Hallo, es geht um unseren jüngsten Sohn 21 Monate alt. Er hat zwei ältere Brüder 4 und 6 Jahre alt. Er hat starke Wut-/Trotzanfälle/Ambivalenzkonflikte seit er 8 Monate ist, immer stärker werdend. Meine laienhafte Einschätzung ist, dass er extrem impulsiv ist. Tagsüber versuchen wir ihn abzulenken, was aber oft nicht gelingt, weil er ausschließlich das haben will, was die älteren Kinder haben/machen. Auch das Windeln wechseln ist seit Monaten ein Kampf, trotzdem wir sogar versuchen, ihn mit Rosinen zu bestechen. Alle andern Ablenkungsreize haben noch nie gewirkt. Nachts wacht er schon seit jeher oft auf, nur seit 4 Monaten schreit er wie am Spieß bis zu 30 Minuten lang, manchmal auch mehrfach die Nacht. Wir achten auf alles, was ihn stören könnte, geben ihm auch Schmerzmittel bei Zahndurchbruch, was aber nichts an den Schreiattacken ändert.
Ich mache mir Sorgen um seine Entwicklung, gefühlt hat er sehr viele negative Erlebnisse (...nicht können was die anderen können, usw.). Wird sich das negativ auf ihn auswirken? Wir tun alles dafür, dass sich alle entspannen können und zufrieden sind. Mit ihm und für ihn gelingt das oft nicht. Daher mache ich mir auch Sorgen um die gesamte Familie, die Atmosphäre wir oft negativ beeinflusst. Wie kommen wir da heraus? Vielleicht haben Sie einen Rat, vielen Dank
von
Ahoibrause
am 26.11.2019, 10:47
Antwort auf:
Trotzanfälle Nachts
Hallo,
ich glaube, dass Eltern und Kinder lernen müssen, dass das Nein wirklich dazugehört und keine Verschlechterung der Beziehung bedeutet. Viele Eltern versuchen es den Kindern passend zu machen, versuchen Auseinandersetzungen stets zu vermeiden und denken, dass das "bedürfnisorientiert" sei. Kinder haben auch ein Recht zu lernen, haben längerfristig auch das Bedürfnis nach Orientierungshilfen. Die entsprechen auch mal nicht dem momentanen Bedürfnis und dann ist Ärger angesagt. All das ist normaler Bestandteil von Beziehungen und das zu verhindern macht etwas Künstliches.
Windelwechsel ist notwendig, aber ein Kind muß es weder wollen noch verstehen. Und das zu wollen, was die Größeren dürfen, ist doch völlig OK, aber man kriegt nicht alles was man will. Das ist bedauerlich, kann auch des Trostes bedürfen, aber es ist so. Und dies lernen dürfen (nicht sofort verstehen müssen) ist auch Entwicklung.
In der Nacht ist es wirklich die Frage was passiert da? Hat er Angst, braucht er jemanden, fühlt er sich allein? Je nach Hintergrund macht es Sinn bei ihm zu bleiben, denn er macht das nicht aus Spaß und alleine regulieren ist besonders nachts in diesem Alter nicht einfach.
Erziehung bedeutet auch, mit liebevoller Klarheit Orientierungshilfen zu vermitteln und die Reaktionen auszuhalten. Und vielleicht ändert sich auch was, wenn er im KiGa ist und Gleichaltrige um sich hat.
Sie haben diese Zeit schon mit Zweien geschafft....... .
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 26.11.2019