Hallo Dr. Nohr,
vor 19 Tagen kam unser zweites Kind zur Welt. Nr. 1 Ist 4J3M und hat bis dahin ungeteilte Aufmerksamkeit und ständige bespaßung genossen, war schon immer sehr auf mich als Mama fixiert. Nun hatten wir die ersten unruhigen Tage mit vielen langen Wachphasen und nur der Möglichkeit zur Beruhigung an der Brust mit Nr. 2 und Kind Nr. 1 ist dabei hinten runtergefallen. Es tat mir im Herzen weh. Er sucht tags- wie nachts meine Aufmerksamkeit, zieht zwar auch mit wenn es heißt, komm ohne Mama, aber man merkt, dass ihm nicht wohl dabei ist. Er möchte nicht in die Kita, beim Abschied gibt es Tränen, tagsüber ist aber alles gut. Er ist insgesamt sehr weinerlich. Wie können wir ihm helfen? Ich habe Sorge die Bindung zu ihm zu verlieren, dass er sich nicht mehr geliebt fühlen könnte, ausgeschlossen. Im Moment ist mir oft einfach zum heulen zumute. Vielen Dank wie immer für Ihre wertvolle Antwort im Voraus.
von
Knopf2016
am 03.09.2020, 09:22
Antwort auf:
Verlustangst durch Geburt Geschwisterkind
Hallo,
ohne Frage eine schwierige Zeit (nicht nur) für Ihren Sohn. Auch wenn er vier Jahre lang Ihre "ungeteilte" Aufmerksamkeit hatte, ist der Verlust dieser Besonderheit immer schmerzhaft. Andererseits konnte er sich in den Jahren Ihrer versichern, er "weiß" eigentlich, wie Sie zu ihm stehen. Dass dieses "Alleinstellungsmerkmal" jetzt verloren geht, ist erstmal eine Verunsicherung, die vor allem bei Distanz (Trennungen, Abstand zu Hause, usw.) in den Vordergrund drängt/schwer beherrschbar ist.
Das ist nicht zu vermeiden, auch wenn wir als Eltern immer (richtigerweise) versuchen, die Besonderheit und Wichtigkeit seiner neuen Rolle zu betonen. Aber auf dem Hintergrund der erlebten Bindung wird er das schaffen, sich in diese neue Position einzufinden. Er braucht dafür jetzt immer wieder die reale Vergewisserung, dass er für Sie wichtig ist, Sie ihm Raum geben, wenn es möglich ist (Nr.2 schläft).
Es wird seine Zeit dauern, es wird diese traurigen Momente miteinander geben aber Sie werden sehen, mit der Zeit wird auch für ihn das Positive dieser neuen Konstellation überwiegen. Dabei kann der Vater eine wichtige Rolle spielen, indem er die "Männerfraktion" mit gemeinsamen Leben füllt, seinen Kontakt zum Sohn intensiviert.
Alles Gute dabei.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 03.09.2020