Vertrauen geschädigt?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Vertrauen geschädigt?

Lieber Herr Dr Nohr,ich habe Sorge,mein Sohn (9,5Mon)könnte keine sichere Bindung/kein Urvertrauen haben.Ab 3Mon war er mehrmals/Woche 1-2Std mit Papa (von Anfang an viel zuhause)allein zuhaus,heute nur noch selten.Anfangs weinte er viel,ich beeilte mich schnell zurückzukommen.Mit 5Mon ließ ich ihn 3Std bei der Oma (sieht er nicht oft,fühlt sich aber sichtlich wohl bei ihr),er war zufrieden.Mit 6,5Mon musste ich ins KH,ließ ihn bei Freundin mit gleichalt.Baby(einige Male gesehen).Er weinte viel(sichtlich müde u bemerkte sicher auch meinen Stress)sodass ich 45min blieb,bis er einigermaßen zufrieden spielte.War dann 3Std weg.Laut Freundin weinte er nochmal u schlief dann ein.Als ich wieder kam spielte er.Ich ging zu ihm,er lächelte mich „erleichtert“ an, aber mehr nicht.Ich nahm ihn hoch und er war für den restlichen Tag sehr ruhig und nur noch auf meinem Arm.Folgenden Tage klammerte er,wollte nicht mal zum Papa.Heute ist er neugierig,lieb, fröhlich, gern im Arm.Wenn ich Raum/Haus verlasse/er alleine im Raum bleibt o bei Papa,weint er manchmal o es macht es ihm gar nichts,manchmal will er hinterherlaufen.Wenn ich wieder komme,lächelt er mich breit an,oft interessiert er sich aber mehr fürs Spiel.Er fremdelt gar nicht, sucht aber Blickkontakt.Habe ich durch beim mehrmaliges verlassen seine sichere Bindung/Vertrauen in mich geschädigt/ihn traumatisiert? Falls ja, kann ich das wieder gut machen? Vielen Dank!

von Laueh22 am 28.01.2020, 09:53



Antwort auf: Vertrauen geschädigt?

Hallo, ich verstehe Ihre Sorge, kann es aber aus dem Beschriebenen nicht unbedingt bestätigen. M.E. reagierte Ihr Sohn moderat auf Trennungen, freut sich über Ihre Rückkehr mal mehr und mal ist das Spiel wichtig und kann unterscheiden, wer da in seiner Nähe ist und wie gut ihm das gerade passt. Sicher sind Trennungen und das Verbleiben bei nur wenig vertrauten Menschen in diesem Alter nicht einfach und Ihr Sohn zeigte das auch durch stärkeres Festhalten in der Folge. Aber wenn das Ausnahmen sind, die sichere Nähe deutlich überwiegt, muß und wird das alleine nicht zu einer unsicheren Bindung führen. Wenn Trennungen nicht vermeidbar sind, dann sollten ausreichend vertraute Menschen da sein, diese Zeit zu überbrücken. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.01.2020



Antwort auf: Vertrauen geschädigt?

Vielen Dank für ihre Antwort und Einschätzung. Worauf ich möglicherweise genauer eingehen hätte sollen, wäre auch die Tatsache dass ich meinen Sohn seit ca 3 Mon für 2-3 manchmal 4xWoche für Max.2 Std allein mit deinem Papa ließ (u.a. Rückbildungskurs etc.). Einerseits dachte ich, der Papa muss ja auch eine feste Bezugsperson sein. Aber seitdem ich viel über die Bindungstheorie gelesen habe, habe ich dich bedenken, dass ich mein Baby in den ersten Monaten gar nicht hätte alleine lassen sollen? Der Papa war immer viel zuhause, hatte ihn von Beginn an auch mal wenn ich in Ruhe geduscht habe oÄ. Sie „kannten sich also immer schon gut“, trotzdem weinte unser Sohn wenn ich ging - für uns war ja alles auch irgendwie neu, sodass wir gar nicht drauf gekommen sind, dass er weint, weil er MICH braucht und nicht „einen von uns beiden“. Wie schätzen Sie hier die Situation ein, könnte ihm das möglicherweise geschadet oder sein Urvertrauen in eine beständige, vertrauensvolle Bezugsperson (mich) geschädigt haben? Entschuldigen sie bitte, dass ich nochmal so nachhake. Vielen Dank!

von Laueh22 am 31.01.2020, 23:36



Antwort auf: Vertrauen geschädigt?

Hallo, ich glaube es ist ziemlich unrealistisch, sich in den ersten Monaten gar nicht von dem Säugling trennen zu dürfen. Und dann ist die Bindung auch nicht nur von der Kontaktzeit, sondern davon abhängig, wie man miteinander ist in dieser zeit. Sie sollten also nicht zurückschauen und fragen was war (das ist nicht wirklich klärbar, aber Vergangenheit), sondern die zukünftige Zeit bindungsstärkend miteinander verbringen. Auch der Vater ist eine wichtige und nahe Bezugsperson und muß seine Bindung zu seinem Kind aufbauen. Viel Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 03.02.2020



Antwort auf: Vertrauen geschädigt?

Ich danke Ihnen sehr für die erneute schnelle Antwort! Herzliche Grüße

von Laueh22 am 04.02.2020, 14:43



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