Verlustamgst? Wie überwinden?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Verlustamgst? Wie überwinden?

Sehr geehrte Frau Henkes, Unser Sohn, 17 Monate alt, schläft wahnsinnig schlecht seitdem er in die kita geht. Eigentlich ist er sehr gerne dort, beim Abschied gibt es nie Probleme und auch die Erzieher sagen, dass er tagsüber einen fröhlichen Eindruck macht. Er ist täglich knapp 8 Stunden dort. Circa 1 Monat vor dem Kita-Start sind wir auch in eine neue Wohnung gezogen, allerdings nur 2 Straßen weiter, die Umgebung ist also absolut unverändert geblieben. Unsere Freunde und Bekannte denken, dass dies alles etwas viel für ihn war und er leichte Verlustängste entwickelt hat, weswegen er nachts jetzt so viel bei Mama sein möchte und nicht mehr so lange am Stück schläft, um sich zu vergewissern, dass ich noch da bin. Kann das sein? Vielleicht ist noch wichtig, dass die Eingewöhnung sehr schnell ging und nach 10 Tagen abgeschlossen war. Vielleicht zu schnell? Was können wir tun um dem kleinen Mann die nötige Sicherheit zu geben? Liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Mühe! T.

von Tinihh2904 am 17.09.2020, 08:17



Antwort auf: Verlustamgst? Wie überwinden?

Guten Tag, aus dem was Sie schreiben, schließe ich, dass Ihr Sohn die Umstellung auf die Kita grundsetzlich gut verkraftet hat. Sie vermuten, dass sich im Schlafverhalten Verlustängste zeigen, die mit den Wechseln zusammenhängen. Das ist gut möglich, denn Ihr Sohn ist durch die Kita vermutlich erstmals so lange von Ihnen getrennt. Aber er scheint sich ja bereits hervorragend selbst zu helfen, indem er sich nachts holt, was er braucht, nämlich den engen Kontakt zu Ihnen. Altersbedingt kann er Ängste und Unsicherheiten noch nicht sprachlich ausdrücken. Er zeigt sie also im Verhalten. Wenn es Ihnen möglich ist, dies auszuhalten, ist das sicher gut für Ihren Sohn. So lernt er mit der Zeit, dass Sie nicht immer da sind, aber immer wiederkommen und ihm dann auch zur Verfügung stehen. Diese Erfahrung muss er erst verallgemeinern, um sich dann sicher zu sein. Diesen Prozess können Sie nicht beschleunigen, weil eben das Sammeln von Erfahrungen Zeit benötigt. Aber wenn Sie emotional bei ihm bleiben und seine Bedürfnisse akzeptieren können, wird ihm das helfen. Meiner Meinung nach ist es auch durchaus sinnvoll, einem Kleinkind immer wieder zu "erklären", was da gerade passiert, wohl wissend, dass weder Denk- noch Sprachvermögen des Kindes ausreichen, um die Erklärung zu verstehen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute. Ingrid Henkes

von Dr. med. Ludger Nohr am 17.09.2020