Vater als früher Bindungspartner

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Vater als früher Bindungspartner

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, vielen Dank für Ihr großes Engagement für uns Eltern. Unser Sohn ist 7 Monate. Ich arbeite seit dem 5. Monat 2x4 Stunden, das geht kaum anders. In dieser Zeit ist mein Mann bei dem Kleinen, erst über Elternzeit, jetzt geben wir uns die Klinke in die Hand. Ich kenne mich beruflich mit Bindungstheorie & Mutter-Kind-Dyade aus, auch mit Studien zur Cortisolausschüttung bei früher Frembetreuung. Das ist gerade Segen und Fluch zugleich, weil ich mir viele Gedanken mache und ein schlechtes Gewissen habe. Der Kleine ist immer freudig & zappelig bei meiner Rückkehr,will sofort zu mir. Anfangs weinte er wohl bei meinem Mann, seitdem er Brei bekommt,ist es besser. Er wird noch gestillt zur Beikost. Wie ist Ihre Einschätzung und Erfahrung? 1. Kann es zwei primäre Bezugspersonen geben? 2. Ist das schon eine "Fremdbetreuung", welche Stress bedeuten kann? 3. Sollte ich mich davonschleichen od. kurz immer auf die gleiche Weise verabschieden? (Wenn ich mit ihm alleine bin und ich mich entferne, weint er mal, mal spielt er weiter) 4. Wäre es besser, mich jeden Nachmittag kurz zurückzuziehen oder kann ein Baby damit umgehen, dass ich 2 Nachmittage weg bin, die anderen aber da? 5. Meine Eltern sehen wir gemeinsam ca. 3xdie Woche.Sie wollen ihn auch alleine haben,ich will noch warten bis 1 Jahr. Oder was halten Sie für angemessen? Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort!

von Elchkäfer am 26.06.2018, 12:10



Antwort auf: Vater als früher Bindungspartner

Hallo, ja, manchmal ist das Wissen nicht nur förderlich. Sie beschreiben eine Notwendigkeit (Arbeit) und eine Lösung. Dies muß man aufeinander beziehen. Wenn Sie weg sind ist es gut, dass Ihr Kind eine bekannte Bezugsperson hat. Je nach Situation ist der Abschied mal stressiger, mal einfacher. Auf jeden Fall bleibt das Kind mit diesem Zustand nicht allein und das ist wesentlich. Also kann es verschiedene Bezugspersonen geben, aber da gibt es schon eine Hierarchie, besondere Nähe zu Ihnen, dann Vater, dann andere. Den Abschied sollten Sie so gestalten, dass er nicht unnötig aufregt, er sollte nicht demonstrativ sein. Und das ist manchmal im Kontakt, manchmal so nebenbei. "Üben" sollten Sie das nicht. Und ob die Großeltern "ihn haben" können, hängt nicht nur vom Alter ab, sondern vom Kontakt zu ihnen, wie vertraut sie sind. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 27.06.2018



Antwort auf: Vater als früher Bindungspartner

Heute habe ich erfahren, dass ein supervisor mir keine Abendtermine mehr geben kann. Das wäre dann noch 1 Stunde im Monat vormittags. Könnten die Großeltern da mit ihm spazieren gehen oder wäre besser, mein Mann nimmt sich frei? Sie merken meine Unsicherheit. Da mein Plan A leider nicht geht (1 Jahr zu Hause), suche ich den bestmöglichen Plan B

von Elchkäfer am 27.06.2018, 10:42



Antwort auf: Vater als früher Bindungspartner

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort! Wenn ich es richtig verstanden habe rechnen Sie bei der Betreuung durch den Vater also nicht mit einer so hohen Cortisolausschüttung wie bei der Fremdbetreuung. Und denken Sie, er kann es einordnen, dass es nicht jeden Nachmittag ähnlich verläuft (siehe Frage 4 oben)? Danke für Ihre Mühen, danach war's das auch wirklich

von Elchkäfer am 27.06.2018, 11:10



Antwort auf: Vater als früher Bindungspartner

Ja. Einordnen kann er es nicht, aber damit klarkommen ja. Er hat ja vertraute Umgebung und betreuung.

von Dr. med. Ludger Nohr am 27.06.2018