Schlafverhalten Kleinkind - Bindung

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schlafverhalten Kleinkind - Bindung

Guten Tag Dr Nohr Meine Tochter ist mittlerweile 17 Monate alt. Sie hat sich selber mit 7.5 Monaten abgestillt, seither schläft sie auch durch. Bei ihr war schon immer so, dass sie nur alleine einschläft. Eine Zeit lang haben wir versucht, vorzusingen, Geschichten vorzulesen, zu summen, Händchen halten etc.Jedoch ist sie so nie eingeschlafen. Aus "Verzweiflung" habe ich sie dann einfach mal hingelegt und das Zimmer verlassen. Sie hat dann ein paar Sekunden gemekert und ist dann von alleine eingeschlafen. Seither geht das jeden Abend so (einfach ohne Gemeker) . Eigentlich ich es für uns als Eltern auch schön, dass die Kleine von alleine einschläft. Von einer Kollegin habe ich aber gehört dies sei nicht "normal". Kinder brauchen die Nähe der Eltern, es sei ungewöhnlich dass ein Kind "ohne elterliche Unterstützung" einschläft. Ich muss dazu noch sagen, dass ich wegen postpartalen Depressionen in psychotherap. Behandlung bin (mittlerweile geht es mir gut). Ich hatte Mühe, Müttergefühle zu entwickeln, obwohl sie ein absolutes Wunschkind war. Die Geburt war für mich traumatisch. Ich habe sie von Anfang gestillt, sie beruhigt wenn sie geweint hat, war aber nicht mit dem Herzen dabei. Mittlerweile liebe ich die Kleine abgöttisch, trotzdem bin ich verunsichert ob die Bindung darunter gelitten hat und sie deshalb auch keine Nähe will beim Einschlafen? Lg heran

von heran am 02.04.2020, 07:49



Antwort auf: Schlafverhalten Kleinkind - Bindung

Hallo, die Frage nach der Ursache ist nicht leicht zu beantworten. Sie beschreiben selbst die Art der emotionalen Bindung nach der Geburt und das wird sicher auch seine Wirkung gehabt haben. Erfreulich ist ja, dass sich ihre Beziehung verändert hat, Sie jetzt auch ein inniges ("abgöttisch" finde ich auch schon wieder bedenkenswert) emotionales Verhältnis zu Ihrer Tochter haben. Meine Überlegung geht mehr dahin, wie Sie sich jetzt in der Einschlafsituation verhalten können, um weder in die Überkompensation zu gehen (Schuldgefühle sind ein schlechter Ratgeber), noch sich zu sehr in Distanz zu erleben. Eine Idee ist, dass Sie abends Ihrer Tochter was vorsingen, vorlesen, mit ihr eine zeitlang kuscheln o.ä. und dann gehen. Wenn Sie also ein Abendritual anbieten, das Nähe und Vertrauen aussendet, und Ihre Tochter dann so einschläft wie sie es kennt und z.Zt. braucht. Sie erleben so beide eine schöne Situation, die aber nicht zielgerichtet ist. So könnte die Vertrautheit und Intensität "unaufgeregt" wachsen, beide erleben eine wichtige und verbindende Nähe, ohne dass Sie zu sehr in das Gewohnte eingreifen. Und vielleicht können Sie diese Haltung auch immer wieder in Ihre Tagesbeziehung einbauen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 02.04.2020



Antwort auf: Schlafverhalten Kleinkind - Bindung

Hallo, ich hoffe, ich darf Dir auch antworten. Als Mutter eines Kindes mit zeitweise sehr intensiver Einschlafbegleitung sage ich Dir: Genieß es! Du erlebst den Traum aller, denen es anders geht! Ist Deine Kollegin vielleicht eifersüchtig, dass das bei euch so problemlos funktioniert? Sie erzählt nämlich großen Quatsch. Für mich ist gutes Einschlafen können (= Loslassen können) ein Zeichen guter Bindung, Deine Tochter hat Vertrauen, dass mit/nach dem Einschlafen nichts Schlimmes passiert, eben weil sie gelernt hat zu vertrauen. Mach Dir wegen so etwas keinen Kopf mehr und stell bei der Kollegin auf Durchzug. Viele Grüße

von Mamamaike am 02.04.2020, 08:03



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Wieder Schlafverhalten - 5 Monate altes Baby

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, meine Tochter ist 5 Monate alt und schläft seit ca. einer Woche schlecht. Sie wacht jede Stunde auf und fängt sofort an zu weinen. Schnuller bringt dann nichts, ich nehme sie sofort hoch und trage sie herum, dann beruhigt sie sich schnell. Ins Bettchen zurücklegen ist aber nicht möglich, entweder wacht sie sofort auf,...


unsichere Bindung

H Hr. Dr. Posth, vielen Dank für Ihre Antw. letzte Wo. Ich mache mir Sorgen, dass eine unsichere Bindung bei unserer To (Kasierschnitt) vorliegt. Ihre Beschreibung in Ihrem Buch auf Seite 95 (Gefühle regieren den Alltag), trifft absolut auf unsere To zu. Sie hat in den ersten 3 Monaten sehr viel geweint, habe Sie immer getragen, trotzdem hat Sie of...


http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/Bindung-bei-Reflux-Schmerzen_54589.htm

Lieber Herr Posth, vielen Dank für Ihre Antwort. Das Verhalten bzgl. Überdrehtheit u. Aggression hat sich seit der Gabe v. Omep. gebessert. Daher glaube ich, dass die Ursache eher bei seinen körperl. Problemen liegt. Auch die Sandifer-Symptomatik ist deutlich zurückgegangen. Er hatte auch nie einen dauerhaften Torticollis, sondern immer „nur“ s...


Auswirkung Elternzeit u. FST auf Bindung/LL

Hallo Herr Posth, mein Mann wird im 13. und 14. Lebensmonat unseres Sohnes in Elternzeit sein und freut sich sehr darauf. Aber ist das überhaupt sinnvoll im Hinblick auf die LL? Wenn nun die LL gerade während der Elternzeit voll in Gang kommt (Sohn hängt jetzt schon sehr an s. Papa), kann es dann für unseren Kleinen nicht sehr schwer werden, wen...


BINDUNG

Sehr geehrter Posth,kann man bei einem 6monate alten baby schon Zeichen unsicherer Bindung erkennen?wie würden diese aussehen?unser Sohn(in großfamilie aufgewachsen) ist bei jedem gern auf dem. Arm auch bei weniger vertrauten Personen(grosstante,die bei der Taufe da war).wenn er mich dann wieder sieht,zeigt er zwar ein lächeln,aber irgendwie nicht ...


Bindung zur 4 jährigen verlieren

Guten Abend, eigentlich war unser Verhältnis sehr gut. Umso älter sie wird, umso mehr hab ich das Gefühl, die Bindung zu ihr zu verlieren. Keine Ahnung,  wann es anfing. Das prägenste ( ich glaub ) erste Erfahrung: ich brachte den Bruder mit aus dem Krankenhaus. Sie war Feuer und Flamme für ihn. Mein Mann ist auch der beste. Ich wurde die ersten 2...


Unsichere Bindung?

Guten Tag! Ich habe langsam Bedenken, ob die Bindung zu meinem aktuell 19-monate- alten Sohn nicht Schaden einnimmt. Ich bin Ärztin und im Schichtsystem tätig, das heißt, ca. 6 Nachtdienste monatlich vor Ort. Mein Mann berichtet seit 4 Monaten über teils massive Schlafstörungen beim Kleinen, wenn ich auf Arbeit bin, mittlerweile frage er abends...


Übertriebene oder berechtigte Sorge bzgl. Bindung zu Baby

Hallo Frau Henkes, ich mache mir sehr viele Gedanken um die Bindung zu meinem 6 Monate alten Sohn und bin inzwischen durch diverse Meinungen so verunsichert, dass ich nicht mehr weiß, ob meine Sorgen und Ängste übertrieben oder berechtigt sind. Generell neige ich leider zum Perfektionismus und übertrage das auch auf die Mutterrolle, obwohl ich ...


Unsichere Bindung? Extremes Fremdel- und Anhänglichkeitsverhalten (11 Monate)

Sehr geehrte Frau Henkes, ich mache mir in letzter Zeit vermehrt Sorgen über die Bindung zu meiner Tochter M., die jetzt 11 Monate alt ist. Ich habe mir gerade den Artikel Ihres Kollegen Dr. Rüdiger Posth „Das emotionale Bewusstsein“ durchgelesen, speziell das 2. Kapitel zu Fremdeln und Anhänglichkeit (https://www.rund-ums-baby.de/entwicklun...


Bindung und Urvertrauen zum Baby

Liebe Frau Henkes, mein Sohn ist 6 Wochen alt und die Schwangerschaft war geprägt von Ängsten, Zweifeln und Ablehnung gegen ihn. Ich habe auch mehrfach gesagt, ich hasse ihn und es war keine Bindung da. Nach der Geburt war etwas Bindung da und er ist auch ein niedliches Baby. Ich versorge und stille ihn,  versuche ihm alles mögliche zu geben...