Lieber Herr Dr. Nohr,
mein Sohn,13 Mon.,war immer sehr fordernd.Hat schon nach Geburt viel geschrien. Fand immer schwer in den Schlaf.Ich trug ihn die ersten Monate 8 Std am Tag in d.Bauchtrage,damit er schlafen konnte.Trotzdem schrie er vor jedem Schläfchen lange.Autofahren u Kinderwagen gingen auch nicht.Die Fahrt vom Krankenhaus nach Hause war schon so schwer.Er schrie so.Wir haben es so gut es geht vermieden,mit d.Auto zu fahren,aber es war nicht immer möglich.Kinderwagen nutzten wir nie.Nun ist es so, dass er extreme Trennungsangst hat u.auch schreit, wenn ich wiederkomme u.sich selbst dann nur schwer beruhigt.Wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht,ist er sehr zornig.Ich gehe davon aus, dass er eine unsicher ambivalente Bindung zu mir hat,was mich unendlich traurig macht.Ich habe alles mögliche für ihn getan u.mein großes Kind musste sehr zurückstecken.Manchmal war auch ich an meinen Grenzen u.aus Verzweiflung pampig zum Kleinen.
Meine Frage ist nun,was ich tun kann.Bald wird er 1 Tag/Woche von seiner Oma betreut u.mit 2 kommt er in die Krippe.Wie soll das funktionieren?Ich bin verzweifelt. Ich wollte das Beste für mein Kind u.nun hat er schon schlechte Startbedingungen,die ihn sein ganzes Leben begleiten.
Ist es schlecht, wenn er z.zt.mal eine Std von der Oma betreut wird (Er fühlt sich schlecht ohne mich, selbst bei Papa!)?Soll ich ihn vorerst gar nicht alleine lassen? Kann man eine unsichere Bindung " heilen"?
von
maxi1217
am 29.01.2019, 09:37
Antwort auf:
Unsicher-ambivalente Bindung
Hallo Maxi,
Ihre Not ist in Ihrem Schreiben ja deutlich zu spüren. Vor allem, weil man sich dann immer auch noch schuldig, nicht genügend usw. findet. Allerdings gibt es Temperamente, die es den Eltern sehr viel schwerer machen beim Bindungsaufbau, während andere jede Zuwendung geniessen und nutzen. Trotzdem wissen wir aus Studien, dass gerade diese "schwierigeren" Kinder später sehr positiv auf die nicht nachlassende Zuwendung reagieren. Heisst erstmal, nicht nachlassen, bei allen Zweifeln und Verunsicherungen, das Notwendige zu tun. Und das heisst auch, die eigene Sicherheit und Klarheit wieder zu finden, weil die eine starke Wirkung auf das Kind hat (als wenn man im Hinterkopf immer schon denkt, das klappt sowieso nicht).
Zu Ihrer Frage: Problematische Bindung ist "heilbar" im Sinne von, negative Beziehungserfahrungen lassen sich korrigieren, zumindest relativieren. (Das ist m.E. der entscheidende Wirkfaktor von Psychotherapie).
Zum anderen ist es in diesem Alter gar nicht schlecht, langsam auch andere Kontaktpersonen einzuführen, heisst, sie schrittweise heranzuführen. Bindung ist nicht umso besser, je mehr man Zeit miteinander verbringt, denn es geht vor allem um die Qualität des Kontakts. Wenn Sie nach einer "Erholung" wieder anders auf Ihre Tochter zugehen können, hat das eine positive Wirkung. Und bis zur Krippe ist noch Zeit.
Ich wünsche Ihnen vor allem Zuversicht, diese verunsichernde Situation meistern zu können.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 29.01.2019
Antwort auf:
Unsicher-ambivalente Bindung
Ich habe keine Lösung für dein Problem, aber möchte folgendes anmerken: mein Kind sieht mich gar nicht an, wenn ich von der Arbeit komme und ihn von Oma abhole. Ist das jetzt eine schlechte Bindung? Keine Ahnung, es ist eben so wie es ist. Anfangs habe ich auch gegoogelt und allerlei Schlechtes über so ein Verhalten gelesen. Seitdem es das Internet gibt, kann man sich über Dinge informieren, die unsere Eltern gar nicht erst kannten und sich somit auch keine Gedanken darüber gemacht haben. Akzeptiere dein Kind so wie es ist, begleite es dabei und genieße die Zeit. Suche nicht irgendeinen Fehler in eurer Beziehung, das macht nur unglücklich und belastet.
von
frau_e_2017
am 29.01.2019, 10:32