Hallo Herr Dr Nohr,
Ich hatte mich bereits an Sie gewandt bzgl. der Bindung zu meiner 11 Wochen alten Tochter. (KS, nach der Geburt ca 8 Stunden getrennt, sie lächelt deutlich häufiger Papa und Oma an und mich wenn überhaupt nur, wenn ich faxen mache).
Ich würde sagen, das sich die Situation etwas 'gebessert' hat, meine Tochter lächelt auch mich jetzt mindestens 2-3 mal am Tag an aber trotzdem nur wenn ich etwas dafür tu. Nicht einfach so wenn sie mich nur sieht. Ist das bedenklich und kann sich das noch ändern? Bzw bis wann in etwa?
Ist an der Theorie etwas dran, das Säuglinge die Leute häufiger anlächeln, zu denen sie noch eine Bindung aufbauen müssen und die wo sie sich eh schon sicher fühlen weniger? Ich habe auch noch gelesen das Säuglinge anfangs wohl denken das sie und die Mutter eine Person sind und die Babys demnach auch weniger Sinn darin sehen quasi sich selbst anzulächeln. Ist da was dran? Sie sehen das Thema liegt mir sehr am Herzen...
Meine Tochter schläft tagsüber sehr lange in der Trage (gut 5 Stunden häufig), neben wickeln, stillen und dem Alltag bleibt da oft nur ca 1 Stunde wo ich mir ihr "spielen" kann, ist das vllt zu wenig Zeit die wir mit Interaktion und beziehungaufbau verbringen?
Danke!
Viele Grüße
Efeu
Und ich
von
Efeu1889
am 04.05.2020, 11:08
Antwort auf:
Bindung Nachtrag
Hallo,
ich kann gut verstehen, dass Sie auf Zeichen sehen und achten, an denen Sie die Bindung zu Ihrer Tochter erkennen und bemessen könnten. Verunsicherung ist etwas, das man nicht einfach wegdiskutieren kann.
Die eigentliche Bindung findet aber auf einer anderen Ebene statt, die sich an den Äußerlichkeiten gar nicht so erkennen lässt. Es geht darum, dass Ihr Kind in der wachen Zeit Ihre Nähe und Zuwendung spürt, in ihr das Gefühl der Verlässlichkeit und des Vertrauens entstehen kann, durch Ihr Dasein. Das wird Ihre Tochter erleben und spüren und das ist die Grundlage eine guten und belastbaren Beziehung. Dann ist es auch nicht wesentlich, wie oft Sie angelächelt werden, weil auch Sie die Bindung auf einer anderen Ebene erleben. Es erlaubt Ihnen, sich von Einzelheiten nicht verunsichern zu lassen und auch nicht davon abhängig zu sein. Und Sie lernen wieder mehr Ihrem Gefühl vertrauen, was die Mu-Ki-Beziehung sehr stabilisiert.
Stimmen Sie sich auf Ihr Kind ein, erleben Sie das Gemeinsame, freuen sich an dem was Sie miteinander erleben können und geniessen Sie die Entwicklung, die Sie begleiten dürfen und können.
Der beste Rat ist, vergessen Sie die Ratgeber (und damit auch mich) und lernen Sie mit und von Ihrem Kind.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 05.05.2020
Antwort auf:
Bindung Nachtrag
Ich möchte etwas dazu sagen und evtl. beitragen: Ich finde, du machst dir viel zu viele Sorgen, beobachtest ständig dein Kind ob es denn nun lächelt oder nicht. Genieße doch einfach die Zeit mit deinem Baby. Bindung entsteht nicht durch den ersten Tag nach der Geburt, sondern durch eine (Lebens)lange Erfahrung.
Überleg doch mal, wie es früher war: Da waren die Kinder im Säuglingszimmer und wurden alle vier Stunden zum Füttern gebracht und das war ganz normal. Niemand hat sich da Gedanken über Bindung oder sonst was gemacht. In Zeiten des Internets gibt es viel zu viele Möglichkeiten, sich über etwas zu informieren, wovon man im Grunde keine Ahnung hat (ich übrigens auch nicht). Und wenn du nur eine Stunde Zeit hast, dann passt das doch. Stell dir mal vor du hättest 5 Kinder, da kannst du auch nicht 5 Stunden mit jedem verbringen.
von
frau_e_2017
am 05.05.2020, 07:49