Eifersüchtig

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Eifersüchtig

Sehr geehrter Herr Dr. Norbert, ich mache mir Sorgen um meine 7 jährige Tochter, Sandwichkind mit 2 Brüdern (9, 6). In letzter Zeit ist sie sehr eifersüchtig und gönnt den Brüdern das Schwarze unter den Fingernägeln nicht. Sie war immer schon ehrgeizig undkommt mir auch sehr perfektionistisch vor. Sie schreibt lieber Sachen neu als offensichtlich zu verbessern und hat Probleme, wenn sie mal verliert. Sie kann auch nicht stehen lassen, wenn jemand gelobt wird, vor allem nicht einer ihrer Brüder. Dann hebt sie entweder ihre Leistungen hervor oder macht die der anderen schlecht. Sie wird genauso gelobt wie die anderen Kinder. Trotzdem vergleicht sie sich dauernd. Sie ist sportlich, gut in der Schule und ich weiß nicht, warum sie sich dauernd messen muss. Ihr großer Bruder hat eine motorische Entwicklungsverzögerung und sportlich gesehen ist sie ihm überlegen.Eben ist er mit mir eine Runde gejoggt und ich habe ihm gesagt, dass er das prima gemacht hat. Da fing meine Tochter an ihn zu treten. Sie würde ihm die Beine kaputt treten, damit er nicht mehr laufen könnte. Das hat mich sehr geschockt, genauso wie sie sich über Misserfolge der Geschwister freut. Da alle 3 Fußball spielen, haben wir sie schon in 3 Vereinen untergebracht, damit der direkte Vergleich nicht da ist. Der kleine Bruder spielt sonst in ihrer Mannschaft. Genauso hab ich nach einem Hobby nur für sie gesucht. LG. Murmel

von Murmel880 am 11.05.2020, 15:43



Antwort auf: Eifersüchtig

Hallo, Geschwisterrivalität kann schon sehr heftig sein und viele Sandwichkinder leben zusätzlich mit der Sorge, dass sie nicht ausreichend gesehen und gemocht werden. Bei dieser Sichtweise kommt zusammen, dass wir als Eltern nie ganz gerecht sein können und, dass die Kinder selektiv wahrnehmen, also das, was sie sowieso angenommen haben (die anderen werden bevorzugt). Die Situation, die Sie beschreiben ist so eine. In den Kindern hört sich das so an: Immer die anderen, nie ich, keiner.mag mich wirklich... .Wenn diese Annahme einmal entstanden ist, bestätigt sie sich immer wieder (eben durch die selektive Wahrnehmung). Wenn man das auch als Leid sehen kann, ist es leichter, weniger emotional und abwertend auf solche Verhaltensweisen zu reagieren. Eigentlich brauchen diese Kinder positive Unterstützung, aber sie fragen "sehr ungeschickt" danach. Es ist richtig zu begrenzen, auch deutlich zu machen, was Sie nicht akzeptieren. Aber es ist auch hilfreich, sich nicht so zu verhalten, wie sie es erwartet, also nicht zu kränken, nicht so emotional zu reagieren. Dann könnte sie mit der Zeit die (falsche) Annahme, nicht so gemocht zu werden wie die Brüder, korrigieren. Aber das ist ein längerer Prozess, da ja auch das jetzige Selbstbild in Jahren entstanden ist. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 12.05.2020



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