Autonomes Kind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Autonomes Kind

Guten Tag Meine Frage bezieht sich auf meine Tochter (sep17). Wir sind uns sehr sicher dass sie ein "autonomes Kind" ist. Wir befassen uns mit den Büchern von Jesper Juul und wie er diese Kinder beschreibt ist es als würde er 1:1 von unserem Kind reden. Wir (Mehrgenerationenhaus) haben zwei Welpen (Jul19) die bei Oma im Erdgeschoß wohnen. Wir Erwachsenen sind den Umgang mit Hunden gewohnt die kleine kennt "nur" unseren Hund den wir im April mit 15 Jahren gehen lassen mussten. Anfangs klappte es gut und mittlerweile wird sie grob zu den Hunden, respektiert deren Körbchen (Rückzugsort) nicht und es endet täglich damit dass ich ein hysterisch protestierendes Kind rauf trage. Ein Besuch bei Oma ist nicht mehr möglich was uns alle sehr belastet. Sie liebt die Hunde ja und will auch ständig bei ihnen sein aber sieht sie nicht als Lebewesen sondern als Spielzeug, so mein Gefühl. Jetzt steht sie immer schreiend im Vorhaus (sobald sie jemand unten hört dreht sie komplett durch was meine Nerven ebenfalls sehr belastet) weil sie runter will und lässt sich absolut nicht beruhigen. Wenn wir runter gehen eskaliert es wieder. Wir haben jetzt auch schon angefangen dass Oma alleine zu uns herauf kommt damit sie wieder mal exklusiv Zeit mit ihr hat da wir uns vorstellen können dass möglicherweise auch Eifersucht mitspielt!? Was würden sie uns raten wie wir weiter machen sollten?

von MarLen17 am 07.01.2020, 08:58



Antwort auf: Autonomes Kind

Hallo, ich finde die Frage lässt sich einfach beantworten: Wie in vielen anderen Bereichen muß man die Kinder an Situationen heranführen, damit sie die Möglichkeit haben zu lernen (nicht gleich zu können oder zu verstehen). Kurze einfache Worte sollten deutlich machen, was geht und was nicht (das mögen die Hunde nicht, das tut ihnen weh, das stört sie beim schlafen usw.). Und dann muß man dabei bleiben und diese Haltung liebevoll und konsequent durchsetzen! Vielleicht hundert mal. Das ist der entscheidende Punkt. Ein gut zweijähriges Kind versteht das natürlich noch nicht kognitiv, sondern über die klare und nicht bewertende Haltung der Bezugspersonen. Und natürlich wird das Kind versuchen, auch diese Regeln zu übertreten, sich durchzusetzen und das ganze Programm fahren wollen. Aber das ist wie beim Trotz: Geduldig und nicht kränkend die gewählte Position durchsetzen, bis es angekommen (nicht verstanden) ist. Verstehen und einhalten zu erwarten, das wäre ein deutliche Überforderung. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 08.01.2020



Antwort auf: Autonomes Kind

Wenn ich sie täglich wieder hinauf zerren muss und alle aufgewühlt sind fühlt sich das einfach schrecklich an. Noch dazu weil sie das "hinauf/heim gehen" ja nicht als etwas schlimmes empfinden soll. Sie gar nicht mehr runter gehen zu lassen kann ich mir aber auch nicht vorstellen und die Hunde sollen ja auch zu unserer Familie gehören. Was wäre bei ihr der richtige Ansatz? Es tut mir leid dass ich mit den vorgegeben Zeichen nicht ganz ausgekommen bin aber es war mir wichtig dass ich es gut und genau beschreibe. Liebe Grüße

von MarLen17 am 07.01.2020, 09:04



Antwort auf: Autonomes Kind

Kinder in dem Alter verstehen tatsächlich oft nicht wirklich, dass ein Tier kein Kuscheltier ist. Da hilft tatsächlich nur das konsequente Trennen vonKind und Hund wenn Kind dem Hund zu sehr auf die Pelle rückt. Wie bei vielen anderen Dingen auch nutzt nur reden und erklären in diesem Alter oft herzlich wenig - es muss eben auch eine Konsequenz folgen bzw. Worte mit Taten verbunden werden. Ist es denn tatsächlich so schwierig, sie vom Körbchen fern zu halten? So, dass sie nicht zur Oma kann, obwohl es ja eigentlich mit den Hunden zu tun hat? Wir haben selbst einen Hund, ebenfalls als Welpen bekommen. Ich kenne also durchaus die Problematik, das gerade die knuffigen, tapsigen Welpen wie ein Magnet auf Kinder wirken. Aus dem Welpen wird aber bald ein Teenie-Hund - und der wird sich berechtigter Weise wehren, wenn es ihm zu viel wird. Auch deshalb denke ich, es wird kein Weg daran vorbei führen, sie von den Tieren zu trennen, wenn sie sich nicht an gewisse Spielregeln hält. Bei manchen Dingen gibt es eben keine Option, sein Kind eigene Entscheidungen treffen lassen.

von cube am 07.01.2020, 14:31



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Grundsätzlich bin ich da total bei dir. Eine Trennung gehört unbedingt her nicht nur allein aus Schutz aller (Hund und Kind) sondern auch als Konsequenz. Nun ist es aber so dass ich nicht weiß ob es so wie wir es machen auch richtig ist. Ob sie überhaupt versteht dass es die Hunde betrifft. Denn wenn sie die Hunde nicht als Lebewesen wahr nimmt dann ist es für sie doch eher so dass wir sie von Oma weg zerren. Und ich möchte nicht dass das Signal falsch ankommt. Außerdem habe ich Angst dass das "niauf gehen" zu etwas negativem wird. Sie soll sich ja wohl fühlen und es als ihr zu Hause spüren. Nicjt als der Ort an dem sie zur Bestrafung hingeschickt wird. Weißt du was ich meine? Reden in dem Moment bringt absolut nichts denn da befindet sie sich wie in einem Tunnel und ist einfach nur in Rage und ich bin ehrlich gesagt sehr damit beschäftigt selber ruhig und klar zu bleiben. Wenn ich danach nochmal mit ihr die Situation reflektiere glaube ich bringt es auch nicht wirklich was da sie das einfach noch nicht versteht. Da kann es schon mal vorkommen dass ich als Antwort die Frage bekomme ob morgen die Müllabfuhr kommt etc. Komplett räumlich trennen geht leider nicht da die Wohneinheiten sehr offen sind und wir auch keinen eigenen Eingang haben. Also spätestens beim fort fahren und nach Hause kommen sieht man sich. Außerdem verabschieden und begrüßen wir die Großeltern immer und das würde ich gerne beibehalten.

von MarLen17 am 07.01.2020, 15:24



Antwort auf: Autonomes Kind

Das meinte ich mit "Worte und Taten". Reden alleine nützt ja noch nichts :-) Aber mehr so: Kind geht zu Oma runter, Hunde schlafen gerade. Oma sagt Enkelin direkt, dass die Hunde gerade noch nicht spielen können und sie bis dahin etwas anderes zusammen machen. Und sie dann eben auch aktiv vom Körbchen wegholt, wenns ie doch hin geht/hin will. Klappt das so gar nicht, wäre dann eher die Konsequenz "dann geht Oma mit dir! nach oben und wir spielen dort bis die Hunde wach sind". Also genau nicht "dann darfst du nicht bei Oma sein/kann Oma nicht mit dir spielen" sondern ganz klarer Grund: "weil die Hunde gerade Ruhe brauchen/wollen" (Klartext ist natürlich das hart klingende "wenn du die Hunde nicht in Ruhe lassen kannst, dann ...") Mir wäre ja auch daran gelegen, das es nicht wie eine Strafe wirkt, sondern eben eine logische Konsequenz - Trennung von den Hunden, nicht der Oma. ich denke schon, die Oma muss da aktiv für sorgen, dass eure Kleine entweder anders beschäftigt wird oder sie notfalls aktiv vom Körbchen/den Hunden weg holen. Wenn sie dann wach sind und spielen wollen, ist es ja ok und dann kann man ja auch klar sagen "schau, die Hunde sind wach - JETZT kannst du sie streicheln/spielen". Vielleicht auch ein paar Leckerlies geben, die sie dann füttern darf. So dass sie auch positiv mitbekommt, jetzt darf sie und alles ist gut.

von cube am 07.01.2020, 16:37



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Hallo! Ein Tipp für euch, vielleicht hilft das ja! Das Körbchen hat ja nicht funktioniert und deine Tochter hat ja jetzt in der Vergangenheit nicht gelernt, dass sie den Rückzugsort der Hunde eben als solchen zu respektieren/akzeptieren hat. Aus welchen Gründen auch immer hat das nicht geklappt und da ist der Zug jetzt auch abgefahren, weil es ja jetzt schon ne ganze Weile so geht. Vielleicht hat sie es zu Beginn einfach wirklich nicht verstanden und nun ist sie ja auch gewöhnt, dass sie dann doch da ran geht und versteht vielleicht auch nicht, was das Problem ist. Oma/Opa und die anderen Famlienmitglieder streicheln ja wahrscheinlich auch die Hunde, wenn sie im Körbchen sind, oder? Und deine Tochter weiß wahrscheinlich auch noch gar nicht, dass sie den Hunden weh tut, wenn sie so ruppig ist. Von daher würde ich gar nicht an dieser Regel festhalten, sondern eine neue Regel einführen ... zum Beispiel ein neuer, abgegrenzter Bereich, in den sich die Hunde zurück ziehen können (große Hundebox im Wohnzimmer oder wenn sich die Hunde in Schlafzimmer verziehen können oder was auch immer - das kommt ja auch darauf an, was räumlich möglich ist, es sollte aber was "neues" sein) und diese neue Regel dann konsequent durchsetzen. Wir haben zwar keine Hunde, aber zwei Kaninchen, die frei in der Wohnung laufen. Bei uns gibt es auch die Regel, dass das Kaninchenzimmer tabu ist: da darf nur der Papa rein zum Sauber machen und Füttern. Ich gehe tatsächlich in Anwesenheit meiner Tochter dort nicht rein. Die Regel ist: Nur Papa geht zum Füttern und Sauber machen rein. Das ist für meine Tochter dann auch leichter zu verstehen, eben weil es auch für uns Eltern keine Ausnahmen gibt. Wenn die Kinder älter sind, verstehen sie natürlich auch eher, was das Problem ist. Solange sie aber noch so klein sind, würde ich eine einfach Regel aufstellen, die dann eben für alle gilt - solange deine Tochter dabei ist! Die Hunde werden schon ziemlich schnell lernen, dass sie sich dann an ihren neuen Rückzugsort eben zurückziehen können, wenn es ihnen zu viel wird. Jetzt müsstet ihr halt mal überlegen, wie ihr das umsetzen könntet. Eure Tochter wird nach und nach auch lernen, wie man mit Tieren umgehen muss und was man darf und nicht darf. Ich drücke die Daumen!

Mitglied inaktiv - 07.01.2020, 17:31



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Ansonsten bin ich auch bei dem, was cube schreibt. Wichtig sind immer, Alternativen sagen: Wenn die Hunde schlafen/sich zurück gezogen habe, dann kann man nicht mit ihnen spielen, aber wenn sie nachher wach/wieder da sind, dann darfst du die Hunde füttern oder streicheln. Oder: .... dann gehen wir nachher mit ihnen raus. Oder was auch immer! Genauso bezüglich der Konsequenzen: Wenn du die Hunde nicht in Ruhe lässt, dann musst du jetzt mit Oma draußen spielen. Wichtig bei Verboten aller Art ist, dass das Kind Alternativen aufgezeigt bekommt: Hier an der Straße darfst du nicht rumhopsen, weil hier Autos fahren. Da hinten kommt ein Spielplatz, da gehen wir jetzt hin und da kannst du dann rumtoben. - Also ein Verbot so weit möglich immer mit einer Alternativhandlung verbinden, die dann erlaubt ist. Wenn deine Tochter noch so klein ist, sollte es möglichst eine Alternative sein, die dann auch schnell umzusetzen ist. Wenn deine Tochter älter ist und ein Zeitverständnis hat oder zum Beispiel einen bestimmten Spielplatz, der weiter weg ist, kennt oder was auch immer, dann kannst du auch Alternativen anbieten, die zeitlich etwas später erfolgen: Hier beim Einkaufen kannst du nicht so rumrennen, weil die Leute dich nicht sehen und über dich drüber fallen können. Wenn wir nachher zu Hause sind, gehen wir dann noch auf den Spielplatz bei uns um die Ecke.

Mitglied inaktiv - 07.01.2020, 17:50



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Ich stimme dir grundsätzlich zu, dass man versuchen kann, andere Regeln zu finden - aber der Vorschlag, die Hunde sollen woanders hin ist wenig praktikabel. Seit Monaten sind sie Körbchen gewöhnt - und nun sollen sie sich bitte an etwas anderes gewöhnen, weil Kind auf die Regel keine Lust hat? Was, wenn die neue Regel (aufwendig antrainiert) nicht klappt - dann müssen sich die Tiere an nochmal etwas neues gewöhnen? Nein, das kannst du mit Hunden, die ein Rudel mit festen Regeln brauchen - um nicht zu Angstbeißern zu werden zB oder aus Verwirrung keine Regel mehr akzeptieren - nicht machen. An eine Hundebox statt Körbchen müsste man sie nun erst (mehr oder weniger aufwendig) gewöhnen - und nicht jeder Hund akzeptiert eine Box als Rückzugsort im Gegensatz zum Körbchen. Schlafzimmer ist NoGo-Area :-) es sei denn, du willst deinen Hunden beibringen, dass sie zukünftig auch in dein Bett dürfen. Mit Hunden ist das anders als mit Kaninchen - die setzt du halt einfach wieder woanders hin und gut is. Ein Hund braucht aber seinen festen Platz - vor allen Dingen auch im Rudel namens Familie. Dazu gehört eben zB auch, das er einen bestimmten Platz hat zum Rückzug bzw. dort auch hin soll, wenn er eben nicht dabei sein soll (essen zB) und Orte/Räume, die dem Rudelführer gehören und tabu sind, wie zB Schlafzimmer. Solche Dinge kannst/solltest du nicht ändern, wie es gerade passt. Sorry, da finde ich muss Kind sich anpassen lernen - genau so wie die Hunde sich schon anpassen, indem sie eben nicht abschnappen, obwohl sie sich gerade massiv belästigt fühlen. Bitte nicht so verstehen, als wenn ich die Tiere über das Kind stellen würde! Aber ich finde es ehrlich gesagt nicht zuviel verlangt, dass Kind sich an diese recht simple Regel "Hunde im Körbchen - nicht anfassen/spielen" halten lernt. Plus evt. Regel "das tut dem Hund weh - bitte lass ihn". das ist doch nichts anderes als bei anderen Kindern auch: "hauen/fest drücken tut weh, lass das", "x will das nicht, lass das". Das bringen wir unseren Kindern doch auch ziemlich schnell und mit entsprechender Konsequenz bei - warum nicht auch bei den Tieren?

von cube am 07.01.2020, 21:27



Antwort auf: Autonomes Kind

Ja, kann man - aber nur, wenn der Hund das signalisiert. Bspl bei uns: wir kommen morgens runter, Hund liegt im Körbchen und dreht sich extra auch den Rücken --> will gestreichelt werden. Oder er steht auf, kommt zu uns --> streicheln. Hund macht ein Auge auf, wieder zu, bleibt zusammengerollt --> will schlafen/Ruhe. Hund geht selbst ins Körbchen und rollt sich zusammen --> Hund will Ruhe. Der Hund wird - wenn gut erzogen und seiner Rolle im Rudel klar - nicht beißen, wenn du dennoch streichelst; aber es ist ihm eigentlich nicht recht. Hunde kommen auch in eine Flegelphase (Hunde-Teenie) - wenn da die Regeln für Hund (und Mensch) nicht gefestigt oder undurchschaubar sind, wird er seine Rolle ausbauen wollen und schnappen, wenn ihm was nicht passt. Und das ist bei Kindern dann meistens Gesichtshöhe. Daher ist es eben wichtig, das sowohl Hund als auch Mensch! sich an die wirklich wenigen, einfachen Regeln halten. Die meisten Hunde, die von Familien im Tierheim abgegeben werden, sind aus diesen Gründen dort.

von cube am 07.01.2020, 21:48



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Wegen den Körbchen muss ich Cube zustimmen. Hunde brauchen ganz klar ihre Strukturen und ihren Platz. Den legt man eben sobald als möglich fest und sollte ihn nicht unbedingt ändern. Das wäre als müsstest du jetzt aus deinem Haus ausziehen weil dein Kind das nicht so toll findet. Das mit dem Oma bringt sie bzw geht mit haben wir schon ab und an gemacht stößt aber auch sehr auf Gegenwehr. Bei ihr ist es eben etwas kompliziert. Sie ist extrem autonom, Konsequenzen sind ihr (zumindest sieht es so aus) egal. Und trotzdem muss sie ja auch lernen wie man sich in einer Familie verhält. Heute sind die Hunde das Problem, morgen was anderes. Eigentlich brauche ich vielmehr Rat wie ich es mit ihrem Charakter schaffe Kooperation zu bekommen was bislang einfach nicht der Fall ist. Sie ist mehr der Typ "mit dem Kopf durch die Wand komme was wolle, entweder mein Weg oder Lautstarker Protest. Die Frage ist Ob unser Weg mit konsequenter Trennung bei nicht angemessenem Verhalten der richtige ist oder ob wir andere Wege/Alternativen probieren sollten. Bei den Hunden ist natürlich die Trennung schon einmal sicherheitshalber unumbringlich. Hier muss ja nicht nur das Kind erzogen werden dass im Affekt versucht am Schwänzchen zu ziehen, sondern auch der Hund , der sich beim Anblick der kleinen so freut dass er sie anspringen und abschlecken möchte, muss noch erzogen werden. Die Theorie kennen wir aber die Praxis ist halt dann doch noch einmal anders. Ich finde den Austausch aber gerade schon extrem helfend und danke euch beiden sehr @cube hattest du auch noch ein Kleinkind als ihr euch einen Welpen geholt habt?

von MarLen17 am 07.01.2020, 22:30



Antwort auf: Autonomes Kind

Mit Hunden kenne ich mich nicht aus. Kaninchen sind ebenfalls revierbezogene Rudeltiere... einfach woanders hinsetzen funktioniert bei Kaninchen nicht. Natürlich könnte man, wenn man wollte, weil Kaninchen im Gegensatz zu Hunden halt deutlich kleiner sind - aber das macht man einfach nicht, weil es den Tieren nicht gut tut. Zumal unsere Kaninchen „Käfig“ nur aus den Zeiten im Tierheim und davor kennen und nun jahrelang Freilauf in der Wohnung gewöhnt sind. Und für ein Kleinkind ist eine Regel „man darf streicheln, wenn der Hund das signalisiert“ schwer nachzuvollziehen. Offensichtlich klappt es ja in diesem Falle auch nicht. Was mit Hunden praktikabel ist und was nicht, das kann ich nicht sagen (hab ja auch geschrieben, dass man sich da halt was einfallen lassen kann). In einem Jahr sieht die Sache ja schon wieder ganz anders aus. Übrigens hat meine Schwester 4 Kinder und zwei große Hunden (beide hatten 25/30 kg, die Hunde leider vor kurzem gestorben) ... diese haben sehr auch einen Platz wohl im Schlafzimmer gehabt und durften nicht ins Bett und das hat geklappt; genauso haben sie als die Zwillinge kamen den Platz für beide Hunde umarrangiert, das war überhaupt kein Problem. Der neue Platz war im Wohnzimmer und die zwei Hunde haben ihren beuen Rückzugsort schnell akzeptiert, eben weil dort Ruhe war und die Kinder dort nicht hingegangen sind. Der „alte Platz“ wurde nicht weg geschafft, sondern ein neuer Platz geschaffen und die Hunde haben sich dann eben für die neue, ruhigere Ecke entschieden, wenn es zu viel wurde. Im Prinzip, wie wenn ich aus meiner Wohnung ausziehe, weil ich nen schönes Häuschen im Grünen gefunden habe (um das Beispiel mal aufzugreifen). ;-) Es wurde also kein Hund zwangsumgesiedelt. ;-) Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass das Kind sich anpassen muss. ABER offensichtlich - wie oben schon geschrieben - scheint es ja in diesem Falle nicht zu klappen. Wir hatten von Anfang an die Regel, dass das Kaninchenzimmer tabu ist, sodass die Kaninchen sich eben zurück ziehen können. Wenn unsere Tochter zu ruppig war, waren die Kaninchen „aus ihrer Reichweite“ - dadurch hat sie natürlich automatisch gelernt, dass sie bestimmte Dinge nicht tun sollte, wenn sie die Kaninchen beobachten/streicheln/füttern möchte.

Mitglied inaktiv - 08.01.2020, 01:42



Antwort auf: Autonomes Kind

Nachtrag: Bei meiner Schwester ging es bei der Umsiedelung weniger darum, dass die Kinder die Hunde dauernd bedrängt haben, sondern die Hunde hatten - da sie schon vor den Kindern da waren - einen bestimmten Platz, der dann einfach nicht mehr so gemütlich war. Wenn dann plötzlich Kind 2 und 3 auf einmal kommen, war natürlich alles enger und mehr Gewusel, sodass der ehemals ruhige Platz für die Hunde dann plötzlich nicht mehr so ruhig war. Da gab es dann eben zusätzlich den Alternativplatz und nach und nach sind die Hunde dann freiwillig umgezogen.

Mitglied inaktiv - 08.01.2020, 08:50



Antwort auf: Autonomes Kind

Meine Schwägerin hatte einen kleinen Hund als unser Kind Kleinkind war. Unser Hund kam erst, als Kind bereits Vorschulalter hatte. Und auch da war es schwierig, ihm klar zu machen, dass der kleine süße kuschelige Welpe eben kein Kuscheltier ist. Das die kleinen Zähnchen mal groß und scharf werden und nicht mehr nur knabbern, wenn etwas nicht passt (oder aus dem hündischen Knabberbedürfnis heraus). Als er kleiner war und bei meiner Schwägerin den Hund so bedrängt hat, war es eben auch so, dass letztendlich angesagt werden musste, dass wir ansonsten leider wieder gehen müssen. Ich habe es da versucht mit Vergleiche wie "wie fändest du das, wenn dich jemand an den Haaren zieht?" usw. Und natürlich eben klarer Ansage und immer schon rechtzeitig davon abhalten, den Hund überfallsartig im Körbchen zu belästigen. Mit 5,5 war das Verständnisnatürlich schon viel größer - aber der Welpe soooo süüüüüß!!! ;-) Ist ja ein bisschen wie mit einem Baby - das kann sich erst auch nicht so richtig wehren und wird ins Bettchen gelegt, rausgenommen etc ohne das echte Gegenwehr erfolgt. Ein Welpe wehrt sich ja zunächst auch nicht wirklich und vermittelt auch einem 5-jährigen damit, dass er es gut findet, gekuschelt und getragen zu werden. Und ja, wir hatten deswegen auch richtig Terror. Gerade weil wir da mehr Einsicht unseres ebenfalls autonomen Kindes erwartet haben. Letztendlich war es so: als Hund dann ins Flegelalter kam, hat uns die Hundetrainerin (wir waren von Beginn an in der Welpen/Hundeschule) erklärt, wie das ist mit Kind und Hund. Ganz knapp gesagt: je dümmer der Hund, umso genügsamer reagiert er auf alles, lässt viel mit sich machen. Je schlauer der Hund, umso empfindlicher reagiert er auf Regelverletzungen. Unser Hund ist leider schlau ;-) Und: Kinder sind für Hunde nicht eindeutig in der Rangfolge. Ein Teenie ja - aber jüngere Kinder können nicht eingeschätzt werden. Also wird der Hund versuchen, diese Rangordnung festzulegen/auszutesten. Rüden eher als Weibchen. Bei uns so: Hund liegt auf seiner Decke auf dem Sofa. Ich setze mich direkt daneben. Hund guckt, will das eigentlich nicht, aber ich stehe in der Rangfolge ganz klar über ihm. Er macht nichts. Kind setzt sich ganz nah daneben und will ihn auch noch streicheln. Hund will das gar nicht und meint, Kind ist unter mir. Schnappt. Nicht beißen, abschnappen - also eine Warnung, kein Kampf. Aber klar, genau ins Gesicht - weil auf Maulhöhe. Kind gebrüllt wie am Spieß - war aber nur ein kleiner Kratzer. Wir total erschrocken, Hund geschimpft, Kind klar gemacht, dass er es doch bitte!!! lassen soll. Hundetrainerin: Hund muss jetzt lernen, das Kind "No-GO" ist, also gewissermaßen höher in der Rangfolge. Hund also runter vom Sofa und nur noch drauf, wenn wir es explizit erlauben. Und gar nicht, wenn Kind auf dem Sofa ist. Kind klar machen, dass es sich ebenfalls an Regeln halten muss, sonst klappt das nicht. Hund muss hören, Kind muss aber auch hören/respektieren. Nach 3 Wochen war das Thema durch. Hund hat kapiert "mir gehört eigentlich nur das Körbchen" (das dann aber eben auch wirklich), alles andere wird von den Menschen bestimmt. Auch dem Kind. Unser Hund ist wirklich sehr lieb - aber auch er hat seine Grenzen. Inzwischen ist unser Kind 7 und der Hund sein bester Freund. Gehen wir zusammen raus und Kind fährt auf dem Rad vor, sprintet Hund direkt hinterher um aufzupassen, das er ja nicht verloren geht. Für unseren Hund ist unser Kind etwas Schützenwertes geworden. Ist Kind traurig, kommt Hund sofort angewieselt und tröstet (Schnauze aufs Bein legen, Hand ablecken etc). Aber das war auch mit einem Vorschulkind kein einfacher Weg. Man muss leider da wirklich auch vom Kind Respekt für die Grenzen des Tieres einfordern - auch, um das Kind zu schützen und einen entspannten Umgang zwischen beiden irgendwann zu haben. Bzgl. Umsiedeln: bei deinem Bspl. Blablublubb wurde den Hunden das angeboten und sie haben es selbst ausgesucht/angenommen, Das ist etwas anderes als zwangsweise umsiedeln. Wenn jemand seinen Hunden das Schlafzimmer erlaubt, schön. Sehr viele wollen genau das aber nicht. Und wie gesagt: dem Hund ein eigentliches No-Go plötzlich zu erlauben kann/wird provozieren, dass er sich selbst auch andere Dinge erlauben will. Ein Hund braucht Regeln wie er sie in einem Hunderudel auch hätte. DU bist derAnführer - wenn der aber plötzlich weich wird oder inkonsequent, ist er kein Anführer mehr. das verwirrt den Hund und er will wieder Regeln/Ordnung schaffen. Im Zweifel zu seinen Bedingungen. Dein Grundsatz ist - die alten Regeln funktionierend och eh nicht, dann müssen eben neue her. Das st aber für ein Tier kein Grund. Für das Tier funktionieren die Regeln ja - das Kind hält sich nicht daran. Warum soll also das Tier etwas ändern? Gehst du zB nicht mehr Einkaufen weil dein Kind sich nicht an die Regel hält, nicht alles aus den Regalen zu räumen? Oder verlangst vom Ladenbesitzer, dass er gefälligst umräumen soll, weil die bisherigen Regeln ja nicht funktionieren? Oder erlaubst du deinem Kind doch, das Sofa als Trampolin zu benutzen, weil die Regel "Sofa ist kein Trampolin" ja nicht funktioniert hat? Du sagst doch selbst: das Kaninchenzimmer war von Anfang an tabu - diese Regel hast du sicher nicht geändert, weil Kind sie doof fand nehme ich an? Nichts anderes ist es bei der AP und ihrem Kind mit den Hunden.

von cube am 08.01.2020, 10:44



Antwort auf: Autonomes Kind

@cube: Ich bin da mehr oder weniger komplett bei dir! Vielleicht war das missverständlich geschrieben: neue Regel fürs Kind, ein Angebot eines neuen Rückzugsortes für die Hunde. Dass der Hund zwangsweise umgesiedelt werden muss, hab ich nicht gemeint und eigentlich auch nicht geschrieben, das war jetzt einfach ein Missverständnis. Das Problem der TE geht ja nun schon länger und zufrieden ist niemand damit, für alle Beteiligten bedeutet es ja enormen Stress. Die Situation ist ja nun schon vorbelastet; Kind und Hunde haben ihre negativen Erfahrungen gemacht. Von daher fände ich es in dieser speziellen Situation (nicht generell!) hilfreich, hier einen "Reset-Knopf" zu drücken und bei Null anzufangen. Das wäre jetzt einfach für diese Situation, so wie ich sie erfasse, mein Lösungsansatz. Gleichzeitig kann und sollte man dann auch dem Kind eine neue Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bieten. Das Kind macht es ja sicher nicht mit Absicht und ich würde auch nicht sagen, dass die Eltern/die Familie da irgendwas versäumt hat und es deswegen so aus dem Ruder läuft. Sicherlich macht man/frau nicht immer alles richtig, aber die meisten Kinder schaffen es ja trotzdem, die Regeln zu akzeptieren. Warum das jetzt in diesem Fall so schwierig ist und für Frust sorgt ... wer weiß! Manchmal ist es halt einfach so. Mit "liebevoller Konsequenz" ist es manchmal einfach nicht getan. Da kann dann helfen, diesen einzelnen Konfliktsituationen aus dem Weg zu gehen. Das ist natürlich nichts, was man immer tun sollte, aber manchmal ist das sinnvoll und nötig, um nicht immer und immer wieder Stress zu forcieren. Und so wie die TE es beschreibt, scheint ja die Situation ja doch sehr eingefahren zu sein. Ich finde, es ist sehr schade, dass das Kind einerseits die Möglichkeit hat, mit Tieren aufzuwachsen, auf der anderen Seite es einfach in diesem Fall - warum auch immer - nicht so richtig klappt. Im blödesten Fall ist ja auch das Verhältnis von Hunden und Kind nachhaltig gestört, was halt sehr sehr schade wäre. Nun ist halt die Frage, was ist für die Hunde und das Kind mehr Stress? Aber nun gut .... man könnte hier noch ewig diskutieren. :-) Ich hoffe einfach, dass die TE schnell eine gute Lösung für alle Beteiligten finden wird und drücke dafür die Daumen.

Mitglied inaktiv - 08.01.2020, 11:29



Antwort auf: Autonomes Kind

Das hoffe ich für die AP auch! Für Kinder ist es schon toll, mit Tieren aufzuwachsen und gerade mit einem kinderlieben, verspielten Hund kann ein Kind ja dann auch richtig Freundschaft schließen und auch spielen. Und natürlich machen es die meisten Kinder nicht absichtlich. Ist halt schwierig zu begreifen, dass dieses kuschelige Tierchen nicht jedes Mal vor Freude ausflippt, wenn man ihn doch eigentlich nur kuscheln will, weil man ihn so lieb hat. Ich bin gespannt, was Dr. Nohr dazu noch antwortet - wir haben hier ja jetzt mehr aus eigener Erfahrung getratscht :-) aber nichts psychologisch erhellendes dazu beisteuern können. Ich hoffe, er hat das über unseren langen Thread nicht übersehen.

von cube am 08.01.2020, 12:24



Antwort auf: Autonomes Kind

Hallo MarLen, Ihr habt hier ja schon eine sehr konstruktive Diskussion gehabt. Ich möchte noch zwei Hinweise hinzufügen. Vielleicht hilft Dir davon etwas. 1. Es macht Sinn, den Hunden eine Box anzubieten, zusätzlich zum Körbchen, und dieses dann FÜR ALLE als Tabuplatz zu betiteln, den Ihr auch mit Klauen und Zähnen für die Welpen verteidigt. Das hat zwei Vorteile: 1. lernen die Hunde dann meist schnell, dass sie hier wirklich ungestört und unbelästigt bleiben, 2. kann das Kind sie in der Box nicht ständig so verlockend sehen. Bildlich gesprochen: Die Schokolade, die das Kind nicht essen darf, baumelt nicht mehr so offensichtlich im Blickfeld herum. Das macht es leichter, andere Dinge in den Fokus zu bekommen. 2. Es darf auch kein Erwachsener in Anwesenheit des Kindes dieses Tabu übertreten. Korb/Kiste ist Ruheplatz. Da streichelt niemand! Wenn die Welpen Kontakt wollen, müssen sie rauskommen. Unser Hund ist ein Auslandshund mit ungünstigen bzw. zu wenigen Kinderkontakterfahrungen in der Prägezeit. Meine Tochter, damals 6 Jahre, brauchte Montate mit viel Geduld und auch einigen Tränen, bis der Hund sie an sich heran ließ. Das war mühsam, aber eine unglaublich wertvolle Erfahrung in Sachen Grenzen eines Lebewesens respektieren und auch wahrnehmen lernen. Heute, mit 8, ist sie die zweitwichtigste Bezugsperson für den Hund, und sie verstehen sich sehr gut. Sie war damit für den Hund der Prototyp eines vertrauenswürdigen Kindes, und der Hund war für sie der Prototyp eines Wesens, das viel Zurückhaltung und Geduld im Umgang braucht. Beide sind daran gewachsen. Euer Kind wird auch wachsen. Ihr bringt ihm bei, geduldig, freundlich und konsequent, was beim Hund geht und was nicht, und wie die Hundesprache zu lesen ist. Das bleibt ja zum Glück nicht so und entwickelt sich. Und - ja - Deiner Sorge, Dein Kind könnte das mit Oma verbinden, kannst Du wirklich gut begegnen, wenn Oma dann eben mit hoch kommt oder mit dem Kind rausgeht. Viel Erfolg mit dieser aufregenden Arbeit! VG Sileick

von Schniesenase am 10.01.2020, 11:41