Schnulli

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schnulli

Guten Tag Meine Tochter (2) sept2017. Ist komplett schnullifixiert.... das lustige an der sache: selber hat sie keinen. .. Ihr Bruder und ihre Freunde haben einen. Und den ganzen tag geht es hier wirklich nur noch um schnulli. Dem kleinen Bruder will sie am laufenden Band den schnulli rein. Auch wrnn er nicht weint. So bald er n bisschen knatscht eskaliert sie regelrecht und sucht einen schnulli. Sage ich ihr dass wir jetzt zu ihrem freund gehen ist die erste Frage ob er den schnulli drin hat.... In der spielegruppe mompst sie sie bei anderen und stopft sie auch wieder rein Den schnulli vom bruder klaut sie auch um ihn in den mund zunehmen damit sie ihn putzen kann... Ich bin schon richrig genervt vom schnullithema. Versuche es mir nicht anmerken zu lassen. Das ganze geht sicher schon n halbes jahr. Und wird immer extremer. ... wie verhalte ich mich richtig um es wieder uninteressant zu machen?

von Ernakuh am 21.01.2020, 09:02



Antwort auf: Schnulli

Hallo, solche Fixierungen haben meist verschiedene Quellen. Ist es anfänglich ein reales Interesse an dem Gegenstand oder der Handlung, mit ausgelöst durch Frustration über mangelnde Aufmerksamkeit/Wichtigkeit, so wird das oft abgelöst und/oder verstärkt durch die Reaktion des Umfelds. Je mehr das Gefühl besteht, darüber wichtig und unübersehbar zu werden, desto mehr hält sich das Verhalten und hat einen Sinn. Es ist also die Frage, wieviel Raum sie noch hat, seitdem der Bruder da ist, also wie nötig das Verhalten ist, um sichtbar zu bleiben oder ob sich da was ändern muß. Wenn sich so ein Verhalten verselbstständigt hat, bietet sich auch etwas an, was man paradoxe Intervention nennt. Hierbei verstärkt man als Erwachsener das Verhalten noch, was das Interesse daran schneller versiegen lässt. Wenn also geklärt ist, dass die Änderung der Familiensituation Ihrer Tochter genügend Raum und Bedeutung lässt und sich trotzdem nichts ändert, kann das ein probates Mittel sein. Also erst den Hintergrund verstehen, evtl. korrigieren und das Verhalten überflüssig machen und erst bei fehlender Verbesserung das "Symptom" angehen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 21.01.2020