Frage: Männerbild

Liebe Frau Henkes, ich habe eine 3 Jährige Tochter, ich liebe Sie über alles und verbringe meine Freizeit "nur" mit der Familie und wir haben spaß. Sport habe ich auf die Mittagspause verlegt, was mich nicht stört. Ein befreundete Psych. meinte, ich muss auch Freizeit allein verbringen damit sie lernt "Männer" haben auch eigene Bedürfnisse.Sonst hat sie später diese Erwartungshaltung an Männer, die machen alles für mich...und haben keine Bedürfnisse. Und es schadet auch unserer Bindung. Aber ist das wirklich so, dass ich was falsch mache es überzogene Vaterliebe ist. Aber wir lieben es zusammen zu sein und uns treiben zu lassen...warum sollte ich dann alleine schwimmen gehen oder einkaufen wir machen alles zusammen /zu dritt...aber lt der Frau sollte ich es ihr zu liebe 1 mal die Woche alleine was machen für ihre langfristige Entwicklung??? Herzlichen Dank Christoph und Beste Grüße

von Tristar am 24.06.2021, 14:03



Antwort auf: Männerbild

Guten Tag, ich weiß natürlich nicht, was die befreundete Psychologin gemeint hat. Aber warum sollten denn nur Männer eigne Bedürfnisse haben? Ich sehe es so, dass auch Frauen und Kinder eigene Bedürfnisse haben. Je besser in den ersten Lebensjahren die Grundlagen für eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern sind, umso eher können Kinder später die Bedürfnisse der Eltern akzeptieren und umso eher können Kinder auch ihre eigenen Bedürfnisse ausdrücken und sich für deren Erfüllung einsetzen. Eine sichere und gute Bindung an die Eltern stärkt das Selbstgefühl von Kindern und macht sie sicherer. Das schafft die Grundlage dafür, dass Ihre Tochter demnächst sagen kann, dass sie sich lieber mit ihrer Kindergartenfreundin verabredet als z.B. mit Ihnen schwimmen zu gehen. Aufgrund der positiven Erfahrungen der ersten Lebensjahre wird sich Ihre Tochter sicher sein, dass sie solche Wünsche äußern kann und Sie diese akzeptieren, ohne sich zurückgewiesen zu fühlen. Im Laufe der weiteren Entwicklung sollten Kinder auch lernen, dass Erwachsene eigene Bedürfnisse haben und ihren Kindern nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Aber das lehrt in der Regel das Leben. Ihre Tochter merkt ja vermutlich jetzt schon, dass Sie nicht immer da sein können sondern arbeiten gehen. Wichtig für die Kinder ist die Erfahrung, dass die Eltern immer zuverlässig zu ihnen zurückkommen. Sport scheint mir gut dafür geeignet, Familieninteressen und eigene Bedürfnisse zu kombinieren. Im Schwimmbad können Sie sich doch bestens zu dritt vergnügen. Und wenn Sie oder Ihre Frau dann mal ein paar Runden intensiver alleine schwimmen wollen, ist doch immer noch einer frei, um sich weiter um Ihre Tochter zu kümmern. Das Männerbild Ihrer Tochter wird vermutlich eher davon geprägt, wie zugewandt sie ihren Vater erleben kann. Ein liebevoller Vater, der sich intensiv in die Kinderbetreuung einbringt, wird sicherlich zu einem sehr positiven Männerbild Ihrer Tochter beitragen können. Das wäre doch sicher ein guter Beitrag zum sich ändernden Rollenverständnis von Männern und Frauen. Dass Männer "eigene Bedürfnisse" mit Vorrang haben, kennen vermutlich Frauen und Kinder lange genug, ohne dass ihnen diese Erfahrung etwas für die eigene Entwicklung genutzt hat. Da ist eine andere positive Vatererfahrung sicherlich eine Bereicherung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 24.06.2021



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Achja, sie meinte im Gespräch noch. Ausagen wie. Es tut mir leid, aber ich muss jetzt zur Arbeit fahren. Sind schädlich, da dass kind dann Arbeit als Negativ empfinden wird. Bzw. Die Aussage es tut mir leid, ich muss jetzt weg etc. Soll man auch nicht sagen. Sondern ich fahre jetzt und komme dann und dann wieder und dann können wir ggf. weiterspielen. Weil ich mit diesen Aussagen meine Autorität untergrabe und das Kind soll merken der Erwachsene schafft an. Aber Fr Henkes. Mir tut es wirklich leid wenn ich fahre muss und ich sehe mein kind auch wenn sie noch so klein ist auf gleicher Ebene zu mir und so kommuniziere ich auch mit ihr. Ich bin jetzt sehr unsicher, aber ist mein Verhalten so falsch?

von Tristar am 24.06.2021, 16:18



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Ich bin zwar nicht Frau Henkes, aber für mich klingst du wie ein toller Vater, der sich leider zu sehr verunsichern lässt. Aus meiner Sicht ist es am wichtigsten authentisch zu sein und das ganz normale Leben einfach zu leben, ohne mit jeder Kleinigkeit ein Ziel zu verfolgen. Genießt die gemeinsame Zeit, dein Tochter wird sicher viel von dir lernen und von der engen Bindung profitieren.

von ml1820 am 24.06.2021, 17:33



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Lieber Christoph, ich habe alle Deine Fragen verfolgt (lese jeden Di. und Do. in diesem Forum) und kann Dir nur eins sagen: ich habe das Gefühl, Du bist ein toller Vater. Wenn ich noch mal Kind sein dürfte, wäre ich es gerne bei Dir. Und den angeblichen Schaden hätte ich super gerne in Kauf genommen! ;-) Lieber Gruß C.

von Charlotte88 am 24.06.2021, 19:51



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Vielen herzlichen Dank für die Antwort, das tut mir gerade sehr gut. Es stimmt schon das sie meine Prinzessin ist und ich ihr eigentlich alles erfülle im Gegensatz zu meiner Frau. Da hängte sie sich auf, dass sie später es von jedem Mann erwarten würde Aber da kann ich nicht anders. Alles gute zusammen

von Tristar am 24.06.2021, 22:15



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Du klingst wie ein toller Papa. Lass dir nichts vormachen, höre lieber weiterhin auf dein eigenes Gefühl. Wenn du Zeit für dich brauchst, kommuniziere das. Wenn nicht, passt doch auch alles. Das Wichtigste ist nicht, dass du hier irgendwelche Grenzen ziehst, sondern dass du DEINE Bedürfnisse ausdrückst, was das auch immer bei dir bedeuten mag. Dein Kind soll keinen Modellvater haben, sondern DICH - so wie du fühlst, ist es richtig. Genau das wollen wir unseren Kindern doch beibringen, nämlich, dass sie so angenommen werden, wie sie sind, nicht wie sie sein sollen. Also lebe das auch weiterhin und lass dich nicht verunsichern :) Alles Gute :)

von zitronenmama am 28.06.2021, 10:16