewöhnung gab es ein paar Erzieherwechsel. Zu nahen Verwandten geht sie gar nicht, fühlt sich unwohl wenn  Besuch da ist und möchte weinend den Raum mit mir wechseln. Vor ein paar Monaten war es wenigstens so, dass sie auf meinem Schoß saß wenn Besuch da war. Auf den Spielplatz möchte sie auch nicht, da dort andere Kinder sind. Sie benutzt nur Spielgeräte wenn kein anderes Kind in der Nähe ist. Auch auf ihre Cousines (19 M. Und 3 J) reagiert sie ängstlich, möchte nicht in ihre Nähe. Generell ist sie sehr sensibel, laute Geräusche hält sie nicht aus. Es gibt Tage an denen ich auch nicht kurz in die Küche darf oder ins Bad, obwohl wir alleine zu Hause sind.   Ansonsten ist sie gut entwickelt, sprachlich sehr fit, spricht von sich in der ich-Form, kann unzählige Lieder auswendig, setzt ihr "selbst" zu Hause im geschützten Rahmen gut durch, was wir auch zulassen. Darf schon immer viel entscheiden - Kleidung, Musik, Essen, was wir wie spielen etc. Kann sie unsicher-ambivalent gebunden sein? Oder ist das durch ihre sensible Art einfach so?  Im Kindergarten sind die Erzieher verzweifelt und ich ebenso. 

von Monika123 am 23.05.2022, 14:34



Antwort auf: Bindungstyp Loslösung

Guten Tag, Sie brauchen sich wegen einer unzureichenden Bindung keine Sorgen zu machen. Das Verhalten Ihrer Tochter ist in keiner Weise ein Hinweis darauf, dass sie nicht gut gebunden ist. Sie beschreiben zum einen die hohe Empfindsamkeit Ihrer Tochter. Zum anderen ist sie sicherlich auch in der Wiederannäherungskrise, in der Kinder diesen Alters sich nach der Loslösung der Mutter wieder sehr vergewissern müssen. Sie benötigen dann eine Zeitlang wieder mehr Nähe, bis sie sicher sind, dass die Mutter ihnen erhalten bleibt, auch wenn sie nicht immer anwesend ist. Ihre Tochter hat sich für den Kigabesuch nicht nur von Ihnen trennen müssen, sondern auch dort bereits mehrere Trennungen erfahren, Erzieher/innenwechsel, Gruppenwechsel. Möglicherweise ist sie als sensible Zweijährige mit diesen Anforderungen noch überfordert. Dazu gehört für Kleinkinder oft auch noch die Gruppengröße im Kiga. Ein Hinweis darauf könnte das derzeitige Ablehnen des Kontakts zu anderen Kindern sein. Sie kennen Ihre Tochter am besten und beobachten ihr Verhalten. Daher können auch nur Sie am Besten beurteilen, ob die Betreuung im Kiga derzeit für Ihre Tochter geeignet ist. Oft hilft eine vorübergehende Kigapause und Betreuung zu Hause, um dem KInd Zeit für weitere Entwicklungsschritte zu geben, die dann später den Kigabesuch unter anderen Vorzeichen gut möglich werden lassen. Ihrer Tochter wird es helfen, wenn sie merkt, dass Sie ihre Ängste verstehen und versuchen, die Angstauslöser zu reduzieren. Sie können Ihre Tochter beruhigen und trösten und in kleinen, behutsamen Schritten versuchen, mit ihr zusammen Kontakt zu anderen aufzunehmen. Sie können ihr die Angst nicht ausreden. Aber sie kann mit zunehmender Reifung und Selbstentwicklung allmählich dahin gelangen, Ängsten in kleinen Schritten zu tolerieren und zu überwinden.  Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 23.05.2022



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