Sehr geehrter Herr Dr Nohr,
mein Sohn ist 17 Monate alt. Im November habe ich mich von meinem Mann getrennt. Ich lebte dann mit meinem Sohn bis Mitte Mai bei meinen Eltern. In der verschärften Coronazeit hat mein Sohn seinen Vater nicht gesehen, zum Schutz für ihn, aber auch meiner Eltern. Seit Mitte Mai leben wir in einer eigenen Wohnung. Seitdem sieht er seinen Vater regelmäßig zwei mal die Woche. Und seitdem klappt es aber mit dem Einschlafen überhaupt nicht mehr. Wir haben unsere alltäglichen Abendrituale. Er trinkt dann noch eine Milch legt sich kurz hin und dann dreht er nochmal richtig auf ein bis zwei Stunden. Kann dies mit der Trennung zusammenhängen? Trennungsängste? Da er ja nun nochmal eine Trennung mit Oma und Opa mitmachen musste. Was kann ich tun? Vielen lieben Dank vorab für Ihre Antwort.
von
Chrissi1807
am 24.08.2020, 13:11
Antwort auf:
Einschlafprobleme
Hallo,
das ist eine ganze Menge, was Ihr Sohn in seinem kurzen Leben an Beziehungsveränderungen und Unruhe zu verkraften hat. Und in diesem Alter hat er noch wenig rationale Möglichkeiten, das Geschehene zu integrieren. Also reagiert er eher emotional und mit Unruhe. Der erneute Kontakt mit dem Vater tut ihm sicher gut, ist aber mit einer Sorge (nach Abbruch) "infiziert". Und warum die Großeltern plötzlich wieder weg sind, wird er auch erst später vertstehen können.
In dieser Phase braucht er die vertrauensvolle Zeit mit Ihnen. Gerade die Einschlafzeit, das Abgeben der Kontrolle, ist da sehr bedeutsam aber auch störbar.
Auf dem Boden dieses Verständnisses können Sie versuchen, wieder zunehmend Rituale und sichere Abläufe zu etablieren, die Stabilität und Sicherheit verstärken. Das innere Konzept ist das der liebevollen Klarheit. Es wird eine Zeit dauern, bis Ihr Sohn den Ist-Zustand als ausreichend vertraut erleben wird. Dann wird auch das Schlafverhalten wieder anders werden, vor allem, wenn es vertraut gestützt (und erstmal ausgehalten) wird.
Ich wünsche Ihnen zusammen ausreichend Geduld und Zeit für ein Einleben in die neue Situation.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 25.08.2020