Trauma durch einmaligen schmerzhaften Eingriff möglich?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Trauma durch einmaligen schmerzhaften Eingriff möglich?

Hallo, mein Sohn (3,5 Monate alt) hat einen Analabszess, der ihm heute morgen unter Vollnarkose geöffnet wurde. Davor wurde dies in einem kleineren Ausmaß auch schon schon gemacht, allerdings nur mittels örtlicher Betäubung durch Eisspray. Ich habe den Ärzten hier vertraut, dieser Spray dürfte aber leider nichts bewirkt haben. Er hat geschrien wie noch nie zuvor. Der Eingriff hat nicht lange gedauert, ca. 2-3 Minuten. Ich war die ganze Zeit bei ihm u. hab ihn gestreichelt u. ihm später noch Zuckerpaste gegeben. Beruhigt hat er sich erst als ich ihn auf den Arm genommen habe, das ging aber leider nicht sofort weil ich ihm erst noch eine Windel anziehen musste. Er war die Zeit danach total fertig, hat sich auffällig ruhig verhalten, ganz erschrocken geschaut und dann zuhause erstmal geschlafen. Die 2,3 Tage danach war er beim schlafen gehen etwas unsicherer und weinerlich, tagsüber schreckhaft u wollte nicht gern alleine sein. Mittlerweile ist er wieder mein fröhliches Baby u. ich bin froh dass er vom heutigen Eingriff nichts mitbekommen hat. Ich war bei ihm als er aufwachte. Allerdings kann ich selbst den ersten Eingriff nicht vergessen u. habe große Angst, dass mein kleiner Schatz dadurch einen Schaden bekommen hat u. auch später noch mit den Folgen zu kämpfen hat. Er wächst sehr liebevoll u. behütet auf u. ich achte sehr darauf, dass er ein gutes Urvertrauen entwickelt. Muss ich hier etwas befürchten u. wie kann ich ihm helfen den Schmerz zu verarbeiten bzw. zu vergessen?

von Funny2021 am 26.07.2021, 11:23



Antwort auf: Trauma durch einmaligen schmerzhaften Eingriff möglich?

Liebe Fanni, diese Erfahrungen machen Kinder immer wieder und sie sind natürlich eine Belastung. Diese Erfahrung kann durch ähnliche Situationen auch immer mal wieder aktualisiert werden und so Momentanangst verstärken. Was Sie beschreiben würde ich aber eher eine Erfahrung und kein Trauma nennen, da es in der Regel mit der Zeit verblasst und keine längerfristigen Auswirkungen hat. Sie sehen ja an Ihrem Kind jetzt schon, dass sich viele Verhaltensweisen normalisieren und selbst die Lokaluntersuchung gut toleriert wurde. Sie brauchen auch nicht beunruhigt sein, wenn noch einzelne Reaktionen (z.B. beim schlafen, bei Schmerzen, in Belastungssituationen) immer mal wieder auftreten. Irgendwann ist es dann überwiegend eine Erinnerung, Teil der Geschichte, die keine besonderen Reaktionen mehr auslöst. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 26.07.2021



Antwort auf: Trauma durch einmaligen schmerzhaften Eingriff möglich?

Zusatz: Er musste ihn den letzten Tagen einige Male an dieser Stelle untersucht werden, das machte ihm aber nichts aus. Er hat einmal ganz wenig geweint als eine Ärztin den Abszess nochmal ein wenig ausgedrückt hat. Das dürfte zwar nicht angenehm, aber auch nicht richtig schmerzhaft gewesen sein. Er hatte sonst durch den Abszess nie Schmerzen. Gestern wurde ihm Blut abgenommen und eine Leitung in den Arm gelegt, klappte auch gut mit kaum Weinen. Ist das ein gutes Zeichen? Er schläft jetzt wieder nach der Narkose, weint aber immer wieder etwas auf und beruhigt sich sobald er einen Schnuller bekommt. Das konnte ich auch in den letzten Tagen manchmal beobachten wenn er schlief. Danke und liebe Grüße, Fanni

von Funny2021 am 26.07.2021, 11:34