Kleinkind zögert mit Weinen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kleinkind zögert mit Weinen

Hallo, meine Tochter ist fast 1,5J und seit gut 3 Monaten beobachte ich ein merkwürdiges Verhalten, wenn ihr bei Besuch ein Missgeschick oder Unfall passiert: War die entstandene Verletzung schmerzhaft, weint sie nicht los. Sie neigt eher den Kopf nach unten und zeigt ihre Gefühle nicht. Ich als Mama sehe sie mir aber dann genauer an, also beobachte sie oder gehe körperlich näher auf sie zu. Ich erkenne eine Anspannung in ihrer Mimik. Dann plötzlich bricht es aus ihr heraus und sie weint ganz doll. Ich nehme sie hoch und tröste sie. Sind wir ohne Besuch, weint sie direkt ohne zu zögern. Natürlich weint sie auch manchmal nicht, weil es nicht wehtat. Ich bin auch nicht die Type von Mama, die jedes Mal direkt besorgt ist und davon ausgeht, dass es schlimm gewesen ist. Ich bin einfach neutral. Wir haben eine gute Bindung. Aber wie gesagt, wenn bestimmte andere Menschen dabei sind, wägt meine Tochter anscheinend ab, ob sie weinen darf. Das macht sie bei vielen Leuten, aber nicht bei allen ist mir aufgefallen. Möglich, dass es da einen Zusammenhang gibt zu der Einstellung dieser Personen, was sie von Trauer äußernden Kindern halten. Ich hätte große Sorge, wenn so ein kleines Kind schon gelernt hat, Gefühle herunter schlucken zu müssen, das ist ungesund.Meine Fragen : Kann ein Kind in dem Alter wirklich schon Gefühle kurz unterdrücken und sich im erweiterten Familien- und Freundeskreis emotional anpassen wollen? Soll ich diese Leute um ein anderes Auftreten bitten?

von Löwenmutterr am 29.03.2021, 09:51



Antwort auf: Kleinkind zögert mit Weinen

Hallo, das ist eine interessante Beobachtung, die ich so erklären würde: Weinen, also Ausdruck starker Gefühle, ist eine sehr intime Angelegenheit, weil sie Einblick in die eigene Emotionalität erlaubt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder ein Gefühl dafür haben, wie ihr Weinen von der Umgebung aufgenommen wird (das ist kein Gedanke, eher eine Ahnung). Wenn der Reiz/Schmerz überschwellig ist, dann hat das Kind keine Wahl. Aber es gibt einen Bereich, in dem es wohl "entscheiden" kann, ob es sich so zeigen will oder nicht. Dafür spricht auch, dass es nicht bei allen "Fremden" so ist, Ihr Kind also etwas merkt, was diese Menschen unterscheidet. Eindrucksvoll, was Kinder merken und darauf reagieren können, ohne es kognitiv zu verstehen. Und Sie scheinen ja gut und zugewandt damit umgehen zu können. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 29.03.2021



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