Plötzlich ein Schreibaby?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Plötzlich ein Schreibaby?

Hallo! Ich wende mich an Sie da ich mit meinem 2. Sohn zur Zeit ziemlich überfordert bin. Er ist knapp 11 Monate alt. Die ersten Monate war er total ruhig und entspannt. Nur wenig hat ihn mal aus der Ruhe gebracht und er konnte sich super beruhigen. Vor 3 Monaten musste ich mit dem Großen (3 Jahre) für 2 Wochen ins KH nach einem Unfall. In der Zeit war mein Mann mit dem Kleinen zu Hause und beklagte sich immer wieder über ihn. Er würde nur weinen, nachts nicht schlafen und schlecht essen. Und tatsächlich: seit 3 Monaten weint mein Sohn eigentlich dauernd. Ich kann keinen Schritt machen ohne das er weint. 3 Stunden am Stück hat er vorm Frühstück geschafft. Da er von seiner motorischen Entwicklung hinter her hing (er kann sich erst seit 2 Wochen umdrehen und etwas krabbeln) bin ich regelmäßig beim KiA. Aber auch sie zuckt nur die Achseln. Ich bin mit meinen Nerven völlig im Eimer. Inzwischen ist es mir fast egal ob er weint da es wie ein Hintergrundgeräusch meinen Alltag begleitet. Mein Mann ist da auch keine Hilfe, da er sich seit dem er alleine auf ihn aufpassen musste von ihm zunehmend distanziert.... Ist es wirklich so normal das sich ein Baby in dem Alter in ein Schreibaby verwandelt?

von Lysithea am 27.11.2018, 07:47



Antwort auf: Plötzlich ein Schreibaby?

Hallo, es klingt so, als sei Ihr Sohn aus dem "Paradies" gefallen und finde keinen Weg zurück.Eine plötzliche Trennung für 2 Wochen von der wesentlichen Bezugsperson ist in diesem Alter eine tiefe Verunsicherung des Vertrauens. Auch, weil der Vater zu diesem Zeitpunkt sicher kein ausreichender Ersatz war (sein konnte). Aus Kindersicht (wenn man sich hineinversetzt , ist das nachvollziehbar)wird diese Angst vor dem Verlassenwerden bei jeder Trennung aktualisiert.( weil das Kind nicht weiß, ob es 3 Minuten oder zwei Wochen sein werden.) Und das Kind kann diese Angst nicht einfach abstellen, verstehen! Es geht jetzt darum, diese Sicherheit wiederherzustellen, was schwierig und manchmal längerdauernd ist. Daran führt kein Weg vorbei. Nehmen Sie dieses Nähebedürfnis an, akzeptieren Sie es für eine Zeit, bis er wieder ausreichend sicher ist, dass das nicht einfach wieder passiert. Und es wäre sehr gut, wenn der Vater das auch versuchen würde, und sich auch nicht von Abwehrreaktionen verunsichern lassen würde. Keine einfache Situation, für alle.Aber wenn man den Hintergrund nachvollziehen kann, ist es oft leichter, macht Sinn. Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.11.2018



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