Guten Tag Hr. Dr. Nohr,
Mein Sohn ist 3 Jahre alt und wird seit September im KiGa eingewöhnt. Zuvor wurde er von mir oder den Omas zu Hause betreut.
Am Anfang war ich im KiGa dabei bzw. Ab dem 2. Tag im Nebenraum, weil er mich überhaupt nicht gebraucht hat. Konnte dann auch zwei Tage nach Hause und ihn nach ca. 2 Stunden wieder abholen ohne Probleme. Dann wurde die Zeit die er im KiGa verbringt langsam gesteigert. ( er wäre sowieso nur ca. 5 Stunden dort).
Leider hat er nach ca. 1,5 Wochen im KiGa angefangen zu weinen und nicht mehr aufgehört, so dass ich ihn wieder abholen musste und die Erzieherin gebeten hat, die KiGa Zeit erst mal wieder auf 2 Stunden zu reduzieren. Er weint seit dem schon am Vorabend, in der Nacht, nach den Aufstehen, auf dem Weg zum KiGa und beim abgeben und sagt ständig: "meine Mama kommt schnell wieder?" Egal was man auf die Frage antwortet sagt er wieder das gleiche, das geht manchmal dann pausenlos und wird nach 2 Stunden wirklich anstrengend, auch im KiGa zeigt er manchmal dieses Verhalten.
Auch sagt er Sätze wie: jetzt habe ich keine Mama mehr, ich will meine Mama haben usw. Obwohl ich neben ihm stehe.
Wir reden sehr viel mit ihm aber es hilft nicht. Beim Abholen freut er sich und erzählt was er alles tolles gemacht hat. Doch am Abend geht es wieder von vorne los.
Ist das Verhalten noch normal? Was würden Sie uns raten? Vielen Dank für Ihre Mühe!
von
Sibiana
am 07.11.2019, 11:16
Antwort auf:
Ist das Verhalten noch normal?
Hallo,
die Frage, warum kommt es eigentlich, auch nach guter Eingewöhnung, nicht selten zu einem "Rückfall" und die Kinder wollen gar nicht mehr in den KiGa gehen. Das kann aussehen wie in der Vorfrage, dass die Kinder dann kurz weinen, oder aber wie bei Ihnen, dass schon am Vorabend das Klagen beginnt.
Nun, Kleinkinder sind ja noch sehr instabile Wesen mit wenig Lebenserfahrung. Die gehen mit in den KiGa, machen dort alles was ihnen Spaß macht und realisieren nicht, dass das ein täglicher Ablauf werden soll. Wenn ihnen dann klar wird, dass die Mutter nicht b.Bed. sofort zur Verfügung steht, die Trennung also auf "unklare" Zeit stattfindet (2-3j. Kinder haben noch keinen Zeitbegriff), dann wird die Trennung etwas viel Größeres und das kann Angst machen. Für einen Zweijährigen ist das eine große Aufgabe, was viele Erwachsenen sich gar nicht vorstellen können.
Ihren Sohn scheint ja sehr zu beschäftigen/ängstigen, dass Sie nicht wiederkommen, warum auch immer. Seine Bindung und Objektkonstanz (Sicherheit, dass die nicht sichtbare Person noch da ist) reichen noch nicht aus, diese Hürde zu überwinden. Zwei angstbesetzte Stunden können sehr lang sein.
Suchen Sie den Kontakt zu den ErzieherInnen. Wie geht es ihm in der Zeit dort, an wen wendet er sich, wer ist vertraut genug, ihn beruhigen zu können? Können Sie eine Übergangslösung finden, in der Sie oder eine Oma schnell bei Bedarf verfügbar sind, ohne dass er das wissen muß? Kann man die Eingewöhnung, die ja sehr kurz war, verlängern? Ihr Sohn braucht die Erfahrung der ausreichenden Sicherheit. Erst dann kann er sich zutrauen, auch längere Zeiten ohne die prim. Bezugspersonen auszukommen.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 07.11.2019