Kleinkind bezeichnet sich selbst als Katze

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kleinkind bezeichnet sich selbst als Katze

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Meine Tochter ist fast 2,5 Jahre alt und seit ein paar Wochen spricht sie über sich selbst als Katze. Beim Händewaschen sagt sie z.b.: "Die Katze wäscht die Pfoten". Mich nennt sie manchmal "Mama Katze" und meinen Mann "Papa Katze". Darüber hinaus spricht sie aber auch immer häufiger in der Ich-form über sich selbst oder nennt sich beim Vornamen. Ist dies irgendwie bedenklich? Leider konnte ich zu dem "Katzen-Thema" keinerlei Informationen finden. Vielleicht können Sie mir das Verhalten kurz erklären und ob man sich hier Sorgen machen muss? Ich habe immer die Schizophrenie ihres Großvaters (mein Vater) im Hinterkopf und reagiere schnell ängstlich bei sowas, auch wenn meine Tochter z.b. auf ihre Hände zeigt und sagt, dass "dort ein Mann rauskommt". Ist das einfach nur kindliche Phantasie? Wann wird sowas kritisch? Ich dachte immer, sowas beginnt erst im späteren Alter. Viele Grüße und Danke!

von Grummelhummel4 am 23.07.2020, 14:17



Antwort auf: Kleinkind bezeichnet sich selbst als Katze

Guten Tag, Ihre Angst ist sehr verständlich, erscheint mir aber angesichts des Katzen-Themas nicht notwendig. Die kindliche Phantasie ist - erfreulicherweise - ungeheuer vielfältig. Daraus speisen sich auch viele Bilderbücher, Märchen und Geschichten, die voll von vermenschlichten Tieren sind, vom "Gestiefelten Kater" bis zu "Mama Muh". Kinder lieben diese Vorstellung meist sehr und das ist ganz in Ordnung. Sie spielen diese Geschichten oft nach oder denken sich selber welche aus, was auch Ihre Tochter gerade macht. Wenn sie älter wird, kommen bestimmt noch die "Ich wär jetzt mal ein..."-Spiele dazu. Sie spielen doch mit Ihrer Tochter und können deshalb mit in die Spiele "eintauchen", aber auch wieder daraus "auftauchen" oder sie variieren, wenn es Ihnen nötig erscheint. Können Sie sich die Sicherheit gestatten, dass Sie Ihre Tochter gut im Blick haben, einfühlsam auf ihr Verhalten reagieren und überdauernde Eigenarten erkennen und darauf reagieren können? Dann könnten Sie vielleicht ein wenig von Ihrer Angst aufgeben und diese schöne phantasievolle Zeit mit weniger Sorgen mehr genießen. Dabei wünsche ich Ihnen viel Freude. Ingrid Henkes

von Dr. med. Ludger Nohr am 23.07.2020