Sehr geehrter Dr. Nohr,
Mein Sohn 1,5 Jahre hat einen riesen Bewegungsdrang. Er rennt den ganzen Tag und klettert überall man muss immer schnell sein, denn er steht sonst auf dem tisch oder balanciert auf der Sofalehne. Stillsitzen kann er nicht. Ich gehe mit ihm viel auf den Spielplatz und toben.
Nun wir auf einem Bauernhof mit riesen Auslaufmöglichkeit. Wieder zu hause in der etwas engen berliner Wohnung, will er nun seit drei Wochen nicht mehr zum Essen sitzen. Vorher saß er im Hochstuhl. Er will nicht auf meinen Schoß oder normalen Stuhl, auch Kinderstühlhlchen nicht. Nun läuft er im Zimmer umher, kehr kurz zum Tisch zurück, nimmt selbst einen Löffel, rennt, klettert wieder...das Essen ist Mega unentspannt, und er ißt so nur minimengen!!! Mein mann schimpft mit mir, ich hätte ihn nicht aus dem hochstuhl rauslassen sollen, aber er tobte am tag der Rückkehr sooo sehr, dass ich es nicht ansehen konnte und jetzt leistet er massiv Widerstand Er will auch nur kürzeste Strecken im Autositz oder Buggy sein, dann streift er die gurte ab oder schlägtvseinen kopf gegen die lehne. So können wir keine ausfllüge machen zum see oder so...
Er will auch ständig an due Brust (ich stille ihn noch ca 3x) er zerrt alle halbe Stunde an meiner Bluse und tobt, aber ich will nicht wieder zum Vollstillen zurück in diesem Alter! vorher hat er gut gegessen...
Besten dank!
Anni
von
Ann-Kristin
am 16.07.2020, 19:33
Antwort auf:
Wirbelwind
Guten Tag,
Ihr Sohn scheint derzeit massiv Grenzen testen zu wollen. Dazu gehört auch bei den ganz Kleinen oft schon, dass sie prüfen, ob die Eltern das meinen, was sie sagen. Ich spreche hier nicht von absichtlich geplantem Vorgehen, was Kleinkinder noch nicht können.
Hier sind sehr Geduld und Konsequenz gefragt, was natürlich nicht leicht fällt, wenn die Kleinen so ungebärdig sind. Ich meine hier auch beide Eltern. Es ist hilfreich, wenn Sie sich im Umgang mit dem Kind in solchen Situationen unterstützen.
Ich habe es so verstanden, dass Sie alle gemeinsam am Tisch essen. Wenn Ihr Sohn nicht in den Kinderstuhl oder auf den Schoß will, kann er nicht an der Mahlzeit teilnehmen. Dann kann er aber auch nicht essen.
Sie scheinen Sorge wegen der "Minimengen" zu haben, aber Ihr Sohn wirkt doch recht munter und aktiv, wie Sie ihn beschreiben.
Auch im Autositz stellt sich ja die Sicherheitsfrage. Sie können Ihren Sohn nicht gewähren und die Gurte abschnallen lassen. Wenn Sie nicht auf das Autofahren verzichten wollen, müssen Sie ihm hier deutliche Grenzen setzen, um ihn nicht zu gefährden.
Könnte es sein, dass Ihr Sohn durch das "Teilzeitstillen" verwirrt ist? Vorher bekam er die Brust wohl nach Bedarf. Jetzt kann er ja essen und bekommt die Brust noch ca. dreimal am Tag. Er kann vermutlich nicht verstehen, warum sich da was geändert hat und warum er manchmal gestillt wird und manchmal nicht. Möglicherweise käme er besser mit einer eindeutigen Regelung zurecht. Zur Ernährung benötigt er das Stillen schließlich nicht mehr. Vielleicht hätte er dann auch wieder mehr Hunger zu den Mahlzeiten.
Solche Phasen treten in der Kleinkindentwicklung häufig auf. Das kennen Sie bestimmt schon vom älteren Bruder. Das ist oft schwer auszuhalten für die Eltern, weil die Kinder dabei so stark wirken. Aber die eigentlich Starken sind die Erwachsenen.
Es ist wichtig für Ihren Sohn, dass Sie ihn bei allem Einschränkenden, was Sie ihm abverlangen, liebevoll und geduldig begleiten. Auch wenn er Ihre Worte und Erklärungen altersbedingt noch nicht richtig verstehen kann, hilft es ihm doch sich an notwendige Bedingungen leichter anzupassen. Es ist auch möglich, ihn zu trösten, weil Sie ja verstehen, dass es ihm schwerfällt, etwas zu tun, was er nicht will oder etwas nicht zu bekommen, was er unbedingt will.
Ingrid Henkes
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 17.07.2020
Antwort auf:
Wirbelwind
Ach so, er geht NICHT in die Kita, hat einen dreijährigen Bruder, mit dem er sich super versteht und der ein begeisterter Esser ist und wir essen alle zusammen mit liebevoll zubereiteten Speisen...
von
Ann-Kristin
am 16.07.2020, 20:10
