Sehr geehrter Herr dr. Nohr,
meine Tochter, 4,5 j., hängt sehr an mir. Kiga ist jedes Jahr für ein paar Wochen ein Drama, dann geht sie aber gerne. Sie ist sehr auf die Erzieherin und ein paar Freunde fixiert, blüht aber dann sichtlich auf. Bei ihren Grosseltern bleibt sie sehr gerne. Dort schlafen hat erst 1x funktioniert. Zu Freunden geht sie aktuell selten alleine.
Das Verhältnis zum Vater ist immer schwieriger. Beruflich bedingt hat sie ihn die ersten 3 Jahre kaum gesehen. Erst seit 1 Jahr ist er regelmäßig zu Hause. Er bemüht sich sehr um sie. Zuhause spielt sie gern mit ihm, aber nur solange ich in der Nähe bin. Sie versichert sich immer wieder, ob ich noch da bin. Seit er sie im Herbst für ca 10 min alleine im Auto gelassen hat, weigert sie sich komplett, mit ihm alleine Zuhause zu bleiben. Versuchen wir es trotzdem, weint sie ab Ankündigung immer wieder panikartig, die Trennung von mir ist tränenreich und sie übergibt sich dann auch durch das weinen. Bin ich weg, geht es etwas besser. Die Tage danach klebt sie an mir und sagt mir oft, dass sie nur bei mir sein will.
Nachdem es letztes Jahr schon mal deutlich besser war, wird es momentan insges eher schlimmer.
Sie ist schon immer sehr sensibel und schüchtern, Zuhause und mit guten Freunden aber schnell fordernd und aufbrausend. Sprachlich sehr weit.
Wie würden Sie uns empfehlen weiter vorzugehen?
Vielen Dank!
von
LA_city
am 21.01.2020, 02:17
Antwort auf:
Trennungsangst/Ablehnung des Vaters
Hallo,
man könnte sagen, Ihre Tochter traut ihrem Vater (noch) nicht genügend. Das ist nachvollziehbar, da ja eine primäre Bindung eigentlich gar nicht stattgefunden hat, er also nicht zu den Menschen gehört, die als Sicherheit gebend erlebt wird.
Das ist natürlich veränderbar, geht aber nicht so einfach und auch nicht so schnell. Vertrauensbildend ist, wenn Ihr Mann empathisch auf die momentanen Grenzen eingehen kann. Wenn er die momentane Situation versteht und respektiert, und sich danach verhält. Viele Väter verstehen nur schwer, dass die Bindung eben nicht selbstverständlich ist. "Jetzt bin ich doch da" heißt für das Kind noch lange nicht, jetzt ist alles gut. Die Beziehung muß aufgebaut und stabilisiert werden, mit Geduld und Anerkennen der jetzigen Beschränkungen. Jetzt zu fordern oder gar sich gekränkt zu fühlen, wäre der falsche Weg.
Wenn Ihr Mann dazu Fragen hat freue ich mich, diese bestmöglich zu beantworten.
Dr.Ludger Nohr
s.a. Text zur Bindung
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 21.01.2020
Antwort auf:
Trennungsangst/Ablehnung des Vaters
Vielen Dank für die Antwort! Eine Frage hätte ich noch dazu. Tatsächlich ist sie ein absolutes "mamakind". Wie gesagt, bei den Grosseltern ist sie meistens gerne, aber auch da gibt es schlechte Phasen. In den guten schickt sie mich sogar heim. Bei Freunden möchte sie aktuell nur sehr selten alleine bleiben -letztes Jahr war das weniger ein Problem. Kiga ist nach den ersten Wochen immer ok. Alleine einschlafen geht noch nicht und sie träumt oft sehr schlecht. Fast alle neuen Situationen scheinen sie zu überfordern und sie klammert sich an mich. Mit Übung kehrt aber meist Routine ein. Sonst ist sie kreativ, lernbegierig und tanzt gern und gut.
Ich selbst sehe das ganze -meistens- gelassen. Auch ich war ähnlich als Kind. Von anderen höre ich aber immer wieder, dass das nicht mehr altersgerecht ist und wir uns Hilfe suchen sollen, speziell auch wegen der Situation mit dem Vater. Wie sehen Sie das? Vielen herzlichen Dank nochmal!
von
LA_city
am 23.01.2020, 18:32