Guten Tag Herr Dr. Nohr,
ich bin ratlos bezüglich dem Einschlafen meiner 12 Monate alten Tochter. Sie ist ein äußerst lebensfrohes, aber sensibles Kind, so dass wir strikte Tagesroutine halten und Reize sehr dosieren. Zum Einschlafen muss sie getragen werden, ich muss sie sehr im Arm schaukeln und mich vor eine weiße Wand stellen, oft sogar wild tanzen, hüpfen und mich drehen, damit sie mit ihren Augen nichts mehr fixieren kann, erst dann macht sie die Augen zu. Sie muss quasi die Orientierung verlieren. Nun packe ich das körperlich nicht mehr, sie wird ja immer schwerer. Ich probiere es seit Wochen mit weniger Schaukeln, einfach im Arm liegen lassen und auf dem Bett sitzen, aufhören zu Schaukeln kurz bevor sie einschläft, mit dem Ziel, dass sie irgendwann im Bett einschlafen lernt....es eskaliert immer. Es eskaliert auch immer schlimmer. Und ich habe sie immer noch im Arm, nur ohne Bewegung! Sie schaut irgendwas immer panisch an, die Deckenlampe, das Babyphone, das Nachtlicht, Wandbilder, irgend ein Schatten usw. Schnuller nimmt sie nicht, beim Stillen schläft sie nicht ein. Sie schläft im Familienbett.
Haben Sie mir irgend einen Rat, was ich noch tun kann? Ich hab schon überlegt das Schlafzimmer leer zu räumen, oder ein Zelt über ihr Bett zu machen, aber auch da wird es Schatten geben.
von
Pinguini
am 04.01.2021, 10:37
Antwort auf:
Einschlafen Baby 12 Monate
Hallo,
es ist immer schwer, bes. für kleine Kinder, Routinen zu ändern. Veränderungen und deren Akzeptanz dauern immer eine bestimmte Übergangszeit, bis das neue Ritual auch eine beruhigende Wirkung hat. Ich glaube auch, dass längerfristig die Fixierung auf Vertrautes (z.B. Ihr nahes Gesicht, eine Spieluhr usw.)eher eine schlafanstossende Wirkung hat, als heftige Bewegungen und Orientierungsverlust.
Es könnte jetzt eine Möglichkeit sein, da die alte Technik nicht mehr geht, eine neue miteinander zu finden, die auch für Sie passend ist. Dazu braucht man etwas Geduld, da Veränderungen in diesem Alter auch verunsichernd sind.
Eigentlich hilft ruhige Bewegung oft, beruhigende Stimme und körperliche Nähe. In welcher Form das bei ihnen beiden funktioniert, müssen Sie ausprobieren und da kann man schon mal an seine Grenzen kommen (s. auch die vielen Fragen in diesem Forum und den Text zum Schlaf).
Ich kann Ihnen also nur vorschlagen auszuprobieren, schrittweise zu verändern und Hilfreiches zu ritualisieren (da gibt es unzählige Möglichkeiten, die Sie später Ihren Kindern schmunzelnd erzählen werden). Und ich kann Ihnen auch versichern, dass es meist nach einer gewissen Zeit klappt und diese Phasen vorübergehen.
Ich wünsche Ihnen dafür Geduld, Kraft und Gelassenheit.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 04.01.2021