Stark verunsichert durch Kritik zur Fremdbetreuung

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Stark verunsichert durch Kritik zur Fremdbetreuung

Lieber Herr Dr. Nohr, ich hoffe Sie können etwas Klarheit in meine Sorgen bringen. Es gibt mittlerweile so viele massiv kritische Artikel zur frühen Fremdbetreuung und Verlust der Bindung etc. dass es mich ehrlich verunsichert und belastet. Langsam frage ich mich, was wir unserem Kind (möglicherweise?) angetan haben. Wir haben unseren Sohn mit knapp 2 Jahren in die Krippe eingewöhnt. 15 Kinder, 3 feste Erzieher, 1 Azubi. Eingewöhnung nach Berliner Modell mit Höhen und Tiefen. Tiefen heißt teilweise heftiges weinen und klammern beim Abschied. Erzieher haben fast immer kurze Zeit später bei uns angerufen und gesagt er hätte sich rasch beruhigt / ablenken lassen. Beim abholen sagte er anfangs oft, er hätte Mama vermisst. Zuhause dann normal fröhlich, gut geschlafen etc. War aber nie ein begeistertes Krippenkind, jetzt mit 3 Jahren ist er deutlich zufriedener. Wie kann ich es nun einordnen? Kann ich meinem Gefühl vertrauen, dass er trotzdem ein gesundes, glückliches Kind ist? Gibt es klare Zeichen, an denen ich es festmachen kann? Was können die Trennungen ansonsten angerichtet haben? Da wir bei unserem zweiten Kind bald auch vor der Eingewöhnung stehen, würde mir Ihre Meinung sehr helfen. Vielen Dank!

von Anna38 am 28.01.2020, 10:17



Antwort auf: Stark verunsichert durch Kritik zur Fremdbetreuung

Hallo, bei der Frage der Fremdbetreuung muß man viele Faktoren mit einbeziehen, kindliche wie elterliche. Und die Gesellschaft macht es da den Eltern nicht leicht, weil einerseits z.B. Kinderärzte FB ab 3 Jahren für empfehlenswert halten, gleichzeitig aber z.B.die Berufstätigkeit der Mutter gebraucht, gewollt der auch gefordert wird. Dann gibt es Kinder, die von der FB ab einem Jahr profitieren (oder wie Ihrer, das ausreichend gut akzeptieren), andere, die sich auch mit drei oder vier Jahren noch schwer tun. Es ist also eine fämiläre Entscheidung die versucht, bei den realen Bedingungen, Wünschen sowie Notwendigkeiten die optimale Lösung zu finden. Vielleicht noch ein paar Grundvorstellungen, die notwendigerweise eher allgemein gehalten sind: In der Regel kann man Kinder ab zwei Jahren gut eingewöhnen, sollte sich dafür aber genügend Zeit einplanen. Man sollte sich eine Einrichtung aussuchen, bei der man Vertrauen zum System und den Leuten hat, die dann für Ihr Kind zuständig sind. Wichtig ist auch eine eigene Klarheit für die jeweilige Entscheidung, weil die eigene Unsicherheit natürlich auch das Kind verunsichern kann. Dann ist es meist gut möglich, eine verträgliche und förderliche Lösung zu finden. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.01.2020



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