Mein 3 jähriger Sohn mag mich nicht.

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Mein 3 jähriger Sohn mag mich nicht.

Hallo Dr. Nohr, Mein Sohn stößt mich seit fast 1,5 Jahre zurück. Anfangs dachte ich es wäre weil ich arbeite und er in der Zeit mit dem Papa war. Dann dachte ich es wäre die Schwangerschaft. Er wollte nicht mehr mit mir zum Spielplatz. Wollte nur Sachen mit dem Vater machen. Hat dann auch geweint wenn ich gekommen bin als er nachts rief und nicht der Papa, dabei bin ich nächtlich alle 2 Stunden aufgestanden bis er mit 20 Monaten endlich durchschlief. Ich habe ihn bis zur Geburt seiner Schwester jeden Abend zu Bett gebracht. Als sie kam, wurde alles schlimmer. Er hat mir öfters gesagt er würde mich nicht lieben, nur seinen Vater, geschrien wenn er mit mir etwas machen musste als würde ich ihn quälen. Er redet sehr bösartig mit mir, versucht mich manchmal zu schlagen. Trotzdem mache ich sehr viel mit ihm. Spielen, lesen, kochen, backen, spazieren, basteln, usw. Jeden Tag. Ich arbeite seit der Geburt seiner Schwester (8 Monate) nicht meht und verbringe den ganze Tag mit den Kindern. Der Vater hat seit Beginn bindungsprobleme mit dem Baby und hat sie nie mehr als 5 Minuten im Arm. Also ist sie bei allem dabei. Der Vater arbeitet schon immer von Zuhause aus was die Sache auch nicht einfacher macht.Der agressive Ton hat mein Sohn wahrscheinlich von seinem Vater. Er arbeiter viel, nimmt sich nicht viel Zeit zum Spielen aber dann ist er ganz für ihn da. Haben Sie einen Rat ? LG, Zumi

von Zumi am 14.05.2020, 07:54



Antwort auf: Mein 3 jähriger Sohn mag mich nicht.

Hallo, das hört sich nach einer sehr belastenden Situation für Sie an. Vorweg möchte ich eine allgemeine Antwort geben, die für solche Situationen kürzer oder länger, wichtig ist. Versuchen Sie Ihre Zuneigung nicht vom (netten oder aggressiven) Verhalten Ihres Kindes abhängig zu machen, egal wie schwer das ist. Seit seiner "Entthronung", und er scheint das ja wirklich so erlebt zu haben, geht Ihr Sohn scheinbar davon aus, dass er Sie verloren hat. Mit seinem abwehrenden Verhalten versucht er, sich seine Annahme zu bestätigen. Wenn Sie also ärgerlich oder abwehrend bis kränkend reagieren, bestätigt das genau seine Annahme. (Dies ist ein seelischer Mechanismus der heißt, lieber die sichere Ablehnung als Ungewissheit. Lieber provoziere ich das Negative, als dass ich es ertragen muß. Lieber aktiv als passiv). Ihr Verhalten sollte also davon bestimmt werden, was bei ihm als Antwort ankommen soll. Das kann Bedauern sein, Traurigkeit oder Verunsicherung, auch Grenzsetzung, aber weder Ablehnung noch Entwertung. Wenn Ihnen das überwiegend gelingt, kann Ihr Sohn wieder glauben lernen, dass auch dazugehört und von Ihnen gemocht wird. Keine leichte Aufgabe, aber sehr lohnenswert. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 14.05.2020