Prävention Depression/ Suchterkrankungen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Prävention Depression/ Suchterkrankungen

Lieber Dr. Nohr, Unsere Tochter ist ein Jahr alt, fröhlich und gut entwickelt. Langsam beginnt immer mehr der „erzieherische Aspekt“ des Elternseins, der mir teilweise etwas Sorgen macht, da sowohl bei meinem Mann als auch bei mir einige Fälle von Depressionen und/ oder Alkoholismus in der Familie sind (gemischt teilweise Großeltern, Eltern, Tante, Cousin). Gibt es irgendetwas in der Erziehung/ im Umgang/ im Vorleben zu beachten bzw. präventive Maßnahmen? Beide Erkrankungen sind Resultate von Nature und Nurture, daher möchten wir auf der Nurture-Seite so viel wie möglich zur Prävention machen ohne jedoch es zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen, um keine selbsterfüllende Prophezeiung heraufbeschwören. Wir haben ein gutes und enges Verhältnis zu unseren Familien und die akuten Erkrankungen liegen bei allen dank Therapie in der Vergangenheit, so dass unsere Tochter keine direkte Konfrontation mit nicht behandelten Depressionen/ Alkoholismus hat. Mein Mann und ich trinken beide gelegentlich Alkohol und kommunizieren alle Themen möglichst offen miteinander, so dass beide immer wissen, wie es dem andern geht. Unseren Kinderarzt möchte ich ungern fragen, da bei uns jeder jeden kennt und die oben beschriebenen Probleme außerhalb der Familie nicht bekannt sind und darauf auch großen Wert von den Betroffenen gelegt wird. Vielen Dank und herzliche Grüße

von Mamaroo am 16.11.2020, 10:16



Antwort auf: Prävention Depression/ Suchterkrankungen

Hallo, das ist eine sehr wichtige Frage, die oft aus Schamgründen nicht gestellt wird. Die entscheidende Prävention ist das elterliche Vorbild. Hier werden Grundlagen gelegt sowohl im Umgang mit Suchtmitteln als auch mit Verstimmungen verschiedenster Art. Wir wissen heute, dass es genetische Möglichkeiten für Vieles gibt, aber die soziale Situation entscheidet wesentlich mit, welche dieser Möglichkeiten aktiviert werden. Insofern ist ein selbstverständlicher und gelassener Umgang bedeutsam und vor allem sollte eben nicht dauernd bedacht/befürchtet werden, ob das schon ein Hinweis ist für .... . (Das haben Sie ja schon selbst beschrieben). Auch sollten die Kinder nicht extra von den Familienmitgliedern ferngehalten werden, die krank sind. Die gehören auch dazu, sollten eben nicht ausgegrenzt werden, und können Fragen bei den Kindern auslösen. Sie gehören zum Gesamtbild der Familie und sind eben nicht "ansteckend". Also keine Sorge, dass da schon was festgelegt ist und zeigen Sie (so gut Sie können), wie man mit (diesen) Gefährdungen umgeht. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 16.11.2020



Antwort auf: Prävention Depression/ Suchterkrankungen

Hallo! Ich hoffe es ist ok, dass ich dir antworte. Wir haben in der Familie ebenfalls einige Fälle von Suchtproblematik und Depressionen. Ich denke, dass du dir da aber im Sinne einer Veranlagung keine Gedanken machen musst. „Seelische Erkrankungen“ wie Burn out, Depressionen und Suchterkrankungen sind so dermaßen häufig, sodass im Prinzip jeder da in seiner Familie mehrere Fälle hat. Ich selbst bin bei dem Thema im Freundes- und Bekanntenkreis relativ offen, weil hier keiner meine Familie näher kennt und du wirst nicht glauben, ich hab so unglaublich viele Rückmeldungen bekommen, dass es bei anderen genauso ist. Von daher würde ich sagen, seid ihr und eure Kinder nicht stärker vorbelastet als andere und dass du dir wegen einer möglichen Veranlagung keine Sorgen machen musst... Darüber hinaus finde ich, dass ein präventiver Umgang immer sinnvoll ist!

Mitglied inaktiv - 16.11.2020, 13:43