Kleinkind wendet sich ab

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kleinkind wendet sich ab

Hallo Dr. Nohr, unsere Kleine ist jetzt 28 Monate alt. Sie geht seit 1 Jahr in die KiTa. Dort ist sie auch eigentlich sehr gerne. Es haben sich in letzter Zeit zu Hause Veränderungen ergeben: Ich bin arbeitslos geworden, komme damit nicht gut klar. Deshalb haben wir öfters eine etwas gereizte Grundstimmung. Wir vermeiden es, uns vor ihr zu streiten, aber manchmal rutscht doch mal etwas raus. Ich muss die Kleine in die Krippe geben, aber kürzer. Anfangs (vor 3 Monaten) habe ich es lockerer gehalten aber sie braucht das Geregelte. Es lief alles ok. Man merkt, dass sie in der Trotzphase ist, aber das haben wir gut in den Griff bekommen mit liebevollem Erklären und Verständnis. Jetzt hatte ihre Bezugserzieherin 1,5 Wochen Urlaub. Seit Montag ist sie wieder da, und ich höre mittags nur noch ihren Namen. Sie hat sogar einmal gesagt, sie hätte sie lieber als mich. Es war unser Ritual, dass sie nach dem Aufstehen zu mir ins Bett kommt und wir kuscheln. Dabei darf sie ihren Schnuller behalten, der ansonst tagsüber tabu ist. Seit 2 Tagen will sie noch nicht mal mehr das. Sie will aufstehen und zur Erzieherin. In meiner Verzweiflung hab ich heute morgen gefragt ob ich ihre Sachen packen soll, dass sie heute mittag nicht nach Haus sondern zur Erzieherin gehen kann. Wollte sie dann aber auch nicht (ich weiß, war falsch) Zur Oma will sie übrigens seit 3 Wochen auch nicht mehr. Was läuft falsch? Dank

von Jane987 am 22.11.2018, 11:16



Antwort auf: Kleinkind wendet sich ab

Liebe Jane, danke für Ihre offene Frage. Ihre Tochter geht mit Sicherheit davon aus, dass Sie die wichtigste Person sind. Aber es gibt auch andere und die können, immer auf dem Hintergrund der sicheren Bindung zu Ihnen, zeitweise attraktiver sein. Vielleicht reagiert Ihre Tochter auf die veränderte Stimmung Zuhause, die sie im Kontakt zur Erzieherin nicht erlebt. Sie weist Sie auf negative Veränderungen hin, ohne die Beziehung natürlich wirklich in Frage zu stellen. Aber auch Sie wären lieber auf einer netten Arbeitsstelle als im grummeligen Zuhause. Also reagieren Sie nicht verärgert auf Einzelaussagen, sondern machen Sie deutlich, dass Sie sie nie hergeben würden, dass sie Ihnen wichtig ist und versuchen Sie, die Situation bei Ihnen wieder zu verändern (leicht gesagt, ich weiß). Bieten Sie Beziehung an aber fordern Sie nicht Zuwendung oder Kuscheln. (Das kommt freiwillig und nur dann hat es Bedeutung). Bleiben Sie in Ihrem Angebot klar, was auch immer sie sagt (sie ist nicht mal 2 1/2 J.) und wie auch immer sie im Einzelnen reagiert. Nehmen Sie den "Hinweis" (da läuft was schief bei uns)Ihrer Tochter ernst. Alles Gute dabei. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 23.11.2018