Unser Sohn ist jetzt 2,5 Jahre alt. Das erste Jahr war ich mit ihm zu Hause und ich dachte eigentlich wir haben eine gute Bindung zueinander. Seit dem er 14 Monate ist gehe ich 2,5 Tage in der Woche arbeiten, in dieser Zeit wird er von Oma und Opa betreut, was prima funktioniert. Seit gut einem Jahr ist unser Sohn sehr auf seinen Papa fixiert. Sobald dieser nach der Arbeit nach Hause kommt bin ich abgeschrieben. Die Situation wird aber mittlerweile immer schlimmer, ich darf keine Windel mehr machen,
ihn nicht anziehen, ihn nachts nicht aus seinem Bett holen, wenn er weint, sobald mein Mann zu Hause ist. Dann schreit und weint er Mama weg.... Die Situation ist für uns alle extrem belastend, für mich, weil ich einfach nur noch traurig bin über die anhaltende ablehnende Situation, ich weiß sollte ich nicht sein, für meinen Mann der nach seiner Arbeit und am Wochenende sich 100 % ums Kind kümmern muss. Nur sein Fläschchen morgens und abends trinkt er noch bei Mama. Wenn wir alleine sind war bisher auch immer alles gut, er kommt kuscheln, wir spielen zusammen. Gestern war unser Sohn krank und als er vom Mittagsschlaf weinend wach wurde, durfte ich ihn nicht mal aus seinem Bett holen, obwohl Papa noch nicht da war. Was hab ich bloß falsch gemacht? Diese Ablehnung wird von Tag zu Tag schwerer zu ertragen. Er ist dann nach einer Zeit heulend wieder eingeschlafen als ich ihm gesagt habe, dass Papa noch nicht zu Hause ist.
von
Tina 242
am 14.01.2020, 05:34
Antwort auf:
Papa-Kind
Hallo,
dass in der Loslösephase eine stärkere Fixierung auf den bis dahin mehr abwesenden Elternteil beginnt, das ist Teil der Entwicklung. Diese Anbindung an den "unsichereren" Elternteil hat gerade damit zu tun, dass diese Beziehung nicht so stabil und belastbar erlebt wird. Und sie basiert in der Regel auf der sicheren (und alltäglichen) Beziehung zur primären Bezugsperson, hier als zu Ihnen. Diese Entwicklung der Dreierbeziehung (Triangulierung) ist für keinen einfach, weil oft einer das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein. Und es ist Aufgabe der elterlichen Arbeit (das Kind kann das noch lange nicht) zu vermitteln, dass Ausschluss eben nicht nötig ist. Es ist eine wesentliche Erfahrung, dass die elterliche Beziehung diesen kindlichen Umgang aushält.
Es sollte Sie also nicht grämen, da es Teil einer Erweiterung des Lebensumfelds ist, und wesentlich zur Entwicklung beiträgt. Andererseits sollte es auch nicht dazu führen, dass nur noch das Kind entscheidet, wer wann die Versorgung übernimmt. Da bedarf es auch einer Lernphase der Klarheit, dass das in großen Bereichen von den Eltern entschieden wird, auch wenn das zu Ärger und Geschrei führt. Wenn dies in einer Haltung der emotionalen Klarheit und Offenheit passiert, also der "abgelehnte" Elternteil nicht trotzig reagiert, ist das für die Kinder eine wichtige Realitätserfahrung. ("Ich wechsele jetzt die Windeln, Papa muß schlafen und morgen früh sind wir alle wieder zusammen. Das ist jetzt schade, geht aber gerade nicht anders" o.ä.).
Also weder enttäuscht und trotzig reagieren, den Entwicklungsschritt wertschätzen und die Alltagsorganisation gemeinsam elterlich entscheiden.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 14.01.2020