Tagesmutter mit 18 Monaten?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Tagesmutter mit 18 Monaten?

Hallo Herr Nohr, ich wurde so erzogen, dass die ersten 3 Jahre ganz enorm wichtig sind für die Mutter Kind Bindung. Daher habe ich auch 2 Jahre Elternzeit beantragt und selbst da hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass sie mit 2,5 in die Kita käme. Ich glaube ihr fehlt der Kontakt zu anderen Kindern. Sie beobachtet gerne andere Kinder. Wenn sie dann etwas aufgetaut ist, geht sie auch gerne auf fremde Kinder zu. Ich gehe 2x am Tag mit ihr raus, auch viel auf die verschiedensten Spielplätze in unserem „Dorf“ , aber nirgends sind Kinder. Wenn überhaupt, dann eher deutlich ältere Kinder. Ich weiss nicht, ob das jetzt noch wegen Corona ist. Ich hätte kein Problem damit, wenn sie 24/7 bei mir ist. Aber andere Kinder kann ich ihr eben leider nicht bieten. Auch alle Spielgruppen, Kurse sind gestrichen wegen Corona. Die Kinder, die sie in ihrem Alter kennt, kommen nun alle in die Kita. Ich mache mir Sorgen, mein Kind damit nun zu benachteiligen, das sie quasi eine Art Aussenseiter ist und das sie sich mit mir langweilt und sozial nicht gefördert wird. Wäre das so? Sollte ich versuchen eine Tagesmutter zu bekommen spontan? Ich dachte an 2-3x/Woche für max.je 6 Std. Zugleich graut es mir dennoch davor, sie in fremde Hände zu geben.

von Leladina am 23.07.2020, 19:58



Antwort auf: Tagesmutter mit 18 Monaten?

Guten Tag, Sie haben völlig recht. Die ersten Jahre sind ganz entscheidend für die spätere psychische Entwicklung. Heutzutage sind viele Kinder in diesem Alter schon fremdbetreut, oft weil die Eltern arbeiten müssen. Das geht häufig sehr gut. Aber im Alter Ihrer Tochter ist es auch ganz in Ordnung, wenn ein Kind noch nicht in der Kita ist. Langeweile entsteht da nicht, weil die Kinder von sich aus die Welt entdecken wollen. Ihre Tochter zeigt großes Interesse an anderen Kindern und kennt wohl auch schon welche. Das fördern Sie, indem Sie Kontakte zu anderen Familien mit Kindern suchen. Das reicht völlig aus, denn viele soziale Kompetenzen erwerben Kleinkinder in der Beziehung zu ihren Eltern. Und nach den Corona-Einschränkungen wird das sicher auch wieder leichter. Natürlich ist der Kontakt zwischen Kindern untereinander anders als der zu Erwachsenen, aber mit 18 Monaten fehlt Ihrer Tochter da auch noch die Selbständigkeit, um diesen Kontakt sozial zu gestalten. Sie kennen das sicher vom Spielplatz. Man muss den Kleinen etwas anbieten, was sie zusammen machen können. Sie müssen also Ihre Tochter auch nicht zur Tagesmutter geben, damit sie sich gut entwickelt. Sie können es sehr wohl, wenn Sie die Zeit anders verwenden möchten. Aber für die soziale Förderung ist es nicht notwendig. Sie schreiben, Ihnen graue es schon davor, die Tochter in andere Hände zu geben. Diese Frage stellt sich ja mit dem Eintritt in den Kiga auch wieder. Hier könnten Sie schon jetzt bedenken, was Sie sicherer machen könnte, um Ihre Tochter mit einem guten Gefühl abzugeben. Denn Ihre Tochter wird es spüren, wenn Sie zögerlich sind. Das wird ihr den Eintritt möglicherweise erschweren. Ingrid Henkes

von Dr. med. Ludger Nohr am 24.07.2020



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