Wie Situation auflösen?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie Situation auflösen?

Hr. Dr. Nohr, ich mache mir Sorgen um meinen 3jährigen. Er ist schon immer mamafixiert - Mama muss/darf alles machen. Papa nicht. Auch möchte er Mama immer bei sich haben - Kindergarten (seit 2 Jahren) ist die Trennung mit vielen Tränen verbunden - er beruhigt sich aber (wohl) meist schnell. Selbst bei Papa oder Familie möchte er meist nicht ohne Mama bleiben. Dieses „immer Mama“ist ziemlich kräftezehrend und oft habe mich alleingelassen/überfordert gefühlt. Streit mit dem Papa deswegen - meiner Meinung nach bemüht er sich nicht ausreichend. Manchmal auch gestresste Reaktion ggü. dem Kleinen. Spürt er meine Unsicherheit? Überträgt sie sich? Ich fühle mich schlecht, möchte ihm aus diesem Kreislauf helfen, weiß aber nicht wie. Darüberhinaus hat er seit einigen Tagen extreme Wutanfälle, wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht, er etwas nicht bekommt. Er schreit wie am Spieß, brüllt seine Wut raus, lässt sich nicht ablenken, beruhigen. So ein „Anfall“ kann 15-20Minuten dauern- er würgt bereits. Ist das in dem Ausmaß normal? Ich hoffe Sie haben Tipps.

von Knopf2016 am 25.06.2019, 08:10



Antwort auf: Wie Situation auflösen?

Hallo, scheinbar hat die Loslösephase nicht so recht funktioniert und der Vater ist als dritte Person nicht so nah geworden. Im Gegenteil scheint es auch Spannungen zwischen den Eltern zu geben wegen dieser eindeutigen Bezugnahme auf Sie (und damit erlebte Zurücksetzung des Vaters). Das ist ein Spannungsfeld das die Kinder natürlich spüren und darauf reagieren. Die beste Lösung wäre, wenn die Vater-Sohn-Beziehung sich verbessern könnte, was ein Loslassen von Ihrer Seite bedürfte. Diese "Triangulierung" würde allen ermöglichen, ihre Beziehungen zueinander neu anzupassen und aufzuteilen. Loslassen von Ihrer Seite würde z.B. bedeuten, dass Sie dem Vater zutrauen würden, Situationen selbst zu lösen, auch wenn das Kind (anfänglich) noch immer nur zur Mutter will. Das geht nur, wenn Sie das Gefühl haben, dass der Vater "gut" mit ihrem gemeinsamen Kind umgeht. Es sind also "vertrauendbildende Maßnahmen" in verschiedene Richtungen möglich und nötig. Es ist auch Zeit das zu tun, denn der Vater wird in den nächsten Jahren wichtiger werden für die Entwicklung des Jungen. Es geht also hier nicht um praktische Tipps, sondern, wie Sie auch schreiben, um die Lösung einer suboptimalen Konstellation. Das bedarf Bereitschaft der Eltern, dieses Thema mit Ruhe und Respekt zu erörtern. Viel Erfolg dabei (es ist der Mühe wert). Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 25.06.2019