Frage:
Frühe Fremdbetreuung
Sehr geehrter Doktor Nohr, unsere Tochter ist nun 14 Monate alt. Eigentlich hätte sie mit einem Jahr in die Kita gehen sollen, aber nur vormittags. Ein paar Tage war sie auch dort, allerdings fand nie eine Trennung statt. Dann kam die Kita Schließung und mein Mann und ich wechseln uns jetzt mehr oder weniger mit der Betreuung unseres Kindes ab. Ich bin froh über jeden Tag, an dem unser Kind von uns betreut wird und nicht durch eine fremde Erzieherin. Ich habe auch den Eindruck, dass sie in den letzten zwei Monaten so viele Fortschritte gemacht hat. Sie kann ihre Bedürfnisse und auch ihr Missfallen viel deutlicher ausdrücken.Vor der Geburt habe ich mir das leichter vorgestellt, weil die meisten Familien in unserem Umfeld ihr Kind auch bereits mit einem Jahr fremd betreuen lassen und gute Erfahrungen damit gemacht haben. Ich weiß, dass sie kein Befürworter der frühen Fremdbetreuung sind, aber können Sie mir meine Ängste dennoch nehmen und mir Tipps geben wie eine Eingewöhnung funktionieren kann? Machen in dem Alter ein paar Wochen oder Monate einen großen Unterschied? Wenn die Kita wieder öffnet ist sie 15 Monate alt. Je mehr ich darüber lese und nachdenke, desto mehr Sorgen bereitet mir die Eingewöhnung und ich habe Angst, dass unsere Tochter emotionalen Schaden nehmen könnte.
von
Stef3
am 07.05.2020, 07:57
Antwort auf:
Frühe Fremdbetreuung
Hallo,
ich bin übrigens nicht grundsätzlich gegen frühe KiTa-Aufnahme. Es gibt sogar viele Kinder, die davon profitieren. Es ist immer eine Frage der Alternative und der Bedingungen.
Wenn Sie eine gute Eingewöhnungszeit haben, dann ist die KiTa auch eine Erweiterung des Lebensraums. Wenn es dann auch eine gute Anbindung zu einer Erzieherin gibt, also eine Vertrauensperson dazu kommt, dann ist das nicht mehr "bekannt" und "fremd", sondern Abstufungen von bekannt. Das ist innerlich viel leichter zu akzeptieren und erlaubt Ihnen auch eher, Ihre Tochter dort zu lassen. Denn Ihre Sorgen würden Ihrem Kind den Schritt erschweren, die spürt es. Es ist also wichtig, dass Sie ein gutes Gefühl bei dieser Einrichtung und der Vertrauens-Erzieherin haben.
Die eigene Trennung ist nicht einfach, weckt unbewusst oft eigene Erfahrungen, die uns den Weg nicht unbedingt leichter machen. Aber das ist eine andere Frage.
Gehen Sie mit Zuversicht in die Eingewöhnung, erlauben Sie Ihrer Tochter sich dort wohlzufühlen, und geniessen Sie die gemeinsame Zeit.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 08.05.2020
Antwort auf:
Frühe Fremdbetreuung
Hallo,
ich fühle sehr ähnlich wie Du - in meinen Umfeld werden die Babys meist auch mit einem Jahr in die Krippe gegeben, und die Eltern äußern sich durch die Bank weg positiv. Wie glücklich und zufrieden das Kind dort ist, dass es gerne dorthin geht etc. Stimmt vielleicht auch?
Weswegen ich mir auch bei der Anmeldung keine Gedanken gemacht habe, später aber ein schlechtes Gewissen bekam, nachdem ich mich eingelesen hatte. Beginn bei uns wäre eigentlich der 1. Juni gewesen; das verschiebt sich jetzt natürlich, und darüber bin ich nicht böse.
Was ich aber für mich gelernt habe:
1.) „Fremdbetreuung“ ist unglückliches Wort, denn über das Prinzip der festen Bezugserzieherin ist es ja keine Fremde, sondern eine dritte erwachsene Person, zu der Dein Kind wünschenswerterweise eine sichere Bindung aufgebaut hat. Wenn es so läuft, ist es für das Kind sehr gut, aber eine Kröte, die man selber schlucken muss.
2.) Die eigene Einstellung ist wichtig, denn Kinder spüren dies. Ist man selber kritisch oder negativ eingestellt, erschwert dies wohl sehr eine gute Eingewöhnung.
Vielleicht interessiert Dich, was mir Dr. Nohr auf meine ähnliche Frage geantwortet hat:
https://m.rund-ums-baby.de/experten/entwicklung-von-babys-und-kindern/Krippe-mit-1-Jahr-worauf-achten_4270.htm
Sehr hilfreich bei unseren Bedenken finde ich auch die Texte beim „Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung“, z. B. dieses Interview:
https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=407:eingewoehnung-in-der-krippe-signale-wahrnehmen&catid=277
Viele Grüße!
von
Curcuma
am 07.05.2020, 22:25
Antwort auf:
Frühe Fremdbetreuung
Liebe curcuma,
Vielen Dank für deine Antwort und deine Verweise! Es löst zwar das Problem nicht, aber es tut immer gut zu wissen, dass es anderen Eltern ähnlich geht!
Ja vielleicht hast du recht und es ist wirklich was dran, wenn viele Eltern sich positiv äußern... Auch ich bin übrigens froh darüber, dass der Kindergarten Start sich verschiebt, weil ich hoffe, dass ein paar Wochen/ Monate es für unser Kind einfacher machen. Und auch bei uns wird der Papa einen großen Teil der Eingewöhnung übernehmen, und unserem Kind die Trennung hoffentlich erleichtern wird. Und wahrscheinlich wird die Eingewöhnung innerhalb der Notgruppe stattfinden, in der dann nur maximal 5 Kinder und die beiden bezugserzieherinnen sein werden. Alles positive Zeichen, die mir ein bisschen helfen...
Vielen Dank für deinen guten Zuspruch!
Alles gute und liebe Grüße
von
Stef3
am 08.05.2020, 11:10
Antwort auf:
Frühe Fremdbetreuung
Die Eingewöhnung meines Kindes lief damals parallel mit der Eingewöhnung des Kindes meiner Freundin in der gleichen Einrichtung, zeitversetzt, da die gleiche Erzieherin.
Nach 3 Wochen war mein Kind glücklich in der Einrichtung und ich konnte nur positives berichten, das Kind meiner Freundin was etwas "unsicher" und meine Freundin schimpfte über die Einrichtung, die Erzieher und eine frühe Fremdbetreuung.
Will damit sagen, es kommt in erster Linie auf Dich und Dein Kind an! Willst Du es, stehst Du dem ganzen positiv gegenüber? Aber davon ab, fast alle Mütter haben bei der Eingewöhnung ein paar Tränen vergossen, viele mehr als Ihre Kinder!!!!
von
romankowitz
am 08.05.2020, 13:28
Antwort auf:
Frühe Fremdbetreuung
Hallo Romankowitz,
danke für Deine Erfahrungen, die das mit der Einstellung anscheinend bestätigen (wobei sicher jedes Kind an sich auch noch mal anders reagiert). Solche Berichte finde ich sehr hilfreich/beruhigend. :)
von
Curcuma
am 08.05.2020, 21:17