Lieber Dr. Nohr, eine Frage zu Freundschaft

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Lieber Dr. Nohr, eine Frage zu Freundschaft

8 jähriger Sohn hat seit einigen Monaten einen „besten Freund“ der uns einiges Unbehagen bereitet. Sohn darf bereits nicht mehr zu ihm nach Hause, da dort den ganzen Tag nur PlayStation gespielt wird. Auch unkontroll. Zugriff auf YouTube etc. Keine altersger. Medieninhalte. Dort sehr rauher Ton üblich.Wir erlauben pro Tag nur 30 Min. Videospiele und 20 Min Fernsehen. Wir wollten Freundschaft vorerst nicht komplett verbieten. Nur Besuche bei Freund untersagt, Treffen bei uns zuhause und auf Spielplatz haben wir erlaubt. Jetzt zeigt sich immer mehr, dass auch auf dem Spielplatz oft asoziales Verhalten beim Freund vorkommt. Sohn erzählt immer alles offen daheim was dort passiert ist. Macht nicht mit, bleibt aber leider dabei. Freund provoziert fast täglich Streit auf Spielplatz mit anderen Kindern Im Streit fallen übelste Ausdrücke wie Wichser, Fick deine Mutter, Hurensohn. Diese schreit der Freund lauthals auf dem Spielplatz herum auch in Gegenwart anderer Eltern. Ich finde das sehr schlimm, auch wenn Sohn das selbst nicht sagt, aber eben mit dabei ist. Freund + Schwester kündigen schon auf dem Weg z. Spielplatz an wieder Streit anzuzetteln. Zeigen auch öbszöne Gesten. Auch in der Schule auffällig. Lehrerin auf den Po gehauen. Frech zu Direktor. Sohn ist top Schüler. Bei Ärger mit uns testet nun Sohn das Erlebte und die Sprüche dann allerdings teils an uns aus. Wir sorgen uns, Umgang komplett verbieten? Danke!

von Code123 am 12.09.2019, 00:38



Antwort auf: Lieber Dr. Nohr, eine Frage zu Freundschaft

Hallo, das ist keine einfache Situation und es gibt auch keine ideale Lösung. Dass Kinder aus "geregeltem Elternhaus" sich Freunde suchen, die eine andere Sozialisation haben, ist nicht selten. Es ist wohl auch der Reiz dieser anderen Umgangsform. Dieses "mir kann keiner was" Gehabe ist bes. für zurückhaltende Kinder erstmal beeindruckend. Da erlaubt sich jemand all das, was man selbst für unmöglich hält und als verboten kennt. Da entstehen immer wieder sehr idealisierende Beziehungen. Am besten wäre es natürlich, wenn Ihr Sohn selbst merken würde, dass dieses aggressive und provozierende Verhalten eben nichts mit Stärke zu tun hat. Verbote führen bei vielen Kindern zu Trotzreaktionen, weil sie sich nicht respektiert fühlen. Der "Reiz des Bösen" ist auch nur schwer wegzudiskutieren, er wird ja emotional erlebt und nicht mit dem Verstand. Der Weg könnte sein, durch die gemachten Einschränkungen den Überblick über die Beziehung zu behalten und daneben über das Verhalten und die Beziehung im Gespräch zu bleiben. (Jetzt könnten Sie vielleicht noch verbieten, ab Pubertät eher nicht mehr). Und da können Sie sehr deutlich Ihre Meinung dazu sagen, sich austauschen und auch zuhören. Wenn Ihr Sohn selbst den Schritt zur Distanzierung macht, hat er eine ganz andere Erfahrung gemacht, als durch ein Verbot. (Wobei ich nicht ausschliessen will, dass es Situationen gibt, in denen ich auch verbieten würde). Das Gespräch suchen, zuhören, sich positionieren und die Entwicklung im Auge behalten, würde ich versuchen. Ich bin auf Ihre Erfahrung gespannt. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 12.09.2019



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