Geburt 2. Kind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Geburt 2. Kind

Guten Morgen, ich bekomm Anf Sept mein 2. Kind. Mein Sohn wird im Okt 3. Nun mach ich mir Gedanken über die Zeit, in der ich nach der Geburt im KH u noch nicht wieder zuhause bin. Ich kenn die Möglichkeit der ambulanten Geburt, glaub aber, dass es für mich besser ist, wenn ich mich etwas "erholen" kann, bevor ich wieder in den "Alltag" zurück komm. Mein Mann u mein Sohn kommen eigentlich gut miteinander zurecht. Allerdings gibt es Situationen, in denen schaukeln sie sich gegenseitig hoch u kommen nicht mehr aus dieser Spirale heraus. Vor Corona war ich abends mit Freunden weg. Als ich gegen 23 Uhr heim kam, saß mein Sohn völlig aufgelöst auf dem Bett (Familienbett) u mein Mann durfte nicht mehr in seine Nähe. Er war auch völlig am Ende. Ich habe Angst, dass so etwas wieder passiert. Würde es helfen, wenn wir die Großeltern fragen, ob sie in der Zeit bei uns übernachten, so dass sie unterstützend eingreifen können, wenn es wieder so eskaliert? Mein Sohn mag sie sehr, v. a. den Opa. Außerdem frag ich mich, was sie meinem Sohn antworten sollen, wenn er nach mir fragt. Das Wort KH hat für ihn eine schlechte Assoziation, da wir schon öfter mit ihm dorthin mussten. Und ich will nicht, dass er Angst hat oder seiner neugeborenen Schwester die Schuld gibt.

von Himbeerjoghurt am 08.06.2020, 06:20



Antwort auf: Geburt 2. Kind

Hallo, ich verstehe, dass Sie sich viele Fragen machen, aber eigentlich ist es ein ziemlich natürlicher Vorgang. Ich meine damit, dass wir es uns manchmal selbst verkomplizieren, indem wir mögliche negative Reaktionen vorahnen. Das Problem daran ist, dass es unsere natürliche Haltung verändert und wir nicht mehr mit "lockerer Klarheit" das Anstehende benennen. Ich denke, Sie sollten Ihrem Sohn in einer passenden Situation sagen, dass Sie ein Kind erwarten. Wenn er noch nicht weiterfragt, dann ist das so. Dann sagen Sie einige Wochen vorher, dass Sie in eine besondere Abteilung gehen, in denen die meisten Kinder geboren werden. Wenn Fragen kommen, dann ehrlich beantworten. Ich denke, das ist eine gute Möglichkeit für Vater und Sohn ihre Beziehung zu intensivieren. Trauen Sie es den beiden ruhig zu, weil das wichtig für beide ist, und behalten Sie die Großeltern im Hinterkopf. Die werden wahrscheinlich nicht gebraucht. Das ist die Basis und alles andere entwickelt sich je nach Reaktionen. Die Grundantwort ist, das Kommende positiv zu denken und so die Vorbereitungen zu treffen. Natürlich wird sich Ihre Bezihung zu Ihrem Sohn ändern, aber ändern bedeutet nicht Verschlechterung, sondern kann und soll Weiterentwicklung bedeuten. Und Entwicklung ist manchmal auch schmerzhaft, anstrengend, tränenreich aber auch freudig, erweiternd und lustvoll. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit der Veränderung. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 08.06.2020



Antwort auf: Geburt 2. Kind

Wie kann ich ihn auf meine Abwesenheit vorbereiten? Wir haben ein gutes Verhältnis, er vertraut mir. Er wird noch gestillt. Ich hab Angst, dass unsere Bindung darunter leidet. Dass sich etwas verändert/verschiebt, ist mir klar. Und noch eine letzte Frage. Wir haben unserem Sohn noch nichts gesagt, weil der Zeitraum zur Geburt noch so lange hin war. Trotz wachsendem Babybauch fragt er auch nicht nach. Und durch Corona u wenig Kontakt nach außen, bekommt er auch keine Fragen von anderen mit. Wie sagen wir es ihm am besten? Wir haben ein Buch für ihn gekauft (die kleine Spinne widerlich - das Geschwisterchen). Viele andere Bücher sind noch sehr komplex oder zeigen die Babys nur von der negativen Seite. Natürlich soll er wissen, dass das kein neuer Spielkamerad ist, aber trotzdem offen gegenüber stehen. Entschuldigen Sie den langen Text und die vielen Fragen. Ich konnte heute früh nicht mehr schlafen, weil mir alles durch den Kopf geht. Wahrscheinlich hab ich noch ein paar Punkte vergessen... Liebe Grüße

von Himbeerjoghurt am 08.06.2020, 06:31



Antwort auf: Geburt 2. Kind

Hallo, ich hoffe es ist ok, wenn ich auch antworte :) Ich wollte dir nur meine Erfahrung mitteilen, weil ich in genau der gleichen Situation war du jetzt bist. Als meine 2. Tochter zur Welt kam, war meine 1. Tochter auch noch nicht ganz 3 Jahre alt. Ich hatte irgendwie, nach anfänglicher Freude, so ein schlechtes Gewissen, schwanger zu sein. Ich dachte, ich nehme meiner Tochter, alles was sie hat. Ich habe sie zu dem Zeitpunkt auch noch gestillt. Aber wir haben uns von Anfang an entschieden, ehrlich zu sein. Wir haben sie also von Anfang an, an dem kleinen Wesen in meinem Bauch teilhaben lassen. Wir waren immer positiv, haben sie sogar zu den Ultraschallen mitgenommen. Wir haben ihr auch Geschwisterbücher vorgelesen. Und weißt du was? Sie hat sich sehr auf ihr Geschwisterchen gefreut. Sie hat viel mit meinem Bauch gekuschelt und gesprochen:) Leider musste ich sie, ziemlich zum Ende der Schwangerschaft, abstillen. Das war ein verdammt hartes Stück Arbeit für uns beide. Aber auch das haben wir gemeinsam gemeistert, wenn auch mit ein paar Tränen. Meine Fruchtblase ist mitten in der Nacht geplatzt und ich bin alleine ins KH und habe das Baby ohne meinen Mann bekommen. Das haben wir vorher so verabredet. Auch da hatte ich Ängste. Meine Tochter wurde immer nur von mir ins Bett gebracht. Und auch da! Es hat super geklappt. Mein Mann hat natürlich etwas getrickst und Dinge gemacht, die ich so nie gemacht habe. Zum Nachtisch durfte noch genascht werden, abends haben die beiden Fernsehen geschaut, haben tagsüber tolle Sachen unternommen. Das hat den beiden so gut getan und meine Tochter war begeistert mal mit dem Papa so Dinge zu machen :) Als sie mich im KH das erste Mal besuchten, habe ich nur darauf geachtet, dass frische Baby in dem Moment nicht zu stillen, wenn sie kommen. Also nur beim ersten Treffen quasi. Heute ist die Kleine fast 1,5 Jahre und die Große 4 Jahre alt geworden. Die beiden lieben sich wirklich sehr. Es ist wunderschön mit den Beiden. Und so wird es bei euch auch sein. Du musst nur daran glauben und du darfst keine Angst haben, dass dein Sohn das nicht verkraftet. Er wird deine Unsicherheit spüren. Mit viel Zuversicht und Liebe schafft ihr das. Lass ihn nicht außen vor bei den dem ganzen "Babykram". Ich wünsche euch ganz viel Glück und eine schöne Schwangerschaft ohne zu viel Sorgen :) LG Frieda

von Frieda19 am 09.06.2020, 11:44