Wie erkenne ich eine Traumatisierung?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie erkenne ich eine Traumatisierung?

Hallo Herr Dr. Nohr, meine Kinder hatten leider ein sehr traumatisches Erlebnis und ich bin mir unsicher wie ich mich verhalten soll. Meine jüngste Tochter wurde von einem Hund am Kopf schwer verletzt. Sie hat viel Blut verloren und musste operiert werden. Ihre beiden Geschwister waren dabei und haben panisch versucht ins Haus zu fliehen. Ein Kind von mir wurde später auf einem Baum neben dem Haus gefunden. Ich war die ganze Zeit dabei und habe mich (selbst in absoluter Panik) ausschließlich um meine angegriffene Tochter gekümmert. Das Ereignis ist zwei Monate her. Meine Kinder hatten anfangs viel Angst das Haus zu verlassen sind aber heute wieder ganz normal. Wir können zum Glück keine Veränderungen feststellen. Wir haben sehr oft über den Unfall gesprochen und zusammen überlegt warum der Hund das getan hat. Da wir im Ausland (nicht EU) leben und meine Kinder (alle noch unter 7) kaum englisch sprechen kam ein Therapeut eher nicht in Frage. Ich glaube so ein Berufsfeld findet man hier auch eher nicht. Bin ich auf dem richtigen Weg mit Gesprächen? Oder gibt es etwas das ich tun sollte? Wir kommen erst im Winter nach Deutschland. Vielen Dank

von Klaas1978 am 06.07.2020, 12:39



Antwort auf: Wie erkenne ich eine Traumatisierung?

Hallo, das ist eine dramatische und existentiell bedrohliche Erfahrung und sie hat mit Sicherheit Auswirkungen. Die können sehr unterschiedlich sein, sich auch unterschiedlich (oder auch gar nicht äußerlich) zeigen. Ihre Kinder haben sehr sinnvoll reagiert und es scheint auch hilfreich gewesen zu sein, das Thema immer mal wieder aufzugreifen. Die Kinder integrieren das Geschehene auf unterschiedliche Weise in ihr Weltbild und hüllen es damit auf individuelle Weise ein. Es kann aber jederzeit durch einen passenden Auslöser aktualisiert werden. Im Augenblick können Sie nicht mehr tun, als auch auf diskrete Zeichen der Verunsicherung zu achten und Angstverhalten zu akzeptieren. Ansonsten sollten Sie die Bedürfnisse der Kinder nach Austausch und Sicherheit anerkennen. Und dann werden Sie merken, ob später noch eine prof. Unterstützung nötig ist (was zumindest für das gebissene Kind anzunehmen ist). In der Zwischenzeit können Sie sich auch jederzeit hier Rat und/oder Information holen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 06.07.2020