Hoher Stress - Auswirkungen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Hoher Stress - Auswirkungen

Hallo Herr Dr. Nohr, Ben ist am 25. August (56 cm/3.560 g) zur Welt gekommen. Ich stille voll und mein Kleiner gedeiht sehr gut. Die Schwangerschaft verlief problemlos. Es gab in meinem Umfeld viel Stress. Mein Mann hat im Mai mit starken Verspannungen in Schulter/Nacken angefangen, die immer schlimmer wurden. Im Juli wurde ein Bandscheibenvorfall im LWS-Bereich diagnostiziert. Oft konnte mein Mann nachts nicht schlafen, da war ich oft mit wach. Dann waren einige Arzttermine, wo ich dabei war und die stressig waren, da mein Mann Angst vor Ärzten hat (bspw. MRT oder Krankenhaus). Aufgrund der Schmerzen war ich auch die alleinige Autofahrerin und war immer und überall dabei. Nebenbei bin ich noch arbeiten gegangen bis Anfang Juli. Wir hatten genug Unterstützung in dieser Zeit. Trotzdem war es schon eine stressige Zeit insbesondere einige Termine/Tage. Der Stress hat sich mehr oder weniger bis zur Geburt (und auch darüber hinaus) gezogen. Es ist so, dass unser kleiner Mann recht aktiv ist und tagsüber daheim schlecht bzw. gar nicht einschläft. Wenn wir unterwegs sind, sei es Kinderwagen oder Auto, schläft er meist ganz gut - auch wenn es laut ist. Nachts schläft er meist ganz gut. Jetzt stelle ich mir die Frage, ob sich der Stress negativ auf seine Entwicklung ausgeübt hat. Kann das sein? Hat er deswegen daheim Probleme in den Schlaf kommen bzw. oft so aktiv ist? Was könnte man hier ggf. machen? Schanikel

von Schanikel am 31.10.2019, 08:04



Antwort auf: Hoher Stress - Auswirkungen

Hallo, eigentlich beschreiben Sie ein nicht ungewöhnliches kindliches Verhalten. aus der Forschung ist bekannt, dass vorgeburtlicher mütterlicher Stress das Stress-System der Ungeborenen aktivieren KANN und zu stressbezogenem Verhalten führen KANN. Ich betone das "kann", weil es viele unruhige Kinder auch ohne diesen Hintergrund gibt und weil jede Mutter den Stress auch anders erlebt und anders damit umgeht. Außerdem ist rückwirkend nichts zu verändern, aber es ist jetzt wichtig, wieder mehr Ruhe und Gelassenheit in die Beziehung zu bringen. Gerade wenn die Situation in der Schwangerschaft suboptimal war, kann die Veränderung jetzt dazu führen, dass diese Aktivierung langsam wieder reduziert werden kann. Versuchen Sie sich aufeinander einzuschwingen (affekt attunement). Außerdem hilft ein stabiler Tagesablauf und kleine Rituale, die Unruhe zumindest nicht zu verstärken. Aber ich finde auch, dass Sie einen lebhaften und, zumindest abends, gut beruhigbaren Säugling beschreiben. Insofern ist das alles im grünen Bereich. Viel Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 31.10.2019