Liebe Expertin, lieber Experte,
mein Sohn ist 5 Jahre und hat im Kindergarten zunehmend Probleme. Weder die Erzieherinnen noch wir wissen weiter .... alleine und zu zweit ist unser Sohn entspannt, kann sich alleine beschäftigen, malt viel. In Spielsituationen mit einem anderen Kind, gibt es immer mal Streit, aber sonst nichts besonderes.
Treffen jedoch mehrere Kinder aufeinander,reagiert unser Sohn häufig mit Hauen und Treten. Er selbst sagt nie, wenn er geärgert/ gehauen etc wird, obwohl wir ihm immer wieder sagen, dass er das einer Erzieherin sagen soll. Es scheint so, als wüsste er nicht, wie er in Kontakt mit anderen Kindern treten soll .... er ist sprachlich sehr weit und sehr wissbegierig. Nun ist es soweit, dass er von den anderen Kindern ausgeschlossen wird. Das verstärkt seinen Unmut natürlich und ein Teufelskreis beginnt. Wir reden ständig mit ihm. Wir haben schon einiges versucht: schimpfen, jeden Morgen erinnern, was verboten/ erlaubt ist, « Bestrafungen » wie TV -Verbot.... aber es verändert sich nichts. In den Gesprächen zeigt er sich immer sehr einsichtig. Aber er kann es einfach nicht umsetzen.
Ich finde es total schlimm, dass er anderen Kindern so weh tut und frage mich ständig, was wir falsch gemacht haben.
Wir stehen bei Kinderspychologen auf der Warteliste. Ich möchte ihm aber jetzt schon helfen. Haben Sie eine Idee?
Ganz herzlichen Dank
von
Glühwürmchenmama
am 17.12.2020, 12:28
Antwort auf:
Warum haut er?
Guten Tag,
vermutlich haben Sie gar nichts falsch gemacht.
Ihr Sohn hat einfach noch Schwierigkeiten, den Kontakt mit anderen Kindern zu regulieren. Kinder denken dann oft, dass solche Situationen mit körperlicher Durchsetzung zu bewältigen seien, weil ihnen andere Mittel noch nicht zur Verfügung stehen oder sinnvoll erscheinen. Jetzt hat Ihr Sohn erfahren, dass seine Art der Selbstbehauptung nicht sinnvoll ist, weil er ausgeschlossen wird.
Nun braucht er Hilfe, um andere Methoden der Kontaktaufnahme und sozialen Einpassung kennenzulernen und zu akzeptieren. Wichitg ist es jetzt, den beschriebenen Teufelskreis zu durchbrechen, um Ihrem Sohn die Möglichkeit zur Verhaltensänderung zu geben und sein Verhalten nicht in der unerwünschten Richtung zu verstärken.
Sie sollten Ihrem Sohn in dieser Situation verdeutlichen, dass Sie auf seiner Seite sind. Das braucht er jetzt dringend, um sein ohnehin noch geringes Selbstwertgefühl nicht zu verlieren. Das heißt nicht, dass Sie sein Verhalten billigen. Sie möchten aber, dass es ihm besser geht und er lernt, auf eine auch für ihn befriedigendere Weise mit anderen Kindern zurechtzukommen.
Ständige Ermahnungen, Strafen und Hinweise auf die Regeln bringen hier meines Erachtens nicht viel. Ihr Sohn kennt ja die Regeln. Er beachtet sie aber nicht.
Es könnte sinnvoll sein, Ihren Sohn bereits beim Entstehen des Konflikts aus der Situation zu holen.
Das müssten dann vermutlich die Erzieherinnen machen, da es nach Ihrer Schilderung eher im Kiga passiert. Sie sollten darüber mit ihnen im Gespräch bleiben.
Eine konkrete Idee, was Sie machen können, kann ich Ihnen aus der Ferne ohne Ihren Sohn zu kennen nicht bieten. Ich hoffe, meine allgemeineren Gedanken können Ihnen ein wenig behilflich sein, die verfahrene Situation anders anzusehen und damit auch anzugehen.
Es ist sicher hilfreich, einen Kinderpsychologen zu Rate zu ziehen, wie Sie das planen. Dort kann dann auf die individuellen Probleme Ihres Sohnes eingegangen werden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 17.12.2020