Marotte

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Marotte

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Mein Sohn (4) hat angefangen, ca 3x am Tag 10 min im Zimmer auf und ab zu rennen, verbunden mit leichten Sprungbewegungen. Er ist dabei sichtbar in einer Fantasiewelt (Mimik lebhaft, schlecht ansprechbar). Er wirkt dabei glücklich und entspannt. Interessant ist, dass ich als Kind genau den gleichen Spleen um dieses Alter begonnen hatte. Ich habe damals lebhafte Tagtraeume mit phantasiegefahrten i gehabt und Spannungen abreagiert, auch vermehrt das Bedürfnis gehabt, wenn ich was aufregendes, eher positives erlebt habe. In der Praepubertaet hat sich das verloren. Ich habe auch heute noch einen großen Bewegungsdrang. Mein Sohn hat jeden Tag viel Möglichkeit zum bewegen, wir sind viel SPIELPLATZ, Roller fahren, Ausflug... Er spielt und tobt gern mit seinem 20 Monate jüngeren Bruder. Wegen Corona geht er nicht mehr in den Kiga (seit 3. Geburtstag für 3 Tage halbtags). Wir pflegen eine liebevolle Erziehung auf Augenhöhe (langzeitstillen, Familienbett) ich bastle und spiele viel ihnen. Wenn ich was von mir nicht OK finde, rede ich mit ihm drüber und entschuldige mich auch. Klar vermisst er Kindergruppen. Wir hatten nie Ess- oder Schlafprobleme und er wirkt glücklich und ausgeglichen. . Er ist gut entwickelt, motorisch etwas vorsichtig und nicht der der geschicksteste. Er ist sehr empathische und sozial weit. Wie soll ich darauf reagieren? Ich sage ihm, es ist ok, er soll es aber bloss zu Hause machen, damit er nicht gehänselt wird. Danke sehr!

von Ann-Kristin am 29.03.2021, 12:45



Antwort auf: Marotte

Hallo, ich kann Ihre Sorgen gut verstehen, vor allem auf dem Hintergrund Ihrer eigenen Geschichte. Kinder entwickeln immer wieder eigene Strategien, wie sie mit Gefühlen umgehen und wie sie sich selbst beruhigen können. Diese sind manchmal ganz ungewöhnlich und kreativ, zuweilen auch kurios. Da Ihre Eltern ihn deutlich gemacht haben, dass Ihr Verhalten auffällig ist und versteckt werden sollte, nehmen Sie das bei Ihrem Kind natürlich auch schneller an. Aber vielleicht können Sie Ihrem Kind ein anderes Signal geben nämlich, dass es OK ist was er macht, egal was die anderen sagen (ich nehme aber mal an, dass er das aussen gar nicht zeigen wird). Und wenn dann mal Hänseleien stattfinden sollten, dann ist es hilfreich ihn zu bestätigen in seinem Sosein, ihn zu stützen. Ich würde ihn also nicht vorauseilend einschränken, weil dadurch schon das Gefühl, "da stimmt was nicht bei mir", ausgelöst oder verstärkt werden könnte. Und wenn Bedarf entsteht, sind Sie ja aus Ihrem Selbsterleben eine gute Ansprechpartnerin. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 30.03.2021



Antwort auf: Marotte

PS wenn er mal keine Gelegenheit dazu hat (z. B. weil wir länger unterwegs waren, merkt man, dass dieser Drang sich anstaut und er muss er es dann sofort machen, wenn wir daheim sind Das mit dem "damit er nicht gehänselt wird" habe ich natürlich nicht gesagt, nur, dass es etwas privates ist, was man nur zu Hause macht.. Meine Eltern haben damals verlangt, dass ich das nicht tue - das war für mich total schlimm, weil ich dann vor Anspannung immer kaum ein und aus wusste, auch Ablenkung half nicht

von Ann-Kristin am 29.03.2021, 12:52



Antwort auf: Marotte

Ich sehe hier ehrlich gesagt keinerlei Handlungsbedarf. Warum sollte er, ein Kind, nicht in der Öffentlichkeit spielen sollen? Er macht nichts intimes, sondern spielt einfach nur. Warum befürchtest du Hänseleien? Auch wenn du es ihm nicht sagst, so spürt er deine Ängste. Du solltest versuchen, das Ganze realistisch einzuordnen - es ist ein normales Verhalten! Du schreibst doch selber, dass du auch als Kind so gespielt hast. Leider haben deine Eltern diesbezüglich nicht nur dich als Kind beeinflusst, sondern indirekt auch deine Sicht auf dein Kind. Versuche, dich davon zu lösen. Das Verhalten deines Sohnes ist nichts, wofür er sich schämen sollte! Im Gegenteil, wie wunderschön ist es, dass dein Kind so unbeschwert und selbstvergessen glücklich ist, indem es seine Phantasie einsetzt! Erfreue dich an deinem feingeistigen, sensiblen, phantasievollen , wunderbaren Kind!

von 3wildehühner am 30.03.2021, 00:05



Antwort auf: Marotte

Ich habe doch gar kein Problem damit. Ich kann ihn ja vollkommen verstehen. Er rennt dann eben nur so 10 min wie wild Stereotyp hin und her mit entrucktem Gesichtsausdruck. Ehrlich gesagt, habe ich das noch ausser bei mir damals und bei ihm noch nicht so bei Kindern gesehen. Es ist jetzt nicht so das übliche Gehopse oder tanzen oder spielerische bewegen. Deswegen würde es mir in der Seele weh tun wenn er deswegen gehänselt wird. Kinder können da manchmal ungewollt ziemlich grob sein...

von Ann-Kristin am 30.03.2021, 00:36