Direkt zum Psychologen?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Direkt zum Psychologen?

Unsere Tochter (5) geht seit einem halben Jahr nicht mehr gern in die Kita..Sie weint bereits abends vorher, beim Wegbringen und kann sich seither schlecht lösen. Im Kindergarten hat sie einige wenige Spielpartner und hat anfangs noch gesagt, ihr Herzschmerz läge daran, dass sie keine Freunde habe. Mittlerweile ist das aber nicht mehr Ihr Grund, sondern schlicht, dass sie ihre Mama so sehr vermisse. Und zwar so sehr, dass sie oft auch in der Kita zwischendurch grundlos anfängt zu weinen..meist spielt sie aber eigentlich gut mit. Jetzt sind seit zwei Wochen vermehrte Stuhlgänge zu verzeichnen, sie geht am Tag bestimmt 5-6 mal...bis hier hin nichts, worüber wir uns ernsthaft Sorgen gemacht haben. Doch nun sind die Erzieher mit Ihrem Latein am Ende und empfehlen den Gang zum Psychologen und attestieren ihr, sie würde nicht auf andere zugehen können, kleinste Veränderungen wären für sie eine Katastrophe.. all solche Seiten, die wir an ihr nicht sehen..die definitiv nur im Kindergarten stattfinden oder eben von den Damen absolut überinterpretiert werden..sie geht sonst auch zu Freunden allein spielen, zum Turnen und Reiten und macht nie den Anschein als sei nicht alles in Ordnung. Die Einrichtung sei am Ende ihrer Möglichkeiten, aber Mal ernsthaft - mit sowas direkt zum Psychologen?? Ich sehe eher auch viele Schwächen bei der Einrichtung..viel Druck, wenig liebevoller Umgang.. Haben Sie einen Rat?

von Cue96 am 23.05.2019, 22:01



Antwort auf: Direkt zum Psychologen?

Hallo, oft geht es ja gar nicht um das einzelne Verhalten, sondern um die Passung. Das, was z.Zt. für Ihre Tochter in der KiTa läuft, scheint nicht ausreichend zufriedenstellend zu sein, um die Trennung von Ihnen zu kompensieren. Solche längerfristigen Hinweise muß man ernst nehmen. Die Frage ist dann, welche Lösung kann man mit den Erzieherinnen finden, welche ist ihr besonders nahe, welche Kontakte in der KiTa kann man fördern. Im Augenblick scheinen eher pädagogische Einflüsse in der KiTa gefragt, da Sie zu Hause ja andere Erfahrungen machen. Da muß man die Erzieherinnen an ihrem pädagogischen Ehrgeiz packen, Schwierigkeiten auch selbst lösen zu können. Es geht also erstmal darum, die Situation zum besseren zu verändern, bevor KiTa-Wechsel oder Einzeltherapien Sinn machen. Falls das nicht klappt, reden wir nochmal drüber. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 24.05.2019