Umarmen von anderen Müttern

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Umarmen von anderen Müttern

Guten Tag, ich habe eine Frage Entwicklung der Empathie/Nähe-Distanz Regulierung. Meine Tochter ist fast 21Monate alt und vor etwa zwei Monaten hat sie begonnen vereinzelt Mütter auf Spielplätzen (bis jetzt dreimal) auf denen wir gemeinsam sind, zu umarmen. Ich habe mich vorher mit ihnen etwas länger nett unterhalten bzw. es sind Mütter die ich aus Krabbelgruppen kenne und dann läuft sie auf die Mütter zu und möchte auf den Arm oder an der Hand gehen. Meist nur für kurze Zeit aber es sind trotzdem ihr (zum Teil fast) fremde Frauen. Mich hat dieses Verhalten überrascht, beim ersten Mal habe ich mir keine großen Gedanken gemacht, bei den weiteren Malen schon. Ist dies „normal“ und wie kann ich darauf reagieren? Ich möchte nicht ihr Interesse an Menschen unterbinden aber fremde Mütter zu umarmen finde ich auch zu viel. Grundsätzlich ist sie ein Kind was Situationen erst beobachtet, wenn sie Vertrauen gefasst hat ist sie aber neugierig und geht auf Menschen und Kinder zu. Sie wird am Nachmittag noch bei Bedarf gestillt und wir haben ein Familienbett. Sie spricht noch wenig, etwas über 10Wörter und verständigt sich viel mit Gesten. Sie ist noch nicht in der Krippe, da erst ich und dann mein Mann ein Jahr Elternzeit gemacht haben bzw. noch machen. Wenn mein Mann mit ihr auf Spielplätzen ist, ist dies noch nicht aufgetreten. Muss ich auf etwas besonders achten? Vielen Dank im Voraus!

von Oxys am 24.08.2020, 15:31



Antwort auf: Umarmen von anderen Müttern

Hallo, eigentlich könnte man sagen, das Verhalten Ihrer Tochter ist freundlich und zugewandt, noch ohne Argwohn. Für Eltern lauern aber hinter solchem Verhalten oft Sorgen vor Vertrauensseligkeit und/oder Distanzlosigkeit. Ihre Tochter hat vor einigen Monaten innerlich begonnen ihre Welt zu erweitern, auch andere Menschen bewusst und auch emotional wahrzunehmen. Sie wird leider lernen müssen, dass die Wiedersehensfreude o.ä. nicht immer geteilt wird, dass das eigene Empfinden nicht das Gleiche ist, wie beim Gegenüber. Diese Erfahrung wird kommen und immer wieder frustrierend bis schmerzhaft sein. Aber ich sehe im Moment noch keinen Grund, ihr "Freude teilen wollen" zu begrenzen. Das passiert schon noch. Vielleicht können Sie das Verhalten verbal begleiten ("magst du diese Frau so gerne"? o.ä.), um einen Kontext auch für die Tochter herzustellen. Da das meist kurze Phasen sind, würde ich es erstmal beobachten und da sein, wenn Reaktionen kommen um dann Integrationshilfe zu leisten. Je nach Ablauf können wir gerne nochmal darüber schreiben. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 25.08.2020