Schlafphasenwechsel

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schlafphasenwechsel

Guten Tag, unser Sohn ist jetzt 8 Monate alt. Er hat schon immer im Schlaf unsere Nähe gesucht. Er hat die ersten 8-9 Wochen nur an unserem Körper geschlafen und wir haben somit begonnen im Familienbett zu schlafen. Er schläft nur ein wenn wir ihn tragen (wenn wir ihn aufs Bett legen sucht er aber die Brust unf weint wenn er sie nicht bekommt), beim stillen oder auch im Kinderwagen ein. Tagsüber schläft er 45 Minuten am stück und braucht die Brust zum weiterschlafen. Vor ein paar Monaten war er nachts ca alle 2h wach und lies sich nur in den Schlaf stillen. Seit 2 Monaten werden die Abstände nachts häufig kürzer (30Minuten bis 1,5h) und die Nuckelphasen nachts länger (z.T. 45 Minuten lang in denen man ihn nicht von der Brust trennen kann ohne dass er sofort weint.) Er nimmt leider weder Schnuller, noch Daumen, noch Kuscheldeckchen, noch Kuscheltier zum nuckeln. Er stillt sein Saugbedürfnis nur an der Brust. Wenn mein Mann ihn nachts hochnimmt und versucht wieder in den Schlaf zu tragen funktioniert das eher schlecht und spätestens beim Hinlegen wacht er auf, auch wenn man auf ruhiges flaches Atmen wartet. Ich habe das Gefühl er schafft den Schlafphasenwechsel nicht und bräuchte den Schlaf auch genauso wie ich. Kann ich irgendetwas ausprobieren um ihm nachts den Schlafphasenwechsel zu erleichtern? Kann man abschätzen wie Lange diese Phase noch geht? Vielen Dank!

von Kolibri001 am 21.01.2020, 12:41



Antwort auf: Schlafphasenwechsel

Hallo, Sie haben meinen Text zum Schlaf auf dieser Seite sicher schon gelesen. Bedürfnisorientierte Erziehung heißt für mich , dass auch die elterlichen Bedürfnisse (später auch die des Umfelds) eine Rolle spielen, Bedeutung haben. Das bedeutet konkret, dass Sie, wenn Sie Ihre Grenze erreicht haben, sehr wohl auch dem Kind etwas zumuten können (evtl. auch schon vorher). Von alleine und ohne nörgeln wird ein Kind nicht etwas aufgeben, was angenehm ist. Wenn Sie also nachts statt der Brust z.B. Tee in der Flasche anbieten, dann bieten Sie sowohl Kontakt, als auch orale Befriedigung an, auch wenn es nicht das Gleiche ist. Sie muten dem damit Kind eine Veränderung zu, die hinreichende Bedürfnisbefriedigung beinhaltet, aber oft Widerstand hervorruft. Wenn das Kind merkt, dass auch der Ersatz ausreichend (und jetzt alternativlos) ist, wird es das nach kurzer Zeit akzeptieren. Auch hier wäre die Haltung die einer liebevollen Klarheit, also einer inneren Entscheidung in gutem Kontakt. Es geht also darum, sinnvolle und notwendige altersgerechte Veränderungen zu bahnen und die Reaktion des Kindes zu akzeptieren und auszuhalten. Ich schreibe das deshalb so ausführlich, weil ich das gänzliche Übergehen der elterlichen Bedürfnisse für nicht unproblematisch halte. Zum Einen löst es oft unrealistische Erwartungen an das Kind aus ("ich habe doch alles gemacht und jetzt das..."), zum anderen ist ein altersgerechtes Einbeziehen des Kindes in die Familiensituation eine wichtige und beziehungsfördernde Erfahrung. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 22.01.2020