Vollnarkose

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Vollnarkose

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, leider steht bei unserer Tochter (fast 5 Jahre alt) eine Kariesbehandlung an. Die Kinder-Zahnärztin ist meiner Tochter sehr zugewandt und arbeitet gänzlich ohne Druck. Sie hat bei bisher zwei Versuchen recht schnell abgebrochen, da die Kooperationsbereitschaft von unserer Tochter nicht ausreichte. Nun gibt es nur noch die Option mit Vollnarkose. Diese Information hat meine Tochter im gestrigen Gespräch in der Praxis aufgeschnappt. Sie war gleich sehr negativ aufgeregt. Ich habe zunächst versucht es ein wenig runter zu spielen und ihr erklärt, dass bei einer Narkose die Behandlung im Schlaf passiert und alles vorbei ist, wenn man wieder aufwacht. Leider konnte ich sie damit nicht so richtig überzeugen... Unser Glück ist, dass aktuell noch kein akuter Handlungsbedarf besteht, da sie keine Schmerzen hat. Da sich die entsprechende Stelle aber versteckt zwischen zwei eng stehenden Zähnen befindet, ist der Verlauf schwer zu beurteilen. Niemand weiß, wann die sprichwörtliche Bombe hochgeht... Sonst sind ihre Zähne übrigens in Ordnung! Was können Sie mir raten? Liebe Grüße, Julia aus Berlin.

von Mami_seit_2015 am 10.09.2020, 06:39



Antwort auf: Vollnarkose

Liebe Julia, das ist eine unangenehme Situation, bei der man abwägen muß. Da ich den Zahnstatus nicht kenne (und natürlich nicht das Wissen der Zahnärztin habe), kann ich nur empfehlen, die Vor- und Nachteile der Behandlung zu überprüfen. Ist die Behandlung zeitnah nötig? Was würde/könnte passieren, wenn die Karies sich weiter verbreitet? Welche Folgen hätte es für den folgenden Zahn? Würde man, wenn man Beschwerden abwartet, Zeit für Kuratives vertun? Wie haltbar kann und müsste die jetzige Behandlung sein? Es gibt Situationen, in denen bei KK Narkosen nötig sind, um größere Folgeschäden zu vermeiden. Aber das muss man sehr genau miteinenader abwägen, evtl. muß man sich auch eine zweite Meinung holen. Ich hoffe meine Fragen können Ihnen bei der Klärung etwas weiterhelfen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 10.09.2020



Antwort auf: Vollnarkose

Es ist ja nicht soo ungewöhnlich, dass Milchzähne auch Kariesbefall haben können. Aber unter Vollnarkose Milchzähne behandeln? Ist der Karies so arg, dass eine Schädigung der darunter kommenden bleibenden Zähne befürchtet wird bevor diese Zähne eh von selbst ausfallen? Bist du sicher, dass es sich um eine echte Vollnarkose handeln soll? Dann muss ja ein Anästhesist anwesend sein. Das fände ich für eine Behandlung von Milchzähnen - die ja schmerzunempfindlich sind - schon ganz schön hart. Zumal Füllungen in den Mini-Milchzähnen oft schlecht halten und wieder rausfallen können. Dann müsste das Ganze ja nochmal unter Narkose gemacht werden. Ich glaube, ich würde nochmal mit der Ärztin über Alternativen reden und auch nochmal versuchen, mit eurem Kind zu reden. Hat sie Angst oder ist sie einfach nur unkooperativ im Sinne von (hartgesagt) bockig sein? Wenn sie Angst vor Schmerzen hat, könnte man ja evt. auch mit einem Betäubungsspray arbeiten, welches das umliegende Zahnfleisch schmerzunempfindlich macht. Bei unserem Kind musste der Zahn letztendlich nach 2 Füllungen (wobei ja jedesmal wieder gesäubert wird, also Zahn entfern wird und die Füllung noch schlechter hält), der Zahn gezogen werden. Ggf. wird ein Platzhalter eingesetzt - je nach dem, ob sich überhaupt etwas verschiebt. Und nur für das Ziehen wurde eine Spritze gesetzt - alles andere war ja eh schmerzfrei und bei den kleinen Zähnen innerhalb von 3 Minuten erledigt.

von cube am 10.09.2020, 08:55