Familienbett

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Familienbett

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, unsere Tochter (3 3/4 Jahre alt) schläft seit ihrer Geburt mit uns im Familienbett bzw. im auf Matratzenhöhe angestellten Kinderbett. In ihrem Kinderzimmer steht seit einem halben Jahr ein Hochbett. Wir haben es zunächst aus einrichtungsmotivierten Gründen gekauft um das Kinderzimmer "komplett" zu machen. Bisher dient es ihr lediglich als Rückzugsort und Lesebereich. Sie hat bisher noch nicht den Wunsch geäußert, darin zu schlafen. Beide Elternteile oder manchmal auch nur Mama oder Papa begleiten sie allabendlich kuschelnd in den Schlaf, was meist sehr gut und schnell gelingt. In der Nacht sucht sie den elterlichen Kontakt, kuschelt sich an mich oder meinen Mann. Wir als Eltern sind mit der Situation zufrieden (ich genieße es sogar) und haben den Eindruck, dass unsere Tochter es auch ist. Die Vorstellung dass sie irgendwann tatsächlich nicht mehr bei uns schläft versetzt mich auf gewisse Weise in einen wehmütigen Zustand und habe Sorge, dass ich diese Einstellung auf unsere Tochter übertrage und sie deshalb noch unbewusst an mich / uns binde. Wie ist Ihre Einschätzung dazu? Viele Grüße, Julia

von Mami_seit_2015 am 30.07.2019, 14:24



Antwort auf: Familienbett

Liebe Julia, das ist eine wichtige Frage. Was git den Kindern Wurzeln und ab wann halten wir sie fest? Was gibt ihnen Sicherheit und was engt sie ein, behindert ihre Schritte weg von uns? Ich würde da einen wesentlichen Unterschied machen zwischen geniessen und benötigen. Bei letzterem engen Sie aus eigenem Interesse und Bedürfnis ein und das ist nicht gut. Wenn Ihre Tochter trotz des gemeinsamen Genießens die innere Freiheit hat zu gehen, wenn der richtige Zeitpunkt für sie gekommen ist, dann ist es gut so. Halten würden Sie, indem sie , bewusst oder unbewusst, die Information vermitteln würden, dass Sie das auf keinen Fall wollen, Sie es brauchen. Das gilt es immer wieder bei sich ehrlich zu überprüfen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 31.07.2019