Hallo Herr Dr Nohr,
mein Sohn im Mai 6 Jahre hat keine Freunde. Die Erzieher in der Kita sprachen mich drauf an. Er spielt dort mit anderen Kindern aber immer nur kurz. Wir gehen zusammen turnen und dort kann ich beobachten wie er mit anderen Kindern umgeht. Er ist oft sehr ruppig und barsch. Es sieht so manchmal so aus als wäre "ärgern" ein Spiel für ihn. Natürlich hat er dann nicht lange einen Spielpartner. Er hat auch schon mal geäußert, dass er traurig wäre, dass nur ich mit ihm spiele und keinen anderen Kinder.
Wie kann ich ihn unterstützen? Ist das ein Prozess, den er erst lernen muss /wird und vielleicht noch nicht so weit ist?
Vom Charakter her ist er schon sehr wild, hat ein dünnes Nervenkostüm, fängt schnell an zu schreien und zu schimpfen, wenn ihm etwas nicht passt.
Vielen Dank
von
anni2014
am 06.02.2020, 09:03
Antwort auf:
Keine Freunde
Hallo,
es ist für Eltern nicht leicht zu sehen, wenn sich ihre Kinder mit Kontakten und Freundschaften schwer tun. Je nach eigener Erfahrung kann die emotionale Reaktion darauf verschieden sein, von traurig über enttäuscht bis vorwurfsvoll. Das macht auch das eigene Helfen mitunter schwierig und wenig gelassen.
Auch das Verhalten der Kinder kann sich aus ganz verschiedenen Quellen speisen: Unsicherheit, Unerfahrenheit, negative Erfahrungen usw..
Hilfreich könnte sein, wenn Sie ihm in ruhigen, vertrauten Situationen helfen, die gemachten Erfahrungen zu verstehen, ohne dass Sie ihm sein Verhalten vorwerfen oder es entwerten. Vor elterlichen Vorschlägen sollte er die Möglichkeit haben, selbst zu überlegen, was er verändern könnte. Eigene Lösungen stärken das Selbstbewusstsein und mindern das Gefühl der Hilflosigkeit. So kann er lernen, Erfahrungen zu verarbeiten und nützliche Schlüsse zu ziehen, ohne sein Problem als persönlichen Mangel sehen zu müssen.
Sie brauchen dafür Gelassenheit und Geduld.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 06.02.2020