Guten Tag Dr. Nohr, unser Kind ist fast 5. und befindet sich seit einer Woche in einer Regression. Er kann plötzlich nichts mehr selber kann ( Anziehen, Klettern etc ). Auslöser ist vermutlich seine Windel und die Anforderung an ihn seitens der Kita diese abzulegen. Uns wurde von der Kita nahegelegt, dass wir die Windel abgewöhnen sollen. Der Versuch scheiterte und löste das Verhalten aus. Wir haben darauf vertraut, dass dieser Schritt von alleine kommen muss und nicht erzwungen werden darf. Leider habe ich mich dem Druck der Kita gefügt und habe jetzt diese Probleme. Sorgen macht mir folgendes Verhalten, das parallel auftrat: unseren Sohn fing auf einmal an die Kleidung stören. Es scheint alles nicht zu sitzen und zu rutschen. Insbesondere im Bereich der Windel, aber auch die Socken und andere Kleidungsstücke. Bedeutet, dass wir ihn nicht anziehen können bzw. nur mit Drama. Er schmeißt sich auf den Boden und entwickelt Agressionen uns gegenüber (ähnlich wie mit 3). Wenn er angezogen ist, dann geht das Drama weiter, weil die Kleidung rutscht (sein Empfinden). Am Liebsten würde er zuhause bleiben. Gehört das zu der Regression oder muss ich mir Sorgen bezüglich einer Störung machen? Bisher gab es keine Anzeichen dafür! Im Rahmen von Entwicklungsphasen hatten wir das schon mal mit den Socken, aber nicht in der Ausprägung. LG
von
mr2101
am 04.01.2021, 11:54
Antwort auf:
Kind fast 5 Jahre-Regression oder Anzeichen einer Störung?
Hallo,
es hört sich so an, als würde Ihr Sohn in dieser Schwellensituation, symbolisiert durch das Weglassen der Windel, tatsächlich einen Schritt zurückgehen. Manche Kinder tun das um, auch wieder im übertragenen Sinne, Anlauf zu nehmen, diese Hürde zu überwinden.
Wenn man das Verhalten Ihres Sohnes unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, könnte es hilfreich sein, mit Ihrem Sohn darüber in Kontakt zu kommen. Dies passiert verbal am besten in ruhigen Situationen (z.B. Einschlafzeit), in denen die Kinder offener sein können und so sichtbar machen, was sie in dieser Situation bedrückt. Es sollte aber kein "Ausfragen" sein, eher ein Einstieg über ein eigenes Gefühl (z.B. "irgendwie habe ich den Eindruck, dass du dich im Augenblick gar nicht wohl fühlst"), das versucht, sein Empfinden zu beschreiben. Also nicht direkt warum-Fragen, sondern ein Einschwingen auf die Wahrnehmung Ihres Sohnes. Wenn das gelingt, besteht auch die Möglichkeit miteinander andere Lösungen anzusprechen, Wege zu finden, aus dem "Dilemma" herauszukommen.
Im Augenblick würde ich also nicht von einer Störung, sondern eher von einem reaktiven Geschehen ausgehen und dem seine Zeit geben. Wenn sich da gar nichts tut, obwohl ein Kontakt darüber entstanden ist, können Sie sich gerne wieder melden.
Alles Gute dabei.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 05.01.2021