Unzufriedenes Kind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Unzufriedenes Kind

Hallo Herr Doctor Nohr!Es geht um meinen Sohn(M.Pompe-ich berichtete...).Es geht ihm körperlich im Moment recht gut,am Sonntag ist er 11 Jahre alt geworden.ABER er wirkt sehr unzufrieden.Man kann ihm nichts recht machen,wie man es auch dreht und wendet,versucht zu erfragen,was los ist usw,alles ist falsch und er schmollt vor sich hin.Die meiste Zeit zieht er sich in sein Zimmer zurück und möchte in Ruhe gelassen werden.Er liest und schreibt sehr viel.Er ist beleidigt,daß er nicht mehr zur Schule darf (Infektionsrisiko,ich berichtete.Bei ihm endet der kleinste Infekt in einer Katastrophe).Er wird zuhause unterrichet und schaltet sich 2-3x pro Woche seiner Klasse via Skype zu,alle 14 Tage kommen ihn abwechselnd 2 Kinder aus der Klasse besuchen. Er sagt,es sei ok,aber man merkt,daß es ihm nicht gefällt.Und so ist es mit allem... ich habe ihm Moment das Gefühl, daß ich keinen Zugang zu ihm bekomme und ich weiß nicht was ich tun kann,denn reden mag er ja nicht... es ist zum Mäusemelken! Viele Grüße aus Down Under C.B.

von Homeland am 04.09.2018, 11:45



Antwort auf: Unzufriedenes Kind

Liebe Mutter down under, erstmal freut es mich sehr, dass es ihm körperlich ganz gut geht! Es ist auch Ausdruck von großem Lebenswillen, dass er sich nicht einfach so in die Situation ergibt, sondern mehr will, alles will, wie die anderen auch. Aber damit steht er sich natürlich im Weg, das wertzuschätzen, was er trotz seiner Erkrankung kann und darf.Und wenn wir Erwachsenen/Eltern dann auch noch gerne darauf hinweisen, dass er doch...., macht es das nicht einfacher. Sprechen Sie es an, versuchen Sie in Worte zu fassen, wie Sie ihn erleben (frustriert, unzufrieden, verletzt, unfair behandelt usw.) und bieten sich so als Projektionsfläche für seine Gefühle an. Er hat ja niemanden anderen, dem er das/sich zumuten kann. Überraschen Sie ihn. Und wenn er spüren kann, dass sie sein Leid nachvollziehen können, auch seine Unzufriedenheit und seinen Zorn (Ein Buchtitel über eine krebskranke Jugendliche heißt: Das Leben ist ein mieser Verräter) verstehen, nichts an ihm verändern wollen, dann kann er vielleicht alleine oder mit Ihnen Schritte/Veränderungen finden, die seine Situation erleichtern. Das wäre schon eine Menge in seiner Situation. Und erwarten Sie nicht, dass es ihm besser geht als Ihnen. Alles Gute für sie beide und ich bin weiter sehr berührt von (und interessiert an) Ihren Nachrichten . Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 05.09.2018