Autonomie/Ambivalenz?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Autonomie/Ambivalenz?

Hallo und Danke für Ihre Mühe :-) Ich habe einen Sohn, exakt 13 Monate alt. Schläft im Elternbett,gestillt, umsorgt und wir Eltern sind zuverlässig,teilen uns Pflege und Betreuung des Kindes, sobald mein Mann da ist. Das Kind wird nicht fremdbetreut. Wir haben einen glücklichen Sohn, das merkt man. Er isst 3 Mahlzeiten am Tag. Zum Mittagsschlaf stillt er und nachts immer noch häufig und gerne (4-6 x) Nun ist es so, dass ich noch vor 2 Wochen tagsüber immer mal kurz gestillt habe. Zb wenn er sich wehgetan hat oder einfach so danach verlangt hat. Er zeigt es deutlich indem er auf die Brust deutet und "da" sagt und an meinem Shirt herumzieht. Nun zeigt er neuerdings ein interessantes, für mich etwas widersprüchliches Verhalten: Er verlangt tagsüber wie immer, regelmäßig nach der Brust, zeigt darauf und zieht mein Shirt hoch und sobald ich die Brust daraufhin anbiete schiebt er sie entschieden weg oder versucht nur neugierig daran herumzufummeln, als wüsste er nicht was man damit macht. Ziehe ich daraufhin mein Shirt wieder hoch, meckert er und verlangt wieder nach der Brust und das ganze wiederholt sich bis ich es dann beende. Nimmt er die Brust doch, kam es auch schon vor das er gebissen hat. Es ist nicht schlimm,aber ich bin verwundert von seinem Verhalten. Ist das eine Art Loslösung? Nachts und zum Mittagsschlaf ist alles wie immer und da möchte er auch unbedingt stillen.

von Muschelnudel am 03.12.2019, 09:27



Antwort auf: Autonomie/Ambivalenz?

Hallo, das ist eine interessante Beobachtung. Ich glaube was Ihr Sohn erkennt und sichtbar macht ist, dass die Brust nicht mehr immer die beste oder einzige Lösung ist. Das kann dann ambivalente Gefühle auslösen und ist auch ein Teil der Loslösung. Ist ja auch nicht einfach für ihn zu verstehen, warum das, was immer gut war, jetzt nicht mehr jederzeit die gleiche Wirkung hat. Loslösung heißt ja auch, dass sich die Formen und Ausdrucksweisen der Beziehung ändern, die Nur-Symbiose sich zu einer Form mit eigenen und autonomeren Berdürfnissen erweitert. Es ist spannend, das in so kleinen Veränderungen erkennen zu können. Weiterhin viel Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 03.12.2019



Antwort auf: Autonomie/Ambivalenz?

Ich danke Ihnen für Ihre Antwort. All das erscheint mir schlüssig und bestärkt mich in meinem Empfinden :-) Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit hier im Forum!

von Muschelnudel am 03.12.2019, 14:29