Kind weint und verhält sich abweisend mir gegenüber

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kind weint und verhält sich abweisend mir gegenüber

Sehr geehrter Dr. Nohr, leider muss ich meine Tochter, seit sie 1 Jahr ist tagsüber abgeben. Zuerst war mein Mann zu Hause, dann ging sie einige Wochen zu den Großeltern und nun macht mein Mann gerade die Kita-Eingewöhnung. Sie wurde in den 1. 12 Monaten sehr selten fremdbetreut und dann auch nur wenige Stunden von den Großeltern. Es machte den Anschein, dass ihr Trennungen nie groß was ausgemacht haben. Sie wurde großartig bespielt und zeigte sich weder wenn wir gingen noch wenn wir wiederkamen große Emotionen. Sie wurde nie schreien gelassen. Wir haben uns um die Eingewöhnung nie groß Sorgen gemacht und tatsächlich geht sie in die Kita, als wenn sie da zu Hause wäre. Keinerlei Probleme. Wenn der Papa sie abholt, dann wird er lediglich registriert und nicht freudig begrüßt. Wenn ich jedoch derzeit abends nach Hause komme und sie auf den Arm nehmen will, weint sie bitterlich und drückt mich weg. Wenn ich rein komme macht sie kurz ein freudiges Gesicht und rennt dann in Papas Arme. Wenn ich ihr dann zu nahe komme, geht das Geschrei los. Wenn ich mich ruhig auf den Boden setze, nähert sie sich mir sehr langsam, bringt mir Spielzeug etc. und irgendwann darf ich sie dann auch hochnhemen. Ich kann dieses Verhalten überhaupt nicht einordnen. Fühlt sie sich von mir allein gelassen? Inwiefern kann man auf dieses Verhalten die Bindungstheorien (unsicher-vermeidend) anwenden? Danke

von Miss Ginny am 29.08.2019, 20:13



Antwort auf: Kind weint und verhält sich abweisend mir gegenüber

Hallo, auch wenn sich das Verhalten beim ersten Lesen wie unsicher-vermeidend anhört, sehe ich eher eine andere Erklärung. Auf dem Boden einer ausreichend guten Bindung hat Ihre Tochter trotzdem lernen müssen, mit verschiedenen Trennungen, besonders von Ihnen, umzugehen. Auch wenn sie äußerlich wenig reagierte, sind solche Trennungen potentiell verunsichernd. Sie zeigt dies, indem sie nicht einfach freudig auf Sie zukommt, aber eine langsame (Wieder-) Annäherung zulässt. Sie braucht also Zeit, um die Nähe, trotz der häufigen Trennungen, wieder zuzulassen. Mir erscheint dieses Verhalten sehr gut zu zeigen, dass diese innere Verunsicherung besteht, aber dann auch auflösbar ist. Deshalb ist es wichtig, die Grenze nicht einfach zu überspringen, sondern die Geschwindigkeit der Tochter zu akzeptieren. Denn die Tochter muß mit der täglichen Trennung umgehen und erst mit ca. 3 Jahren gibt es eine wachsende innere Sicherheit (Objektkonstanz), dass es nur eine Trennung auf Zeit ist. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 30.08.2019



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