Probleme

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Probleme

Guten Tag! Meine Tochter ist 16 Jahre alt, immer Musterschülerin, nie Schulprobleme oder Auffälligkeiten. Vor einem Jahr begann ein Leistungsabfall in der Schule, keine Hausübungen mehr, wollte nicht mehr lernen. Bei Nachfragen warum, sie fühlt sich so dumm. Sie findet sie ist dümmer als alle andern, obwohl sie ja die Klassenbeste ist. Ein Mitschülerin hat zu ihr gesagt, auch wenn man lauter Einser hat, dass man trotzdem dumm sein kann. Das hat sie sich sehr zu Herzen genommen. Mittlerweile hat sie Schlafprobleme, sie sagt sie kann nicht einschlafen. Sie will stundenlang sich vorm Laptop verkriechen, kann keine HÜ machen, weil sie sich nicht konzentrieren kann. Sie weint dann und ist total verzweifelt. Sie hat ständig Kopfschmerzen, wenn sie von der SChule heimkommt und auch beim Hü machen. Sie findet sich derzeit auch hässlich, sie ist total unzufrieden. Sie will nicht raus gehn, will nur vorm Laptop sitzen. Bisher wurde Blut abgenommen beim HA- Vitamin 'D Mangel wird behoben, EEG, MRT unauffällig, Kinderpsychiater ohne Befund. auch das aufstehen in der früh ist jeden Tag ein Horror, sie braucht immer 1,5 STunden um sich endlich fertig zu machen, wenn man ihr ruft, dass sie schneller werden soll, dann resigniert sie und bleibt einfach liegen.

von ladyred1810 am 01.10.2020, 11:43



Antwort auf: Probleme

Hallo, das hört sich doch sehr nach einer Selbstwertkrise einer Jugendlichen an. Das hat mit Intelligenz und Leistungsfähigkeit nichts zu tun und leider helfen gute Leistungen auch meist nicht über diese Sorge hinweg. Mich wundert ein bißchen, dass die kinderpsychiatrische Untersuchung keinen Hinweis darauf gegeben hat (aber möglicherweise wurde das gar nicht getestet). Aber unabhängig von Diagnosen hat Ihre Tochter ja einen großen Leidensdruck. M.E. reicht das, um über Hilfsmöglichkeiten nachzudenken. Eltern, auch wenn sie gute Beziehungen zur Tochter haben, sind in diesen Situationen meist nicht ausreichend. Eine psychotherapeutische Unterstützung (PTInnen behandeln keine Diagnosen oder Testergebnisse, sondern Menschen mit Leidensdruck) könnte hier hilfreich sein, wenn es gelingt, Ihrer Tochter deutlich zu machen, dass das kein "Beweis" für ihren Mangel ist. Psychotherapie sollte als Hilfe verstanden und vermittelt werden, sich gesünder und zufriedener entwickeln zu können (und nicht als Mangelbeseitigung). Natürlich gibt es auch Jugendliche, die alleine durch diese Krise kommen, aber das weiß man erst nachher. Manchmal reichen auch Gespräche mit vertrauten Menschen ausserhalb der Familie, aber das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Ich würde diese Möglichkeit der Unterstützung zumindest miteinander ins Auge fassen und besprechen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 01.10.2020